Kinostarts Juni 2015
22 Jahre ist es jetzt her, als Steven Spielberg uns diese fantastische Welt via Richard Attenborough nahe gebracht hatte - der Traum von einem Saurier-Themenpark mit echten Sauriern, kreiert aus Original-DNS, die Archäologen aus in Bernstein konservierten Mücken entnahmen und die Stranglücken mit DNS heute lebender Tiere vervollständigten. Was die Forscher jedoch, wie so immer, ignorierten, war die Unberechenbarkeit der Natur, die, wie der Chaotiker Dr. Ian Malcolm treffend sagte, immer ihren Weg findet.
Und sie fand ihren Weg, den Käfigen der Geld gebenden Firma InGen zu entfliehen. Zwei Fortsetzungen des Klassikers beschäftigten sich mit den Auswirkungen der Geschehnisse. Diese spielten jedoch auf einer zweiten Insel, auf der sich die prähistorischen Tiere frei bewegen konnten. Während man in Teil 2 versucht hatte, die Tiere einzufangen, um sie im geplanten Saurier-Zoo in San Diego zur Schau zu stellen (was natürlich kräftig in die Hose ging), ging es in Teil 3 um die Rettung eines Klempnersohns, der dort bei einem Skydiving-Abenteuer gestrandet war.
In der Zwischenzeit konnte InGen Schadensbegrenzungen auf der Insel Nublar, wo der erste Film spielte, betreiben und das Resort neu aufbauen - mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen versteht sich. Natürlich wollte man sich von dem Disaster von damals distanzieren und nannte den neuen Park „Jurassic World“. Man siedelte die verschiedenen Arten in separaten Parkteilen an, damit man dementsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen konnte.
Nach Dr. Hammonds Ableben wurde, wie im Film zu sehen ist, ein Gebäude benannt. Die Leitung des Parks übernahm mittlerweile der Multimilliardär Simon Masrani, der sich jedoch nach wie vor dazu gezwungen sieht, mit den Forschern von InGen zusammenzuarbeiten. Auch wenn Masrani der Ideologie Hammonds folgt, machte er den Fehler, eine neue Kreation für den Park zu schaffen - eine neue Attraktion, ein noch größerer, noch fieserer Saurier. Dass die Forscher den Wunsch bis aufs Äußerste erfüllt haben, kann man nun in Jurassic World begutachten.
Und da sind wir auch schon beim Film an sich, der sich quasi selbst porträtiert. Alles ist größer, bunter und vor allem fieser, denn die neue Kreation des Genetikers Dr. Wu, der Indominus Rex, kann sich wie ein Chamaeleon der Umgebung anpassen, ist noch intelligenter und tötet vor allem nur zum Vergnügen - genau die richtige Kampfmaschine für den Kriegseinsatz, wie InGen-Sicherheitschef Hoskins fiebert. Und natürlich muss die neue Kreation aus dem Gehege ausbrechen und eine Lawine der Zerstörung auslösen, ganz so, wie es sich die Produzenten des Films vorgestellt hatten, denn auch im Film wird gefragt: „Wer hat heutzutage noch Angst vor Dinosauriern?“
Auch das Product Placement nimmt der Film aufs Korn, denn jedes Segment des Parks wird von einer anderen Firma gesponsert, wie Owen im Film passend fragt: „Warum hat man den Park nicht gleich nach einem Sponsor benannt?“ Der nächste Schritt wäre also, den Film umzubenennen in „Samsung World“ oder „Die jurassische Welt von Microsoft“. Und natürlich dürfen bei einer Touristenattraktion auch keine Souvenirläden fehlen. Am Ende wird einer davon gnadenlos zerdeppert.
Was noch auffällt, ist die Platzierung von bahnbrechend neuer Technologie im Film. Waren es 2001 im dritten Teil noch 3D-Drucker, die eindrucksvoll Knochen nachbilden konnten, sind es hier nun Hologramme, die ebenso eindrucksvoll in Szene gesetzt werden. Mal sehen, wann diese Technologie auf den Markt kommt... Auch neu wird die Gyro-Sphere präsentiert - ein lebensgroßes, gläsernes Gyroskop, in dem sich 2 Personen fortbewegen können, ähnlich dem Trainingsgerät für Astronauten.
Spielbergs Jurassic Park lief 1993 an und bot den Zuschauern einen Film, der das Publikum in aller Welt und aller Altersgruppen ansprach. Inzwischen zählt er unauslöschlich zum kollektiven Gedächtnis der Menschheit. Als Vorlage diente Michael Crichtons Mischung aus Science-Fiction und grenzenloser Fantasie, und die verblüfften Zuschauer fragten sich atemlos: „Könnte das wirklich passieren?“
Spielberg erklärt, dass weder er noch seine Filmemacherkollegen jemals vorhatten, die Filmtechnik zu revolutionieren. Sie wollten einfach Crichtons phänomenale Geschichte angemessen umsetzen. Dazu der Regisseur: »Ich bin nicht derjenige, der Maßstäbe setzt. Nach wie vor versuche ich einfach Storys zu erzählen. Andere Leute können dann entscheiden, ob wir unsere Geschichten erfolgreich erzählt haben oder nicht. Ich weiß aber, dass der Film technisch gesehen ein Meilenstein für die gesamte Branche war. Denn hier wurden Filmfiguren digital erschaffen, die unter jeder Beleuchtung und in jeder Atmosphäre absolut echt aussehen. Sogar im Regen konnten wir den digitalen T-Rex zeigen.«
Damals waren die Effekte von ILM noch bahnbrechend, doch mittlerweile ist die Digitaltechnik derart fortgeschritten, dass man das Ganze noch besser, noch echter wirken lassen kann. Für die Lichtbestimmung der Dinosaurier setzte das Effekteteam während der gesamten Dreharbeiten Sauriermodelle als Doubles ein. Glenn McIntosh, Animations-Supervisor von ILM, erklärt: »Wir benutzten Modelle, um all die schönen Details einzufangen (Farben, Oberflächenstruktur, Details der Augen), und das half uns, diese Figuren später im Computer nachzubilden und zum Leben zu erwecken.«
Von einzelnen Velociraptoren wurden maßstabgetreue, lebensechte Modelle angefertigt, deren Köpfe teilweise so groß waren wie die von Salzwasserkrokodilen. Diese Kopfmodelle, an denen sich die Darsteller beim Spielen orientierten, entsprachen größenmäßig einem Raptorenkörper, der mehr als 4m lang sein kann. Während der Nachtaufnahmen im Dschungel hatte die Crew übrigens ihren Spaß mit diesen Modellen: »Es war lustig, sich an Leute heranzuschleichen, wenn sie am wenigstens damit rechneten, und dann den Kopf langsam so zu bewegen, dass er sie anzuschauen schien«, erzählt McIntosh und lacht.
Die Modelle wurden von Legacy Effects hergestellt, einer Firma, die talentierte Künstler, fantasievolle Ingenieure und geschickte Puppenspieler beschäftigt und einst von Jurassic Park-Mitarbeiter und Filmlegende Stan Winston gegründet wurde. Winston ist der geniale Kopf hinter dem grausamen Kultdinosaurier T-Rex, den pfeilschnellen Velociraptoren und den sanften, langhalsigen Brachiosaurier, die im Originalfilm zu sehen sind.
Mit Hilfe seiner Bilder brannte sich die Vorstellung davon, wie Dinosaurier aussehen und sich fortbewegen, für immer im kollektiven Gedächtnis der Zuschauer ein. Obwohl die Fortschritte im Bereich der computergenerierten Spezialeffekte Animatronics während eines Drehs im Grunde überflüssig gemacht haben, legte Regisseur Colin Trevorrow großen Wert darauf, dass ein animatronischer Saurier in seinem Film zum Einsatz kommt, um damit jene Künstler und Handwerker zu ehren, die einst den Weg bereiteten.
Auf der Suche nach Claires Neffen stoßen Owen und Claire im grünen Tal von Isla Nublar auf einen Apatosaurus, der sterbend am Boden liegt. Während der sanfte Riese seine letzten Atemzüge macht, sitzen sie still an seiner Seite. Trevorrow war der Meinung, dass man den Zauber dieser intimen Szene zwischen Mensch und Saurier dadurch würde intensivieren können, dass man den Darstellern die Möglichkeit gab, diesen Augenblick möglichst lebensecht nachzuempfinden.
»Animatronics sind heutzutage nicht mehr das erste, woran man denkt, wenn man Monster oder irgendwelche Figuren erschaffen will, weil es natürlich viel leichter ist, Filmhelden durch den Dschungel zu jagen und sie von computergenerierten Effekten verfolgen zu lassen«, sagt der Regisseur. »Aber ich wusste, dass uns hier etwas gelingen würde, was im modernen Film selten geworden ist – nämlich etwas Haptisches zu erschaffen, das man berühren kann und das anscheinend atmet. So etwas ist unbezahlbar, und ich könnte mir, ehrlich gesagt, einen „Jurassic“-Film ganz ohne Animatronics nicht vorstellen.«
Mit einem „lebendigen“ Dinosaurier zu arbeiten, war auch für die Darsteller eine tiefgreifende Erfahrung. »Es war schon toll, dass wir mit dieser Kreatur spielen konnten. Wenn man bei so etwas dabei ist, wird man sofort wieder zum Kind«, sagt Bryce Dallas Howard. »Film ist eine vitale Kunstform, die einen euphorisiert und staunen lässt. Ich bin jedenfalls dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte.«
»Als ich ihn sah«, sagt Chris Pratt, »dachte ich erst: Wow, hier hätten wir also einen gefallenen Dinosaurier. Doch dann fing er an zu atmen und sich zu rühren, und als er mit seinem Mund, seiner Zunge, den Augen und dem Hals all diese Bewegungen machte, schien er zum Leben zu erwachen. Und prompt bekam ich Gänsehaut.«
Gänsehaut bekommt der Zuschauer höchstens noch, wenn der Indominus Rex unsere Filmhelden durch seinen Geruchssinn finden will und sie dabei auf Tuchfühlung anschnauft. Das hat etwas von Alien, wirkt aber nicht mehr ganz so wie damals bei Sigourney Weaver. Der Tricktechnik hat es der Film jedoch zu verdanken, dass das Ganze sehr real wirkt. Aber auch die Schauspieler geben ihr Bestes, da das Drehbuch eher zur Umrahmung der Action dient.
Der Held unserer Geschichte ist sehr schlagfertig und besteht unerschrocken jede Situation. Solche Typen wollen die Zuschauer sehen. Und Chris Pratt schien dafür die passende Wahl gewesen zu sein, wie Steven Spielberg ausführt: »Wir konnten damals nicht hundertprozentig mit Chris Pratt rechnen, weil er in einer sehr erfolgreichen TV-Serie mitwirkte. Ich traute ihm die Rolle zwar zu, und Colin glaubte an ihn, aber ein gewisses Risiko war das doch. Doch dann kam ►Guardians of the Galaxy ins Kino und plötzlich hielten wir uns alle für superschlau, obwohl wir den Film gar nicht gemacht haben.«
Pratt gefiel Owens Kraft, Charakter und Entschlussfreudigkeit, und er gesteht, dass er sich beim Drehen zurückhalten musste, damit er nicht instinktiv seinen eigenen Humor in die Rolle einbrachte. »Owen ist stoisch, er reagiert schnell und verhält sich niemals auch nur ansatzweise blöd. Das fällt mir naturgemäß sehr schwer«, sagt er. »Ich reagiere von Natur aus wie ein Trottel, und deshalb musste ich mich vor jeder Einstellung zusammennehmen und zurückhalten.«
Und das machte ihn auch charismatisch, vor allem jedoch, dass er das Alphatier einer Gruppe von vier Raptorinnen war, die er mit dem Klicken eines Kugelschreibers und einem dazu gehörigen tiefen Blick in die gegnerischen Augen in Schach hielt. Das ist einer der beeindruckendsten Momente des Films, auch wenn man sich einreden muss, dass am Set lediglich Puppen zur Orientierung dienten und die Raptoren erst im Computer entstanden sind. Für Chris Pratt war jedoch die Aktion real, denn er durfte in einem „Jurassic“-Film ordentlich einen auf Indiana Jones machen...
»Ich war 14 Jahre alt, also genau in dem Alter, in dem ein Film großen Eindruck macht«, erzählt Pratt von seiner ersten Begegnung mit den Sauriern im Kino seiner kleinen Heimatstadt. »Ich war völlig aus dem Häuschen. Wissenschaft und Fantasie wurden auf eine Weise kombiniert, die spannend, visuell überwältigend und wunderbar erzählt war. Mir kam es vor, als ob das Kino direkt vor meinen Augen neu erfunden wurde, und erstmals merkte ich, wie cool Filme sein können. Ich war komplett der „Jurassic“-Manie verfallen und habe den Film an dem Wochenende zweimal gesehen. Und die nächsten sechs Monate bin ich ständig vor eingebildeten Dinosauriern davongelaufen.«
Doch von Anfang an wusste Pratt, wie ernst es bei diesem Projekt zugehen würde. »Der Dreh begann auf einem Flugplatz, wo im Zweiten Weltkrieg die Flugzeuge gestartet sind«, erklärt er. »Bryce und ich trugen beide unsere im Dschungel abgenutzten Outfits, hatten Dreck im Gesicht. Gedreht wurde auf 65mm, und wir hörten das Geräusch der Kameramotoren. Wir traten auf unsere Markierungen, sahen uns an und fühlten uns wie am Set von Casablanca. Erst in dem Moment wurde mir klar, dass es jetzt wirklich passierte – ich merkte, was für ein großes Ding da abgeht.«
Diese Szene, die zum Schluss des Films spielt, besitzt auch wirklich einen Hauch des Filmklassikers, wenn beide sich gegenüberstehen und das Gegenlicht vom Hangartor nur ihre Silhouetten zeigen lässt. Jedenfalls ist die Chemie zwischen den beiden zweifellos spürbar, auch wenn die beiden Dickköpfe völlig gegensätzlich wirken. Dazu Pratt: »Wir wissen, dass die beiden ein Date hatten, das schief gelaufen ist, und Owen macht es Spaß, sie damit aufzuziehen. Ganz offensichtlich fühlen sie sich zueinander hingezogen, und unter diesen verrückten Umständen feuert das diesen Konflikt nur noch mehr an.«
Bryce Dallas Howard reagiert auf die romantisch aufgeladene Situation, die die Story vorantreibt – etwas, das es so in der „Jurassic“-Kinoserie noch nicht gegeben hat: »Vieles spricht für diese großartige Story, und eben auch, dass die beiden merken, wie sehr sie sich vor dem Hintergrund des ausbrechenden Chaos brauchen. Gemeinsam suchen sie nach Claires Neffen – sie müssen nicht nur den Park retten, sondern letztlich auch sich selbst. Die unterschwellige Romantik ist für einen „Jurassic“-Film absolut ungewöhnlich, und das weiß ich zu schätzen.«
Ungefähr wussten beide Darsteller, worauf sie sich bei diesem Film körperlich einstellen mussten, aber dennoch traf es Howard unerwartet, als sie in hochhackigen Schuhen durch den schlammigen Dschungel rennen musste. »Den ersten Drehtag im Dschungel werde ich nie vergessen. Ich sah mir die Gegend an, die aus Schlamm, Lianen und Steinen bestand. Dann sah ich auf meine Stöckelschuhe hinunter und fing an zu beten«, lacht sie. »Doch jetzt kann ich eine neue Fähigkeit in meine Vita aufnehmen: Kann mit hohen Absätzen durch den Dschungel rennen.«
Und natürlich, wie es sich für einen ordentlichen „Jurassic“-Film gehört, dürfen Kinder nicht fehlen, weshalb Jurassic Park: The lost World auch eher floppte. Abgesehen von den Statisten im Dino-Streichelzoo des Parks sind es Claires Neffen, die zu Besuch sind, weil sich deren Eltern scheiden lassen wollen - was heute so üblich ist. Der elfjährige Gray ist grenzenlos neugierig, ein Energiebündel mit großen Augen. Er will unbedingt jeden Zentimeter von „Jurassic World“ untersuchen und nimmt die Welt um ihn herum sehr genau wahr. Er staunt, als er die lebendigen Dinosaurier sieht, die er bisher nur aus Büchern kannte. Gray erlebt das größte Abenteuer seines jungen Lebens.
Grays älteren Bruder Zach lassen die Wunder von „Jurassic World“ in dem Maße kalt, wie sie seinen Bruder begeistern. Zach nimmt die unglaublichen Attraktionen gar nicht zur Kenntnis, weil er ständig nur auf sein Handy oder zu hübschen Mädchen hinüber starrt. Doch allmählich muss auch er zugeben, dass der Park im Grunde echt cool ist. Und als das große Chaos ausbricht, ist es schließlich ironischerweise das vibrierende Handy, das ihr Leben zusätzlich in Gefahr bringt.
Ty Simpkins und Nick Robinson hatten sofort einen guten Draht zueinander, was ihren Leistungen zugutekam und auch ihr Verhältnis vor der Kamera spiegelte. »Nick und Ty entwickeln eine echte brüderliche Dynamik«, berichtet Film-Tante Howard. »Nick hat zwei jüngere Brüder in Tys Alter, und Ty hat einen älteren Bruder. Sie verstanden sich sofort wie richtige Brüder. Das war schön zu beobachten. Sie haben die Figuren und ihr Verhältnis sehr ehrlich gespielt.«
Eine Figur aus Jurassic Park taucht auch in dem neuen Film wieder auf: Dr. Hammonds leitender Genetiker Dr. Wu, der wieder von BD Wong gespielt wird. Colin Trevorrow erklärt, warum der Forscher auch in Jurassic World dabei sein muss: »Eine Figur aus dem Original wollten wir wieder aufnehmen, und obwohl Dr. Wu im ersten Film nur ein paar Minuten zu sehen ist, spielt er im Buch eine wesentliche Rolle und bildet eine entscheidende Komponente für den Ablauf. Weil die Genetik und Wissenschaft im neuen Film einen so großen Raum einnimmt, brauchten wir eine Figur, die über all die damaligen Ereignisse genau Bescheid weiß. Er führt uns zurück in diese Welt.«
Der geniale Dr. Wu entdeckte das Verfahren, mit dem er die Dinosaurier erfolgreich zu neuem Leben erwecken konnte. In den 22 Jahren seit der Katastrophe auf der Isla Nublar hat Dr. Wu seinen bahnbrechenden Forschungen fortgesetzt, unterstützt von dem Stifter der „Jurassic World“, dem freigiebigen, aber sehr komplexen Simon Masrani. Wu lässt sich von seiner eigenen wissenschaftlichen Neugier ebenso fortreißen wie von den Forderungen des Park-Managers, der immer neuere Sensationen verlangt – auf diese Weise wagt er sich auf das unerforschte Gebiet genetischer Modifikationen vor.
Begeistert übernahm Wong wieder die Rolle des Dr. Wu und ließ sich von dessen Abstieg in ethisch fragwürdige Praktiken anregen. Doch der Schauspieler gesteht, dass er die Überlegungen von Dr. Wu gut nachvollziehen kann: »Er findet, dass auch er Reichtum und Ruhm verdient hat, weil er das Hirn oder die Lokomotive ist, die den Zug zieht. In seiner Naivität durchschaut er aber nicht die Konsequenzen seiner Taten, die sich aus den genialen kreativen Manipulationen ergeben, als er seine bahnbrechenden Entdeckungen macht.«
„Jurassic World“ ist der erste wahrhaft internationale Themenpark. Deshalb war es Trevorrow und den Produzenten sehr wichtig, dies auch durch die Besetzung auszudrücken. Den Part des charismatischen Unternehmers Masrani übernahm Irrfan Khan. Der gefeierte Darsteller ist in seiner Heimat Indien seit langem ein Star, aber auch internationale Zuschauer kennen ihn aufgrund seiner mitreißenden Leistungen in Ang Lees Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger und Danny Boyles Slumdog Millionär.
Auf die Frage, was ihn an Masrani interessiere, gesteht Khan, dass er sich vom Geist und der Leidenschaft des Milliardärs inspirieren ließ: »Masrani ist Unternehmer und hat einen ungewöhnlichen Sinn für Moral. Mit „Jurassic World“ verdient er nicht nur Geld, sondern er verwirklicht John Hammonds Traum. Es liegt ihm wirklich daran, die Besucher durch Entertainment zu bilden.«
Der Franzose Omar Sy ist durch Filme wie den Überraschungshit ►Ziemlich beste Freunde und zuletzt ►Heute bin ich Samba bekannt geworden. Sy, der auch schon in ►X-Men: Zukunft ist Vergangenheit in Hollywood vor der Kamera stand, übernahm die Rolle von Owens leitendem Dinosaurier-Pfleger Barry, der als Partner an Owens bemerkenswerter Verhaltensstudie beteiligt ist. Barry hat vor der natürlichen Wildheit seiner Forschungsobjekte ebenso Respekt wie er die verkorksten Auffassungen von InGen ablehnt. Deshalb schlägt er auch als Erster Alarm, als er mitbekommt, welche ruchlosen Pläne bei InGen entwickelt werden.
Das wohl größte Interesse an Owens und Barrys Verhaltensstudie über die Velociraptoren und ihren potenziellen Nutzen bei Kriegseinsätzen hat InGen-Agent Hoskins, der im Entwicklungslabor tätig ist und nur den richtigen Moment abwartet, um sich Owens Forschungen unter den Nagel zu reißen, gespielt von dem erfahrenen Schauspieler Vincent d’Onofrio, der sich mittlerweile auf Leinwand und Bildschirm profiliert hat.
»Ich bezeichne mich nur zögernd als Bösewicht in diesem Dinosaurier-Film, denn normalerweise sind die Dinosaurier die Bösen«, sagt er. »Hoskins ist im Grunde für die Sicherheit zuständig. Er ist der Meinung, dass diese Tiere eingesetzt werden sollten, wenn man damit den Tod von Menschen verhindern könnte. Ein Tier kann nicht wie ein Computer programmiert werden, Hacker können ihm nichts anhaben. Wenn man ihnen einen Apparat aufschnallen und so Befehle geben könnte, wären sie für viele Zwecke verwendbar, und zwar als eine bessere Alternative in Situationen, in denen man sonst Menschenleben riskieren müsste.«
Chris Pratt betrachtet das aus noch einem anderen Blickwinkel: »Der eigentliche Bösewicht ist der Fortschritt, und Hoskins ist im Grunde der Agent dieses Fortschritts. Ein Großteil der wissenschaftlichen Forschung wird vom Militär in Auftrag gegeben. Das entspricht einfach dem natürlichen Lauf der Welt.«
Zu den Hauptfiguren zählt schließlich auch Ingenieur Lowery, der seinen Arbeitsbereich nicht so ganz im Griff hat und besserwisserisch auftritt. Lowery ist Claires verlässlicher Assistent, der mit seinen „elektronischen Augen“ jeden Winkel von „Jurassic World“ durchstöbern kann. Diese Rolle gab Trevorrow seinem Freund Jake Johnson, der bereits in Trevorrows Journey of Love – Das wahre Abenteuer ist die Liebe aufgetreten war. Trevorrow brauchte Johnson, um Lowery mit genau dem richtigen Maß an Komik auszustatten, die eben jene Unbeschwertheit ausstrahlt, die in Jurassic Park der geniale Samuel L. Jackson verkörperte. Dazu zählte auch das „Jurassic Park“-T-Shirt, mit dem er sogleich bei Parkleiterin Claire aneckt.
Johnson weiß es zu schätzen, neben seinen Kollegen in der „Jurassic“-Kinoserie auftreten zu dürfen: »Junge Leute werden diesen Film so erleben, wie wir auf Jurassic Park reagiert haben. Ihnen wird der Kiefer herunterfallen. Sie werden genauso staunen wie wir damals. Die Gelegenheit, an so etwas teilzuhaben, hat man wirklich nicht oft. Ich habe wirklich riesiges Glück gehabt.«
Wie groß die Dimensionen des Films tatsächlich sind, kann man sich kaumn vorstellen. Während die Außenaufnahmen auf Hawaii und Kauai gedreht wurden, baute man neben riesigen Sets, wie z.B. die Raptoren-Forschungsarena, das Innere des nagelneuen Besucherzentrums samt Hammond-Statue, Dr. Wus Genlabor oder der Kontrollraum, die Main Street des Themenparks!
Produzent Patrick Crowley seinerseits war überwältigt von dem Endprodukt und der unerschöpflichen Liebe zum Detail, die es auszeichnete: »Alles war vorhanden: Park-Ranger und Angestellte, die in den unterschiedlichen Geschäften und Restaurants arbeiteten und ausnahmslos maßgeschneiderte „Jurassic World“-Uniformen trugen, dazu Requisiten und allerhand Merchandisingprodukte – vom Dino-Kinderwagen über Plüschtiere bis hin zu Handpuppen, wie man sie in einem Themenpark dieses Kalibers finden würde. Alle machten einen fantastischen Job, damit man das Gefühl bekam, in einem funktionalen, echten Themenpark zu sein.«
Aber nicht nur die gigantischen Sets beeindrucken. Was wäre ein „Jurassic“-Film ohne das musikalische Hauptthema von John Williams? Das durfte auch hier nicht fehlen, auch wenn der Großteil der Filmmusik von einem der derzeit gefragtesten Komponisten Hollywoods stammt - Michael Giacchino.
Um dem Thema „Jurassic World“ gerecht zu werden, musste dieser Beitrag ebenso groß werden - dafür bitte ich erst noch um Entschuldigung! Um den Film auch so richtig genießen zu können, sollte er auch dementsprechend groß im IMAX®-Kino gesehen werden. Wer jedoch nicht gerade die Gelegenheit hat, in Karlsruhe oder Berlin ein solches Kino zu besuchen, der muss sich jetzt nicht ärgern. Solange die Leinwand groß und das Kino dem Ton entsprechend ausgestattet ist, sollte der Film trotzdem funktionieren. Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte sich jedoch den Film in der OV ansehen, da die Synchronisation zu wünschen lässt. Und muss der Film nicht unbedingt in 3D gesehen werden, auch wenn viel mit der Räumlichkeit gespielt wird - das allerdings nur in diversen Szenenübergängen und Blenden. Bei den Dino-Zerstörungsorgien spielen sie jedenfalls keine größere Rolle.
Was man vom Film mitnimmt? Das Gefühl, Dinos zu trainieren, wenn man nervös mit dem Kugelschreiber klackert, wie auch das Geräusch eines knatternden Mopeds, das man fortan mit den Geräuschen der Raptoren in Verbindung bringt... Größer, schneller, fieser - Die Formel geht zwar nicht 100%ig auf, doch man wird ordentlich unterhalten. Und „Jurassic“-Erstseher werden sicher begeistert sein! ■ mz