Mission: Impossible - Fallout
Nachdem Ethan Hunt im letzten Film Solomon Lane geschnappt und dessen „Syndikat“ auffliegen lassen hat, geht es im sechsten Film, Fallout, nun darum, die Scherben einzusammeln. Gleich zu Beginn werden Ethan und den Zuschauern eine Portion Gehör abverlangt, denn in der neuen Mission, sollte er sie akzeptieren, geht es darum, gestohlenes Plutonium wiederzubeschaffen. Und nicht nur das, auch sind die ehemaligen Syndikatsmitglieder, die sich „Apostel“ nennen, untergetaucht und niemand weiß, wer oder wo sie sind.
Gleich beim ersten Plutoniumdeal geht die Aktion in die Hose, woraufhin sich Alan Hunley gezwungen sieht, August Walker, der von der CIA-Chefin Erica Sloan ins Feld geschickt wurde, an Ethans Seite zu stellen. Doch Ethan ist Einzelgänger und kann Hunley nicht riechen. In einem exklusiven Pariser Nachtclub treffen sie nicht nur auf die „Weiße Witwe“, die vermeintlich eine weitere Kugel Plutonium besitzen soll, sondern auch eine „alte Bekannte“...
»It's completely possible to be relaxed and uneasy at the same time!«
»Ethan wirkte immer ein bisschen geheimnisvoll«, findet Regisseur Christopher McQuarrie. »Diesmal wollte ich einen Blick in seinen Kopf wagen und einen Eindruck davon vermitteln, was ihn bei seiner Interaktion mit anderen Menschen antreibt, was in ihm vorgeht. Der Titel des Films bezieht sich nicht nur auf einen nuklearen Fallout, sondern auch auf den Fallout all der guten Absichten Ethans. Er gerät in eine Situation, über die er keine Kontrolle hat, aber er muss die Sache durchziehen, obwohl er weiß, dass er manipuliert wird.«
»Zu Beginn des Films befindet sich Ethan in einer Klemme«, erklärt Produzent Jake Myers. »Er hat einen Fehler gemacht und wird mit Dingen aus seiner Vergangenheit konfrontiert, die ihn ganz unmittelbar emotional betreffen. Er muss entscheiden: Rettet er seine Familie und seine Freunde oder Millionen von Menschen, die von der zerstörerischen Energie seiner Gegenspieler bedroht sind? Er muss dabei einen tiefen Blick in seine Seele wagen.«
»Nobody is really free.«
Auf Nachdruck von Tom Cruise, der die Reihe seit mehr als zwei Jahrzehnten produziert, ist Christopher McQuarrie der erste Filmemacher, der einen zweiten Mission: Impossible-Film dreht. »Eines der Erkennungsmerkmale der Franchise war es, dass jeder Film von einem anderen Regisseur gemacht wird«, bestätigt der Regisseur.
»Als Tom mich fragte, ob ich nicht auch den nächsten Film der Reihe machen wolle, antwortete ich ihm, dass ich es nur unter der Voraussetzung machen würde, wenn ich die Tradition aufrecht erhalten und die visuelle Sprache im Vergleich zum Vorgänger komplett verändern könnte. Ich will, dass die Menschen, die Rogue Nation und Fallout sehen, glauben, sie seien von zwei verschiedenen Regisseuren gemacht worden.«
Na ja, so recht sollte die Rechnung nicht aufgehen. Er verwendet hier zwar ein paar andere Filter und Kameraeinstellungen, aber direkte Unterschiede merkt man hier kaum. Christopher McQuarrie, der seit 2008 mit Tom Cruise zusammenarbeitet, fungiert auch hier nicht nur erneut als Regisseur, sondern auch als Drehbuchautor und Produzent.
»Sie verstehen sich mittlerweile blind, haben eine tolle Art von verbaler Kurzschrift miteinander entwickelt«, merkt Jake Myers an. »Mit McQuarrie hat Tom jemanden gefunden, dem er voll und ganz vertraut, mit dem er sich einfach wohlfühlt. Die beiden hecken ständig neue Dinge miteinander aus, verändern Sachen, spielen herum. Das macht die Arbeit für einen Produzenten zwar deutlich fordernder, sorgt aber auch dafür, dass der Film immer noch besser wird.«
Und das Ergebnis lässt sich sehen! Fallout besticht nicht nur durch die waghalsige Action, die Tom Cruise immernoch keinem Stuntman überlässt. Man fiebert mit den Protagonisten mit, zu denen jetzt auch Ilsa Faust gehört, die hier zunächst erneut als Gegnerin Ethans zu sehen ist. Man sieht aber auch die innere Kontroverse in den Augen der beiden, wenn sie sich auf gegnerischen Seiten treffen.
»Rebecca ist eine brillante Schauspielerin und spielt eine tolle Rolle«, meint Simon Pegg, der sich mit Rebecca Ferguson bei Rogue Nation angefreundet hat. »Mir gefällt, dass Ilsa mental und körperlich Ethan auf einer Augenhöhe begegnet. Sie ist nicht einfach nur da, um gerettet zu werden. Es ist spitze, wie man überall im Kino auf einmal so tolle und starke Frauenfiguren entdecken kann. Das war überfällig.«
Auch Michelle Monaghan ist wieder als Julia zu sehen - und das nicht nur in der Anfangssequenz. »Weil dieser Film eine Kulmination aller „Mission“-Filme ist, unterhielten wir uns viel über Gefühle. Und man kann keine Gefühle haben, ohne Julia zurück in die Geschichte zu holen«, erzählt Tom Cruise. »Es geht um Sehnsucht und um eine romantische Note, mit der wir spielen. Michelles Arbeit ist herausragend, und sie ist einfach ein wunderbarer Mensch.«
»I'm a doctor, not an electrician!«
Wie man es von ihm gewohnt ist, nahm Christopher McQuarrie, der einen Drehbuch-Oscar® für seine Arbeit an Die üblichen Verdächtigen gewinnen konnte, noch während der Dreharbeiten Veränderungen an der Geschichte vor. »Chris hält das Drehbuch immer auf Trab«, findet Schauspieler Henry Cavill, der sich hier eine Auszeit von seiner Superman-Rolle gönnt.
»Er ist ein ausgesprochen guter Autor, ist sehr intelligent, was den Umgang mit den Figuren anbetrifft. Er wächst über sich hinaus, wenn er sie in extrem stressige Situationen packt, die sie nur überleben können, indem sie wachsen, adaptieren oder sich entwickeln. Als Schauspieler genieße ich das ungemein, weil man immer in Bewegung ist und seine Figur neu justiert, so wie das Menschen auch im wahren Leben machen.«
Ving Rhames spielt Luther Stickell seit dem ersten Film von 1996. »McQuarrie beschrieb meine Rolle als „Seele des Films“«, erinnert sich der Golden-Globe®-Gewinner. »Zunächst war mir nicht klar, was er damit meinte. Aber ich denke, es geht um ein gewisses Bewusstsein, das er mitbringt und von dem Ethan zehrt, wie ein Korrektiv. In diesem Film gibt es erstmals eine körperliche Auseinandersetzung zwischen den beiden. Das kann vorkommen zwischen Leuten, die einander viel bedeuten. Ich finde, es gibt Luther einen menschlichen Touch, und man sieht ein bisschen mehr, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Es gibt außerdem eine ziemlich starke Szene mit Ilsa, wo man spürt, wie tief Luthers Liebe für Ethan ist.«
Tom Cruise erzählt, dass Luther ursprünglich im ersten Film sterben sollte: »Aber ich wollte nicht, dass das passiert. Nicht nur, weil Ving so ungeheuer gut in der Rolle war, sondern auch, weil mir die Beziehung zwischen ihm und Ethan so wichtig ist. Er spielt diese Rolle auf eine Weise, die einen völlig für ihn einnimmt. Ich finde, das spürt man in jedem der Filme. Und in diesem neuen Film ist die Dynamik mit Ving besonders toll.«
Eine der beliebtesten Figuren in den drei letzten Filme war unumstritten Benji Dunn. Benji hat als Systemanalytiker in den IMF-Labors angefangen, bevor er in Teil III auf den Geschmack für Abenteuer gekommen ist, als er die Aufgabe erhielt, Ethan Hunt bei seinen Aufgaben zu assistieren. »In Ghost Protocol ist er dann erstmals im Feld vertreten. In Rogue Nation ist er bereits etwas erfahrener und freundet sich mit der Idee an, ein Geheimagent zu sein – auch wenn er nicht immer alles völlig ernst nehmen kann«, berichtet Simon Pegg. »Es ist schön, eine Figur über so lange Zeit hinweg spielen zu können und sie auf ihrem Weg von der Bürokartoffel (und das meine ich wörtlich, weil ich damals wirklich Gesicht wie eine Kartoffel hatte) zum fähigen, fitten Geheimagenten mit beeindruckendem Können zu begleiten.
Diese Filme versuchen immer, dem Zuschauer eine Nase voraus zu sein. Sie stecken voller Rätsel und Geheimnisse, Verrat und Täuschungen. Aber es gibt auch immer das richtige Maß an Albernheit und Spaß. Man kann unmöglich zwei Stunden angespannt sein, ohne einen Hirnschlag zu bekommen. Es ist gut, sich auch einmal einen Moment zu entspannen und zu lachen. Und dafür ist Benji zuständig.«
»I find it best not to look.«
Was wäre ein Mission: Impossible-Film ohne DEN unvergesslichen, todesmutigen Stunt von Tom Cruise? In Phantom Protokoll war es das Klettern an der Fassade des Burj Khalifa in Dubai, des höchsten Wolkenkratzers der Welt. In Rogue Nation hing er an der Außenseite eines startenden Airbus A400M. Diesmal wurden gleich mehrere irrwitzige Stunts erdacht, die dem Publikum den Atem rauben werden. »Tom hat sich mehr als ein Jahr auf den Film vorbereitet«, sagt Christopher McQuarrie. »Es gab viele Spekulationen, was diesmal der eine irre Stunt sein würde. Ich musste dann immer klarstellen, dass er sich für eine ganze Sequenz von Stunts vorbereitete. In dieser Sequenz gibt es mehr todesverachtende Momente, als ich jemals gesehen habe. Tom befand sich unentwegt in Lebensgefahr.«
»So irrwitzig und aufregend die Stunts auch sein mögen, seien die Macher doch stets darauf bedacht, dass sie nicht so unrealistisch wie in einem Superheldenfilm wirkten«, merkt Stuntkoordinator und Second-Unit-Regisseur Wade Eastwood an. »Dieser ist keiner jener Cartoonfilme, in denen Typen 200 Meter von Autodächern in die Höhe schnellen, um dann auf ihren Füßen zu landen. Wir erschaffen Action, die immer das nötige Quäntchen Realismus haben muss. Ich denke, das ist einer der Gründe, warum sich das Publikum mit Tom Cruises Figur identifizieren kann. Ethan Hunt ist ein menschliches Wesen. Er weiß, was er zu tun hat. Er wählt nicht immer den einfachsten Weg, aber er gibt immer alles. Also müssen wir Action und Stunts erschaffen, die dem Publikum den Atem verschlagen, es aber gleichzeitig auch lachen lassen und glaubhaft erscheinen.«
Filmrivale Henry Cavill ließ es sich nicht nehmen, nicht nur als August Walker Ethan Hunt Paroli zu bieten, sondern auch Tom Cruise. »Er hatte den durch und durch undankbaren Job, in jedes eisig kalte, schreckliche und quälende Umfeld gesteckt zu werden, das man sich nur vorstellen kann – und konnte dabei nur wenig schützende Kleidung tragen«, sagt der Regisseur.
»Das reichte von einem Ritt in einem offenen Hubschrauber, der mitten im tiefsten neuseeländischen Winter mit 160 Sachen in 2500 Meter Höhe über einen Gletscher raste, bis zu einem Stunt, in dem er von einer 750 Meter hohen Klippe in Norwegen hing. Er war dabei immer positiv, stürzte sich immer kopfüber ins Abenteuer. Henry ist ein absoluter Gentleman und ein fantastischer Schauspieler. Es war eine Freude, mit ihm zu arbeiten, und er hat einen wunderbaren Sinn für Humor.«
Ein Großteil des Films spielt in Paris. »Tom und ich verehren Paris, und wir wollten etwas machen, das die Stadt von ihrer allerbesten Seite zeigt«, erklärt Christopher McQuarrie. »Wir hatten uns zusammen den Kurzfilm Rendezvous angesehen - eine achtminütige Jagd durch die Stadt, die aus der Perspektive der Stoßstange eines dahinrasenden Autos gefilmt ist. Wir wollten uns vor diesem Kurzfilm verbeugen, der an allen berühmten Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeizieht, und wir hatten das große Glück, dass uns die Stadt genau das machen ließ.«
Unglaubliche Stunts, bei denen man merkt, dass sie nicht vor einem Greenscreen gedreht wurden, eine tiefer gehende und letztlich auch abschließende Handlung der letzten Filme sowie das Wiedersehen der beliebten Figuren machen den Film aus. Hinzu kommt, dass Mission: Impossible - Fallout der erste Film der Reihe ist, der in 3D in die Kinos kommt, auch wenn sich Produzent J.J. Abrams in seinen Filmen dagegen ausspricht. Dafür sind aber dessen berühmt-berüchtigte Gegenlichteffekte wieder zu sehen. Was jedoch in diesem Film fehlt, ist Jeremy Renners William Brandt. Das fällt zwar auf, aber durch Alec Baldwins größere Rolle in diesem Film, war die Figur für die Geschichte nicht entscheidend. Vielleicht vertragen sich auch DC- und Marvel-Universum in einem Film nicht - Superman oder Hawkeye? Da muss wohl der Bogenschütze weichen. Sollte es einen nächsten M:I-Film geben, könnte dieser aber wieder mit dabei sein.
Einziger Nachteil dieses Films ist wohl die Länge. Mit zweieinhalb Stunden ist der Actionkracher recht lang, was man auch merkt. Er ist nicht langweilig oder -atmig, es geschieht einfach nur so viel, und die Action muss ja auch noch monumental inszeniert werden. Eine halbe Stunde kürzer hätte für den Film durchaus gereicht. Doch dann hätte man bestimmt wieder an der falschen Stelle gekürzt... Trotzdem ist Fallout der beste Film der Reihe! Einfach nur, weil hier alles stimmt. ■ mz
16. September 2018
Abenteuer/Thriller/Action
USA/CN 2018
147 min
3D | IMAX®

mit
Tom Cruise (Ethan Hunt)
Henry Cavill (August Walker)
Vanessa Kirby (Alana/„Weiße Witwe“)
Simon Pegg (Benji Dunn)
Ving Rhames (Luther Stickell)
Rebecca Ferguson (Ilsa Faust)
Angela Bassett (Erica Sloan)
Alec Baldwin (Alan Hunley)
Sean Harris (Solomon Lane)
Michelle Monaghan (Julia Meade-Hunt)
Wes Bentley (Patrick)
Frederick Schmidt (Zola)
Kristoffer Joner (Nils Debruuk)
Liang Yang (Lark-Ablenkung)
Alix Bénézech (frz. Polizistin)
Wolf Blitzer
u.a.

drehbuch
Christopher McQuarrie
basierend auf der TV-Serie von Bruce Geller

musik
Lorne Balfe

kamera
Rob Hardy

regie
Christopher McQuarrie

produktion
Paramount Pictures
Skydance Media
TC Productions
Bad Robot
Alibaba Pictures

verleih
Paramount


vorspann
Logos, Prolog, Vorspann

abspann
Rücklaufender Vorspann, dann gewöhnlich rollender Abspann

erwähnung
keine