Die in den USA beliebte Schauspielerin und Produzentin Mary Tyler Moore ist am 25. Januar im Alter von 80 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung in Zusammenwirkung mit Hypoxie und Diabetes daheim in Connecticut gestorben. Die TV-Ikone war in den 60er Jahren als schnippische Hausfrau und Ehefrau von Dick van Dykes Figur in der Sitcom The Dick Van Dyke Show bekannt geworden und spielte in den 70er Jahren in der hierzulande unter dem Titel Oh Mary ausgestrahlten Mary Tyler Moore Show eine unverheiratete TV-Produzentin bei einem Nachrichtensender, die ihr Singleleben auskostet und beruflich Erfolg hat.
Zusammen mit ihrem damaligen Ehemann Grant Tinker produzierte sie mit ihrer Firma MTM Enterprises nicht nur diese Serie sondern auch dessen Abzweiger Rhoda und Lou Grant sowie bis Ende der 90er Jahre neben den Sitcoms von Bob Newhart, Tony Randall und Betty White Serien wie WKRP in Cincinnati, Polizeirevier Hill Street, Remington Steele, Chefarzt Dr. Westphall, The Duck Factory mit dem damals noch blutjungen Frischling Jim Carrey, Daddy schafft uns alle, Die Fälle der Rosie O'Neill aber auch Filme wie Claras Geheimnis oder die Hart aber herzlich-TV-Filme von 1996.
»Mary Tyler Moore hat die Welt für alle Frauen verändert«, würdigte die TV-Moderatorin Ellen DeGeneres ihre verstorbene Kollegin, die in einer Episode ihrer Sitcom ellen auftauchte. Die Schauspielerin Elizabeth Perkins erinnerte an Frau Moores Vorreiterrolle in den 70er Jahren. Sie habe ihr gezeigt, dass es okay war, »stark, Single, mutig, rebellisch und frei« zu sein. Mary Tyler Moore bekam 6 Emmys® - 5 für ihre Rollen in der Dick Van Dyke Show und Oh Mary, einen für den TV-Film Mütter ohne Skrupel. Mit einer ernsten Rolle in dem Oscar®-prämierten Familiendrama Eine ganz normale Familie, dem Regiedebüt von Robert Redford, erhielt sie einen Golden Globe®. Sie holte damals auch eine Oscar®-Nominierung als beste Hauptdarstellerin.
Mary Tyler Moore wurde am 29. Dezember 1936 in Flatbush, im New Yorker Stadtteil Brooklyn, geboren und zog im Alter von 8 Jahren mit ihrer Familie nach Los Angeles. Sie hatte eine schwere Kindheit, teilweise dem Alkoholismus ihrer Mutter geschuldet. Sie besuchte die katholische Immaculate Heart High School und heiratete mit 18 Jahren Richard (Dick) Carleton Meeker, mit dem sie ihr einziges Kind, Sohn Richie, kurze Zeit später bekam. Richie, der interessanterweise nur kurze Zeit nach ihrer Schwester Liz zur Welt kam, kam 1980 bei einem „Unfall“ mit einer Schusswaffe ums Leben.
Zunächst tanzte sie sich Mitte der 50er Jahre als Haushaltselfe in Werbespots der Firma Hotpoint durchs Fernsehen. Doch erste Gastauftritte in TV-Serien verhalfen ihr schon bald zu ihrer ersten wiederkehrenden Rolle als temperamentvolle Anrufbeantworterin Sam in der Serie Richard Diamond, Private Detective (1959), auch wenn lediglich ihre Hände und Beine zu sehen waren. Schließlich landete sie die Rolle von Dick van Dykes Ehefrau Laura Petrie in der Sitcom The Dick Van Dyke Show, die wegen der cleveren Dialoge und des komischen Ensembles zu einem Erfolg wurde.
Bevor sie jedoch 1970 als TV-Produzentin Mary Richards in der Serie Oh Mary von James L. Brooks und Allan Burns berühmt wurde, versuchte sie sich in Kinofilmen wie Modern Millie - Reicher Mann gesucht (1967) an der Seite von Julie Andrews, Ein himmlischer Schwindel als Nonne incognito mit einem faden Elvis Presley oder in dem TV-Krimi Vergiß oder stirb, in dem sie an der Seite von Louis Jourdan mit ihrem dramatischen Schauspieltalent überzeugte.
Nach dem 7-jährigen Erfolg von Oh Mary, die sie auch selbst produzierte, versuchte sie mit Neuauflagen oder TV-Specials, ihre Mary Richards weiterzuführen, doch diese floppten. Nach und nach schaffte sie es jedoch, ihr komödiantisches Image beiseite zu schaffen. Neben dem o.g. Redford-Film war sie auch als Mary Todd Lincoln (1988) oder als berüchtigte Babyschmugglerin an der Seite von Lea Thompson und Kathleen Quinlan in Mütter ohne Skrupel zu sehen. Aber auch die Rolle der nachtragenden Adoptivmutter von Ben Stiller, der seine leiblichen Eltern sucht, in David O. Russells Komödie Flirting with Disaster - Ein Unheil kommt selten allein (1996) ließ eine weitere komödiantische Facette ihres Könnens zum Vorschein treten.
Mit ihrer Broadwayrolle in dem Stück „Whose Life is it anyway?“ erhielt sie 1980 auch einen Tony® und einen weiteren fünf Jahre später für die beste Reproduktion eines Stücks für „Joe Egg“. Privat hatte die Frau auch so ihre Höhen und Tiefen erlebt. 1978 verlor sie ihre Schwester Liz durch eine Drogenüberdosis und ihren Bruder Richard durch eine Krebserkrankung, nachdem sie bei einem Sterbehilfeversuch scheiterte. In den 80er Jahren folgte sie ihrer Mutter in die Alkoholsucht, was sie in ihren Memoiren „After all“ (1995) zugab. 2009 erschien ihre zweite Biografie „Growing up again: Life, Loves, and oh yeah, Diabetes“, in dem sie sich mit ihrer Typ-1-Diabetes, mit der sie in ihren 20ern diagnostiziert wurde, auseinandersetzte. Sie engagierte sich u.a. in der American Diabetes Association für Opfer dieser Krankheit.
Mary Tyler Moore hinterlässt neben ihren Fans ihren dritten Ehemann Dr. S. Robert Levine, den sie 1983 heiratete. Ihr zweiter Ehemann Grant Tinker starb erst letzten November. ■ mz
20. April 2017
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