Donnerstag, 25. April 2024
The Limehouse Golem - Das Monster von London
The Limehouse Golem
Dan Leno ist der Star der Show im Limehouse-Viertel von London.
© 20th Century Fox

London im Jahr 1880: Im heruntergekommenen Bezirk Limehouse treibt ein Serienmörder sein Unwesen, der auf besonders brutale Art vorgeht. An den Tatorten hinterlässt er mit dem Blut seiner Opfer geschriebene Botschaften, die in lateinischer Sprache verfasst sind. Die Taten sind derart grausam, dass viele Menschen annehmen, sie wären von einem mystischen Wesen verübt worden - dem Golem, einer aus Lehm geformten Kreatur der jüdischen Literatur.

Inspektor John Kildare soll den Fall lösen und dafür sorgen, dass wieder Ruhe unter der Bevölkerung einkehrt. Seine Ermittlungen führen ihn in den Dunstkreis des schillernden Dan Leno, der eine in Limehouse äußerst beliebte Music Hall leitet. Außerdem stellt sich ihm die Frage, wie Lenos Schauspiel-Kollegin Elizabeth Cree, die ihren Mann vergiftet haben soll, in die Vorfälle verwickelt sein könnte. Als er auf eine heiße Spur stößt, wird der Ermittler selbst immer tiefer in den spektakulären Fall gezogen...

»People love to see degradation on stage. That's what they pay for.«

Der Film basiert auf dem erfolgreichen Roman „Der Golem von Limehouse“ des renommierten Schriftstellers Peter Ackroyd. „Here we go again.“ - Der Leitspruch des bedeutenden Music-Hall-Künstlers Dan Leno beschreibt nicht nur ein entscheidendes Merkmal seines Berufs, sondern er symbolisiert gleichzeitig die Erfahrungen, die Produzent Stephen Woolley mit diesem Filmprojekt gemacht hat. Denn er beschäftigt sich schon seit über zehn Jahren und mehr als zwei Versionen damit.

Dem Produzenten war sofort klar, dass sich die Geschichte aus dem viktorianischen London voller schmutziger Großstadtansichten bestens für die große Leinwand eignet, gesteht aber, dass es trotzdem schwierig war, das Projekt auf die Beine zu stellen. Nach Neil Jordan und Terry Gilliam konnte er nun mit Jane Goldman, einer der weltweit erfolgreichsten britischen Drehbuchautoren, und dem Regisseur Juan Carlos Medina, der hier nach dem Fantasy-Thriller Painless - Die Wahrheit ist schmerzhaft seine zweite Spielfilmarbeit vorlegt, einen dritten Anlauf wagen.

Was herausgekommen ist, ist ein souverän inszenierter Werhatsgetan-Krimi mit herausragenden Kostümen und Sets und dem immer wieder gern gesehenen Bill Nighy als Ermittler wider Willen, der mit Daniel Mays als sein fleißiger Gehilfe in zwei Fällen ermittelt, die immer mehr miteinander zu tun zu haben scheinen. Ebenso brillant sind Douglas Booth als Schauspieler Dan Leno, der übrigens wirklich existierte, sowie Eddie Marsan als der am ganzen Körper tätowierte Besitzer der Music Hall, den alle nur Onkel nennen, und der sich auch gerne mal seinem Fetisch hingibt.

»Who knows what any man is capable of. We all wear pantomime masks.«

Doch dem Film fehlt Charisma - ein spannendes Drehbuch, ansehnliche Optik und eine mitreißende Filmmusik. Hauptdarstellerin Olivia Cooke versucht zwar, ihr Sauerstoffgerät aus Bates Motel loszuwerden, doch irgendwie gelingt ihr das nicht so ganz. Auch Bill Nighy wirkt irgendwie so, als wenn er die Rolle seines Schauspielers in Their Finest - Ihre beste Stunde wiederholt, der wiederum einen Polizeidetektiv spielt. Einzig zwei Dinge halten die Zuschauenden bei der Stange - wie die Geschichte ausgeht (wer Lizzies Mann getötet hat, wird schnell klar, doch wer der titelgebende Golem ist, wird erst am Ende aufgelöst) und ob Eddie Marsan in diesem Film auch wieder stirbt.

Peter Ackroyd ist ein ausgesprochen visueller Autor, der es nicht nur hervorragend versteht, vielschichtige Figuren zu erfinden, sondern eine ganze Welt um sie herum zu erschaffen, in der sich Surrealismus und Realität auf einzigartige Weise miteinander vermischen. Besonders reizvoll ist an der Geschichte, dass er seinen fiktionalen Figuren reale Personen wie Karl Marx, Dan Leno und Schriftsteller George Gissing zur Seite stellt, die übrigens alle drei zu den Verdächtigen des Golem-Falls gehören. Es ist nur schade, das man hier nicht ein wenig mehr Komik hineingebracht hat, die dem Film sicherlich gut getan hätte. ■ mz

19. September 2017

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