Lady Bird
Der Alltag von Christine „Lady Bird“ McPherson im kalifornischen Sacramento besteht aus High-School-Routine, Familienärger und ersten ernüchternden Erfahrungen mit Jungs - kein Wunder also, dass die 17-jährige davon träumt, flügge zu werden. Im echten Leben rebelliert sie mit Leidenschaft und Dickköpfigkeit gegen die Enge in ihrem Elternhaus. Doch allzu leicht macht ihre Mutter die Abnabelung dem ebenso eigenwilligen wie aufgeweckten Teenager nicht, und so ziehen beide zwischen Trotz, Wut und Resignation immer wieder sämtliche Gefühlsregister.
»Don't you think maybe that they are the same thing - love and attention?«
Lady Bird sorgte auf der ganzen Welt für euphorische Publikums- und Kritikerreaktionen und zeigt auf unwiderstehlich charmante und berührend wahrhaftige Weise, was es heißt, in einem Kaff wie Sacramento erwachsen zu werden. Dabei richtet Greta Gerwig bei ihrer ersten Regiearbeit ihren sehr persönlichen und originellen Blick nicht zuletzt auf eine ungewöhnlich intensive Mutter-Tochter-Beziehung, in der jede Menge Potenzial für emotionale Konflikte, aber auch von Herzen kommende Komik steckt.
In der Titelrolle ist die irische Schauspielerin mit dem schwierig auszusprechenden Vornamen zu sehen - Saoirse Ronan, die ihrem Rollenrepertoire nach Filmen wie Hanna, Byzantium und Brooklyn nun die Rolle einer Jugendlichen hinzufügen kann, die auf der Suche nach ihrer Zukunft ist, die sich von dem eher aussichtslosen Dasein in Sacramento unterscheiden soll. Dabei agiert Saoirse ihrer Rolle entsprechend, die an die der Regisseurin angelehnt ist. Und wre Greta Gerwig schon mal in einem ihrer Filme gesehen hat, der kann sie auch wiedererkennen!
Die rebellisch-frustrierte Christine nennt sich ab sofort Lady Bird und eckt ständig mit ihrer Mutter an. Immer wieder hat diese etwas an ihrer Tochter herumzumäkeln, was gleich zu Beginn des Films dazu führt, dass Lady Bird aus dem fahrendne Auto springt und sich glücklicherweise nur den Arm bricht! Dabei meint es ihre Mutter, hinreißend von Laurie Metcalf gespielt, nur gut mit ihr. Beide wollen eigentlich dasselbe - dass Christine bzw. Lady Bird sich eben nicht kaputtschuften muss, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mutter Marion ist die Alleinverdienende in der Familie, denn Vater Larry ist arbeitslos und mit den Nerven am Ende, hat aber stets ein freundliches Ohr für seine Tochter. Und ihr Bruder Miguel macht einen auf Grufti mit Metall im Gesicht und schräger Frisur - genauso wie seine Freundin.
Und dann ist da auch noch die katholische Schule, ihre beste Freundin Julie, die durch ihre korpulente Erscheinung ebenfalls ein wenig als Außenseiter wirkt. Dann ist da Danny, gespielt von Lucas Hedges, der vor kurzem in Three Billboards outside Ebbing, Missouri zu sehen war, mit dem sie eine Beziehung anfängt, die jedoch schon bald zum Scheitern verurteilt ist und Lady Bird sich an den stillen, aber doch cool wirkenden Bücherwurm Kyle heranmacht, gespielt von Timothée Chalamet, der ebenfalls erst vor kurzem in Call me by your Name zu sehen war. Dieser ist wiederum mit den ebenso coolen Mädels befreundet, zu denen auch Jenna gehört - gespielt von Odeya Rush, die man eventuell aus Hüter der Erinnerung - The Giver oder Gänsehaut kennt.
Die halb autobiografische Liebeserklärung an Sacramento hat zahlreiche Preise eingeheimst, darunter zwei Golden Globes®, ist aber weder zu dramatisch noch zu lustig, weshalb es letztlich auch nicht für den Oscar® gereicht hat. Oft plätschert der Film vor sich hin, bis man vom Gezeter der Mutter aus dem Brei gezogen wird. Das Erstlingswerk von Greta Gerwig ist souverän inszeniert und halbwegs unterhaltsam, nicht zuletzt durch die gute Besetzung vor und hinter der Kamera. Und Fans der kurzlebigen Serie Limitless bekommen ein Wiedersehen mit Hauptdarsteller Jake McDorman, der hier den Englischlehrer spielt. ■ mz
24. April 2018
Drama
USA 2017
94 min


mit
Saoirse Ronan (Lady Bird McPherson)
Laurie Metcalf (Marion McPherson)
Lucas Hedges (Danny O'Neill)
Beanie Feldstein (Julie Steffans)
Timothée Chalamet (Kyle Scheible)
Odeya Rush (Jenna Walton)
Tracy Letts (Larry McPherson)
Jake McDorman (Mr. Bruno)
Jordan Rodrigues (Miguel McPherson)
u.a.

drehbuch
Greta Gerwig

musik
Jon Brion

kamera
Sam Levy

regie
Greta Gerwig

produktion
Scott Rudin Productions
Entertainment 360
IAC Films
Mission Films Productions

verleih
Universal


vorspann
Eingeblendete Namen und Titel filmüberlagernd

abspann
normal rollender Abspann

erwähnung
keine