Destination Wedding
Keanu Reeves und Winona Ryder halten uns in ihrer vierten Zusammenarbeit den Spiegel der (Hochzeits-)Gesellschaft vor die Nase. Noch nie kamen sie sich so nahe wie als Hochzeitsgäste wider Willen in dieser herrlichen Liebeskomödie.
72 Stunden im kalifornischen Paradies wären wunderbar – wenn nur diese Hochzeit nicht wäre, die Frank und Lindsay zusammenführt. Sie haben vieles gemeinsam: Beide verachten die Braut, den Bräutigam, die Hochzeit, sich selbst und vor allem den jeweils anderen. Das unerbittliche Unterhaltungsprogramm des mehrtägigen Festes lässt sie immer wieder aufeinanderprallen.
Doch unweigerlich wächst mit jedem Wortgefecht die gegenseitige Sympathie, die Anziehung zwischen den beiden lässt sich schwer ignorieren. Und so müssen Frank und Lindsay eine Entscheidung treffen: Wollen sie sich verlieben oder ihre persönlichen Probleme pflegen?
A narcissist can't die because then the world would end.
Frank und Lindsay sind zynische Einzelgänger, die uns ihre Single-Macken nicht vorenthalten. Er röchelt auf dem Bett seine Atemwege frei, sie hat das Gegenteil eines grünen Daumens, gießt ihren Blumentopf, haucht in die Blätter und feuert sie bei heruntergelassener Jalousie mit „Komm schon, Photosynthese!“ an.
Bereits vor dem Abflug geraten die beiden aneinander - er drängelt sich trotz Handvoll Passagiere am Gate vor, was ihr gar nicht gefällt. Dann fliegen sie in einem 8-Sitzer auch noch nebeneinander ins kalifornische San Luis Obispo, wo sie, wie sie feststellen, beide Gäste derselben Hochzeit sind.
Noch mehr: Lindsay entpuppt sich als Ex-Verlobte des Bräutigams, die von ihm fünf Wochen vor der Hochzeit sitzen gelassen wurde und ihn trotzdem nicht vergessen kann. Frank wiederum ist dessen Halbbruder, der nur auf Wunsch der Mutter zum großen Ereignis einfliegt, denn eigentlich kann er seine Geschwister nicht ausstehen.
Closed is not the same thing as closure.
Zielort ist ein idyllisches Weingut im kalifornischen Paso Robles. Auch hier setzen die beiden Gäste ihre Wortduelle fort, selbst wenn sie sich langsam füreinander zu interessieren beginnen. Frank entpuppt sich als Marketingchef eines Automagazins, was Lindsay nicht so recht verstehen will. Während sie als Anwältin Unternehmen und Organisationen für kulturell unsensibles Verhalten belangt – als „Polizistin für politische Korrektheit“, wie Frank herablassend bemerkt.
Fast zwangsläufig liegen die Hotelzimmer der beiden direkt nebeneinander, nur durch eine – zunächst unverschlossene – Tür getrennt. So unterschiedlich ihre Persönlichkeiten sein mögen, beide vereint die sarkastische Sicht auf die Hochzeitsfeierlichkeiten.
I believe that there is nobody for anyone.
In seiner zweiten Spielfilmregie nach der Romanze Von 5 bis 7: Eine etwas andere Liebesgeschichte geht der TV-Serien-Produzent Victor Levin aufs Ganze und setzt voll und ganz auf seine Hauptdarsteller, die uns eine witzig-spritzige Darstellung liefern. Dabei schwingt der Film irgendwo zwischen den Before...-Filmen mit Ethan Hawke und Julie Delpy, Sideways und den Neurosen eines Woody Allen.
Es ist ein wahres Vergnügen, den beiden Schauspielern zuzusehen, die den Film quasi allein tragen. Natürlich sind die Dialoge die Hauptattraktion, aber Keanu Reeves und Winona Ryder bringen diese so treffend herüber, dass man selbst Zuschauer und Hochzeits-Lästerer wird! Und am Ende des kurzweiligen 2-Personen-Stücks fragt man sich, ob man die beiden Figuren nicht irgendwann wiedersieht... ■ mz
13. September 2018
Komödie
USA 2018
86 min


mit
Keanu Reeves (Frank)
Winona Ryder (Lindsay)
DJ Dallenbach (Anne)
Ted Dubost (Keith)
Greg Lucey (Franks Stiefvater)
D. Rosh Wright (Franks Mutter)
Curt Dubost (Annes Vater)
u.a.

drehbuch
Victor Levin

musik
William Ross

kamera
Giorgio Scali

regie
Victor Levin

produktion
Aviron Pictures
The Fyzz Facility
Elevated Films
Endeavor Content
Sunshine Pictures
Two Camel Films
Bloom

verleih
Ascot Elite


vorspann
Logos, Prolog, Titeleinblendung

abspann
Rücklaufender Vorspann, normal rollender Abspann

erwähnung
keine