Noch vor etwas über 30 Jahren schien es fast unvorstellbar, dass man sich an einem Computer einloggen, ein eigenes Profil kreieren und mit Menschen weltweit in Echtzeit kommunizieren könne. Und was wäre, wenn man sich in 30 Jahren einloggen würde und mit einem selbst geschaffenen Avatar in einer unendlichen virtuellen Welt mit Menschen interagieren könnte? Man stelle sich die Möglichkeiten vor...und die Gefahren!
Das ist die Hauptprämisse in Ernest Clines Bestseller „Ready Player One“, der im August 2011 die Buchläden bereicherte. »Es ist ein riesiges, ausuferndes Abenteuer, das zwischen zwei völlig verschiedenen Welten hin und her springt«, sagt Regisseur Steven Spielberg. »Ich denke, Ernest Cline ist ein Visionär, der von einer Zukunft schrieb, die in Wirklichkeit gar nicht so weit davon entfernt ist, wohin wir mit der Evolution der virtuellen Realität steuern.« Ohne die Einflüsse durch die Filme des dreifachen Oscar®-Gewinners wäre „Ready Player One“ vermutlich gar nicht entstanden. Dass jetzt ausgerechnet Steven Spielberg den Kreis schließt, muss für den Autor die höchste Ehre sein.
»People come to the OASIS for all the things they can do.
But they stay because of all the things they can be.«
But they stay because of all the things they can be.«
Wir schreiben das Jahr 2045. Die rücksichtslose Ausbeutung der fossilen Energieträger führte zu einer globalen Energie- und Wirtschaftskrise, die große Teile der Menschheit hungern lässt, was zu einem massiven Niedergang der Zivilisation führte. In dieser Welt der maximalen sozialen Gegensätze und eines hemmungslosen Kapitalismus gibt es aber auch unermesslichen Reichtum in der Hand krimineller Großkonzerne und bei Privatpersonen.
Andererseits existiert eine perfekte virtuelle Welt - eine Simulation, in der die Grenzen der Geografie, der Gesetze und auch der Identität aufgehoben sind. Diese virtuelle Welt trägt den Namen OASIS. Sie bietet als Alternative für heruntergekommene staatliche Schulsysteme Bildung und Wissen für alle, Unterhaltung und Computerspiele, aber auch ein paralleles Währungs- und Wirtschaftssystem, das nahtlos in die reale Welt übertragbar ist.
Sie wurde von dem aus einfachen Verhältnissen stammenden Nerd James Halliday, einem Fan der Popkultur der 80er Jahre, programmiert, der damit ein Milliardenvermögen machte. Betrieben wird die OASIS von seinem Großkonzern Gregarious Games, der bisher alle feindlichen Übernahmeversuche durch seinen skrupellosen Konkurrenten, dem monopolkapitalistisch ausgerichteten Konzern IOI abwehren konnte.
Nach dem Tod des Programmierers, der übrigens als Trekkie in einer Mark-VI-Sonde als Sarg samt Sternenflottensymbol- und Enterprise-Gebinde aufgebahrt wurde, beginnt die gnadenlose Jagd auf dessen Erbe - OASIS. Sein ungeheures Vermögen und die totale Kontrolle über OASIS hinterlässt er der ersten Person, die siegreich aus einem dreiteiligen Wettbewerb hervorgeht: Es müssen drei Schlüssel gefunden werden, die zu einem Osterei führen, das der Programmierer irgendwo in dieser virtuellen Welt versteckt hat.
Der Teenager Wade Watts, dessen Name allein sich schon an den bürgerlichen Namen der bekannten Superhelden ausrichtet, wohnt in den „Stapeln“ von Columbus, Ohio - in einem vertikalen Wohncontainerpark mit seiner Tante und ihrem Freund. Die meiste Zeit befindet er sich jedoch in der OASIS - in einem alten Lieferwagen mit multidirektionalem Laufband, VR-Brille und -Handschuh, den er sich von der Tante „ausgeliehen“ hat.
»Losing your shit means losing it all.«
Für die Suche nach dem Osterei hat er sich von IOI den brandneuen VR-Anzug samt Helm besorgt, was den Benutzer die virtuelle Welt auch fühlen lässt! In der OASIS wird Wade zu seinem Avatar Parzival, benannt nach dem Ritter, der den Heiligen Gral gefunden hat. Tye Sheridan, der beide Figuren spielt, sagt über seine Doppelrolle: »Wade und Parzival sind sehr unterschiedliche Leute. Parzival ist all das, was Wade nicht ist. Wade ist ein irgendwie schreckhafter und schüchterner Typ, von allen abgeschottet, während Parzival selbstsicher, mutig, einfallsreich und sehr geschickt ist.«
Als Parzival die erste Aufgabe der realitätsverändernden Schatzsuche löst, geraten er und seine virtuellen Freunde, die sich zusammen die „High Five“ nennen, in ein fantastisches Universum voller Entdeckungen und Gefahren und bemühen sich, OASIS und ihre Welt zu retten. Das ist nicht einfach, denn Nolan Sorrento, der Chef von IOI, hat es sich in den Kopf gesetzt, das Osterei selbst zu finden, wozu er hunderte freiwilliger und unfreiwilliger Beschäftigte einsetzt, die „Sixers“ genannt werden, weil sie mit Nummern statt Namen bezeichnet werden. Schon bald erfährt dieser, wer Parzival wirklich ist, und macht sich auf die Jagd nach Wade.
Zu den High Five gehören Parzivals Kumpel Aech, ein riesiger Typ, der in der OASIS zu den besten „Mechanikern“ gehört, der praktisch alles bauen und reparieren kann und seit geraumer Zeit einen eigenen „Iron Giant“ bastelt. Beim gigantischen Autorennen auf der Suche nach dem ersten Schlüssel macht Parzival Bekanntschaft mit der ebenso cleveren Art3mis, benannt nach der griechischen Göttin der Jagd, in die er sich Hals über Kopf verknallt. Die anderen zwei Freunde sind Daito und Sho - ein Samurai und ein Ninja, die sich mit Parzival und Aech immer wieder gegenseitig aushelfen.
»Why can't we go backwards for once? Backwards, really fast!«
Bevor am Ende Parzival und die Armme der „gunters“ (kurz für: egg hunters - Eierjäger) in beiden Welten auf Nolan Sorrento und IOI treffen, müssen die High Five ein Menge Hindernisse überwinden, um die drei Schlüssel und das Osterei zu finden - u.a. eine Interpretation des Horrorklassikers The Shining! Es gibt so viele Verweise auf die Popkultur der 80er, sei es der DeLorean aus Zurück in die Zukunft, den Parzival im Rennen fährt, oder ein nach dem Regisseur jener Filme benannten Zemeckis-Würfel, der ein virtuell verfeinerter Rubik-Würfel zu sein scheint. Auch der Komponist der Filmmusik jener Trilogie und zahlreicher weiterer Filme jener Epoche, zumeist für Filme von Robert Zemeckis, kommt zum Zuge: Da Steven Spielbergs Hauskomponist John Williams bereits mit dem Oscar®-nominierten Die Verlegerin (The Post) des Regisseurs beschäftigt war, fand er in Alan Silvestri genau den Richtigen, der „die Sensibilität der 80er und das musikalische Vokabular besitzt, um eine musikalische Erzählung von Anfang bis Ende zu gestalten“.
Man muss den Film eigentlich mehrmals sehen, um alle Reverenzen und Referenzen zu entdecken. Auch ist der Film dermaßen mitreißend, dass man es manchmal schwer hat, den Geschehnissen zu folgen, weil man das soeben Gesehene noch verarbeitet. Geschickt verwandelt Zak Penn mit Hilfe von Romanautor Ernest Cline dessen Werk in etwas Anderes - eine abgespeckte und leicht veränderte Geschichte, die dennoch über zwei Stunden braucht, um vollständig erzählt zu werden, dabei aber keine (oder kaum) Längen kennt. Hinzu kommt dann auch noch die mentale Überladung durch 3D und IMAX®. Es muss aber dazugesagt werden, dass man den Film zumindest in 3D sehen sollte, da man sonst das eigentliche Thema verfehlt. Es würde mich auch nicht wundern, wenn der Film auf Blu-ray als VR-Version erscheint, was aber eher noch Zukunftsmusik ist.
»Ich wollte, dass der Film diese Art von Abenteuer ist...einen Film mit so viel Vorlaufgeschwindigkeit zu schaffen, die einem das Haar zurückbläst, während man in die Zukunft rast«, sagt Steven Spielberg abschließend. Der Filmemacher hat zusammen mit Industrial Light & Magic und Digital Domain eine wahnsinnig real wirkende virtuelle Welt geschaffen, dessen Figuren aufwändig durch das mittlerweile gängige Motion-Capture-Verfahren mit den Schauspielern belebt werden.
Neben den Jungdarstellern, zu denen auch die aus Bates Motel und Filmen wie Ich und Earl und das Mädchen und The Limehouse Golem bekannte Olivia Cooke (24), die im Film die starke Heldin Samantha Cook spielt, die auch sprachlich nicht mit Sänger Sam Cooke in Verbindung gebracht werden möchte, sowie die 33-jährige Lena Waithe, die hauptsächlich als TV-Drehbuchautorin arbeitet, aber seit einiger Zeit auch vor die Kamera tritt, z.B. als Denise in Master of None, und in Ready Player One ihr Leinwanddebüt gibt, sind auch Veteranen im Film zu bewundern - so wie Mark Rylance, der bereits zum dritten Mal mit dem Regisseur zusammenarbeitet und wieder in eine komplett andere Rolle schlüpft!
2015 spielte er an der Seite von Tom Hanks einen alten Spion in Berlin, ein Jahr später den animierten „großen freundlichen Riesen“ und nun den jungen wie auch alten Nerd James Halliday, dessen Schüchternheit schon irgendwie an einen George McFly erinnert. Und er spielt Anorak - die virtuelle Version Hallidays, die die Suche nach dem Osterei leitet. Da der begnadete Programmierer nicht so sehr mit Leuten umgehen konnte, zog er Odgen Morrow hinzu, der ihm dabei half, seine Pläne zu realisieren und unter die Massen zu bringen. Morrow wird von Simon Pegg gespielt, den mittlerweile alle kennen sollten - ob aus britischen Komödien wie Shaun of the Dead oder Hot Fuzz oder Hollywood-Straßenfegern wie Mission: Impossible oder Star Trek. Dem bekennenden Trekkie haben wir es vermutlich auch zu verdanken, dass es in Ready Player One so viele Hinweise auf Gene Roddenberrys Universum gibt.
Bleibt nur noch die Frage offen, wie die jüngeren Generationen den Film aufnehmen werden, da diese die 80er Jahre nur vom Hörensagen kennen. Unabhängig von den Anspielungen an die 80er Jahre besitzt der Film auch noch eine wichtige Botschaft, die man bei all den Details und visuellen Reizen ein wenig aus den Augen verlieren vermag. Ready Player One ist jedenfalls eine Achterbahnfahrt besonderer Güte, die kaum ein anderer Filmemacher hätte so komplex und in sich (ostereier)rund inszenieren können. ■ mz
7. April 2018
Abenteuer/SciFi/Action
USA 2018
140 min
3D | IMAX®
mit
Tye Sheridan (Wade Owen Watts/Parzival) Sebastian Fitzner
Olivia Cooke (Samantha Cook/Art3mis) Victoria Frenz
Ben Mendelsohn (Nolan Sorrento) Dennis Schmidt-Foß
Lena Waithe (Helen Harris/Aech) Maja Maneiro
T.J. Miller (I-R0k) Björn Schalla
Win Morisaki (Toshiro/Daito)
Philip Zhao (Sho)
Simon Pegg (Ogden Morrow/Kurator) Simon Jäger
Mark Rylance (James Donovan Halliday/Anorak) Frank Röth
Hannah John-Kamen (F'Nale Zandor) Julia Kaufmann
Susan Lynch (Tante Alice) Katrin Fröhlich
Ralph Ineson (Rick) Matti Klemm
u.a.
drehbuch
Zak Penn
Ernest Cline nach seinem gleichnamigen Roman
musik
Alan Silvestri
kamera
Janusz Kaminski
regie
Steven Spielberg
produktion
Amblin Entertainment
Warner Brothers
Village Roadshow Pictures
Dune Entertainment
De Line Pictures
Reliance Entertainment
Farah Films & Management
verleih
Warner Brothers
vorspann
Produktionsfirmenlogos, Prolog, dann Titeleinblendung
abspann
Rücklaufender Vorspann, dann rollender Abspann
erwähnung
keine
USA 2018
140 min
3D | IMAX®
mit
Tye Sheridan (Wade Owen Watts/Parzival) Sebastian Fitzner
Olivia Cooke (Samantha Cook/Art3mis) Victoria Frenz
Ben Mendelsohn (Nolan Sorrento) Dennis Schmidt-Foß
Lena Waithe (Helen Harris/Aech) Maja Maneiro
T.J. Miller (I-R0k) Björn Schalla
Win Morisaki (Toshiro/Daito)
Philip Zhao (Sho)
Simon Pegg (Ogden Morrow/Kurator) Simon Jäger
Mark Rylance (James Donovan Halliday/Anorak) Frank Röth
Hannah John-Kamen (F'Nale Zandor) Julia Kaufmann
Susan Lynch (Tante Alice) Katrin Fröhlich
Ralph Ineson (Rick) Matti Klemm
u.a.
drehbuch
Zak Penn
Ernest Cline nach seinem gleichnamigen Roman
musik
Alan Silvestri
kamera
Janusz Kaminski
regie
Steven Spielberg
produktion
Amblin Entertainment
Warner Brothers
Village Roadshow Pictures
Dune Entertainment
De Line Pictures
Reliance Entertainment
Farah Films & Management
verleih
Warner Brothers
vorspann
Produktionsfirmenlogos, Prolog, dann Titeleinblendung
abspann
Rücklaufender Vorspann, dann rollender Abspann
erwähnung
keine