Freitag, 26. April 2024
Daryl Ward und Nick Jakoby - Partner wider Willen
© Netflix/Matt Kennedy

Nachdem David Ayer mit Suicide Squad einen ersten (und sogar halbwegs erfolgreichen) Ausflug ins Fantasygenre machte, ließ er sich nun auf einen weiteren fantastischen Stoff ein. In dem Drehbuch von Max Landis, der mit Chronicle, American Ultra und Dirk Gentlys holistische Detektei bereits eine Handschrift aus Action und schwarzem Humor entwickelt hat, geht es um die Frage: Was wäre, wenn es Magie wirklich geben würde, und wie hätte sich unsere Welt damit entwickelt?

»We're in a prophecy, right?«

Der Film spielt in einer alternativen Welt, in der Menschen zusammen mit Orks, Elfen und Feen leben, ja sogar ein Drache fliegt hinten durchs Bild. Inmitten dieser Welt arbeiten zwei Polizisten mit sehr unterschiedlichen Hintergründen zusammen: Daryl Ward steht fünf Jahre vor seiner Pensionierung und bekommt Nick Jakoby als Partner - den ersten Ork bei der Polizei.

In dieser alternativen Welt werden die Orks genauso rassistisch behandelt wie die Farbigen in unserer. So sind die Orks nun in lokalen Banden organisiert, um gemeinsam Stärke zu zeigen. Jeder besitzt eine andere Hautpigmentierung, wie sie u.a. bei Flusspferden zu finden ist, und sie besitzen diese herausragenden Eckzähne. Produktionsdesigner Andrew Menzies, der mit dem Regisseur bereits bei Herz aus Stahl zusammengearbeitet hat, hat sogar eigens eine Orksprache entwickelt:

»Wir haben für den Film eine richtige Sprache inklusive Alphabet für die Orks entwickelt und haben dann mit Werbeplakaten und Schriftzügen noch eine Schicht draufgelegt, damit man das Gefühl bekommt, sie seien bereits seit Jahrhunderten in diese Welt integriert worden. Unsere Zeichen sagen sogar etwas in Orkisch. Wenn man es übersetzen wollen würde, könnte man es sogar.«

»Am ersten Tag fahren wir durch die Ork-Nachbarschaft im heutigen Los Angeles«, erinnert sich Will Smith. »Wir sind Polizisten und rollen an dieses Ork-Barbecue, und da ist sowas wie eine ganze Kuh auf dem Spieß inmitten einer Müllhalde. Es ist einfach diese wunderschöne Mischung und der Zusammenprall dieser fantastischen Welten.«

Bright ist zwar eine teure Produktion, doch entschied man sich für Masken statt Mo-Cap, was zwar nicht ganz so atemberaubend echt wirkt wie Andy Serkis als Affe oder Lupita Nyong'o als Maz Kanata, für diesen Film hat es jedenfalls gereicht. Also musste sich Joel Edgerton (wie auch all die anderen gespielten Orks) der stundenlangen Tortur des Maskenauftragens beugen.

»Es macht Angst, solch einen Film zu drehen, denn es hängt dabei alles davon ab, ob das Publikum glaubt, dass es eine echte Person vor sich hat«, sagt Regisseur David Ayers. »Joel schafft das mühelos. Vom ersten Bild an fühlt man mit dem Typen mit.«

»Ich hatte gedacht, ich würde eine Figur schaffen, die einen mehr animalistischen Charakter besitzt«, sagt Joel Edgerton über seine Rolle. »Doch bei den Proben entdeckten wir, dass Jakoby verzweifelt versucht, menschlich zu werden. Er hat sein ganzes Leben damit verbracht, zu versuchen, menschlich zu werden. Je menschlicher ich ihn also spielte, umso besser wurde es.«

»Fairy lives don't matter today.«

Aber neben Orks gibt es auch Feen, wobei man hier nur ein männliches Exemplar sieht, das den Frieden von Nicks Nachbar-Orks stört und Futter aus seinem Vogelfutterhäuschen auf der Veranda stibitzt, das eigentlich wie ein Insektenvernichter aussieht und buzzt. Offensichtlich ist Feenstaub in dieser Welt so rar geworden, dass, wie Nick es im Film sagt, Feen bedeutungslos geworden sind.

Das wahre Leben findet anscheinend nur noch in der Welt der Reichen statt, die hauptsächlich aus Elfen besteht, so wie der Stadtteil, durch den die beiden Polizisten zur Arbeit fahren, um den Weg abzukürzen. Alles ist sauber, keine Graffiti, Wegbegrenzungen sind aus Gold und alle laufen gut gekleidet herum. Schönheit ist ebenso ein Merkmal der Elfen. Die Haut ist makellos glatt und altert nicht. Und das restliche Äußere wirkt wie eine Mischung aus Vampir und Mafiosi - hypnotische Augen, spitze Ohren und ein wenig auch deren Zähne, sowie zumeist glattes Haar.

Unsere beiden Streifenpolizisten bekommen es in dieser Mischung aus End of Watch und Alien Nation mit einem Massaker zu tun, aus dem eine junge Elfe entflieht, die in den Besitz einer in dieser Welt unwahrscheinlich machtvollen Waffe gekommen ist, die in den falschen Händen zu Tod und Vernichtung führen kann. Die Rede ist von einem Zauberstab - jedoch so kraftvoll inszeniert, dass man dessen zerstörerische Kraft förmlich sehen und spüren kann. Für Unerfahrene kann er zu einer Atombombe werden!

Die Beiden sichern erstmal die junge Elfe Tikka und den Zauberstab, den sie dabei hat. Doch schon bald sind ihnen nicht nur die selbstsüchtigen Kollegen auf den Fersen. Auch die beiden Ermittler der Magischen Sondereinheit, die Elfen Kandomere und Montehugh, die ein wenig so aussehen wie John Travolta und John Goodman, machen sich auf die Jagd, die gefährliche Waffe sicherzustellen. Und natürlich sind die bösen Elfen unter der Führung von Leilah hinter ihnen her.

»Jeder Film braucht einen unglaublich furchteinflößenden Bösewicht«, sagt David Ayer. »In diesem Fall ist es Leilah. Noomi ist erstaunlich engagiert an die Sache herangegangen. Sie hat wirklich eine Menge Recherchen unternommen, um in diesen Charakter einzusteigen, und nicht nur eine Karikatur zu spielen, sondern jemanden mit Seele und Vorsatz und Kraft. Und das ist ein furchterregender Bösewicht.«

»Only a bright can control the power of the wand.«

Mit diesem Satz aus einer fiktiven Prophezeihung beginnt der Film, der eindrucksvoll in Dolby Atmos™ wummert. Doch David Ayer tut sich schwer beim Ausbalancieren der Geschichte. Dadurch dass der Film größtenteils in einer Nacht spielt, ist es die meiste Zeit nicht nur düster, sondern auch dunkel. Einzige Lichtpunkte sind dabei der Zauberstab und Explosionen. Es ist zwar hell genug, dass man im Hintergrund einen Drachen über die Stadt fliegen sieht, doch hätte man sich gewünscht, mehr von dieser Welt zu erkunden.

Der Titel des Films bezieht sich jedenfalls auf eine Person, die genug übernatürliche Fähigkeiten besitzt, um einen Zauberstab handhaben zu können. In der deutschen Synchro wurden „Bright“ und „Wand“ nicht übersetzt, was ein wenig merkwürdig klingt und einfach nur sinnlos noch mehr englisches Vokabular in den deutschen Sprachraum einfließen lässt, nur damit die Lippensynchronität stimmt. In der Tat ist „Bright“ hier nur schwer zu übersetzen, doch wie es scheint, ist ein „Bright“ quasi wortwörtlich ein „Heller“ - jemand, der mit seinen übernatürlichen Kräften mental „leuchtet“. Alle haben Respekt vor dieser Person und sollten Vorsicht walten lassen, sich gegen diese zu stellen.

Aber vielleicht gibt es in der bereits bestellten Fortsetzung mehr zu bewundern. Bright wirkt oft ein wenig hölzern, bedient zwangsläufig Klischees und leidet oft unter peinlichen Einzeilern. Größter Faux-pas ist Nicks Anspielung auf Shrek, der in diesem Universum zwar nicht unmöglich, jedoch unwahrscheinlich erscheint. Wären da nicht der Men in Black-erprobte Will Smith und die herrlich schrill brontale Noomi Rapace, wie auch die gelungene Inszenierung der magischen Welt, sei sie noch so minimalistisch dargestellt, würde der Film vermutlich noch schlechtere Kritiken bekommen.

Auch wenn der Film mit bombastischer Action daherkommt, so ist er oft nur mäßig spannend. Das Fantasy-Element rettet jedoch ein wenig die Vorhersehbarkeit der Szenarien. Die Brutalität ist hier und dort ein wenig überschwänglich, weshalb der Film bei Netflix auch nur für Erwachsene gezeigt wird. Und ein wenig (mehr) Witz wäre dem Film ebenfalls auf jeden Fall besser bekommen. Letztendlich ist aber doch ein halbwegs unterhaltsamer Film herausgekommen, der darauf neugierig macht, ob und wie die Welt in einer Fortsetzung weiterentdeckt wird... ■ mz

27. Dezember 2017

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Bright
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