Dienstag, 10. Dezember 2024
Hell or High Water
Die Brüder Tanner (Ben Foster) und Toby (Chris Pine)
© Paramount Pictures

Zwei Brüder (der rechtschaffene, geschiedene Toby, Vater zweier Kinder, und der jähzornige Tanner, frisch entlassener Häftling) begehen gemeinsam mehrere Banküberfälle, um zu verhindern, dass die hochverschuldete Farm ihrer Familie an die Bank zurückfällt. Dies ist ihr letzter, verzweifelter Kampf um eine Zukunft, die ihnen unter den Füßen weggezogen wurde.

Ihr Plan scheint aufzugehen, bis sie ins Visier des unerbittlichen Texas Rangers Marcus Hamilton geraten, der kurz vor seinem Ruhestand noch einen großen Triumph feiern will. Als die beiden Brüder einen letzten Bankraub planen, kommt es zum alles entscheidenden Showdown zwischen einem wahrhaft aufrichtigen Gesetzeshüter und einem Brüderpaar, das nichts zu verlieren hat – außer der Familie!

»I've been poor my whole life, like a disease passing from generation to generation. But not my boys, not anymore.«

Wenn zu Beginn des Films die beiden eine Bank überfallen, sieht man sie nur maskiert. Doch wer Chris Pine kennt, kennt auch seine markant großen Augenbrauen, die trotz Maske deutlich zu erkennen sind. Selbst wenn man nicht weiß, dass er hier mitspielt, erkennt man ihn trotzdem sofort! Dass trotzdem keiner der Überfallenen irgendetwas Markantes erkannt hat, mag da wohl eher am Drehbuch liegen, hätte auch sonst schnell zu Komplikationen führen können.

Das wirklich Clevere an der Geschichte ist, dass die Howard-Brüder die Banken einer bestimmten Kette ausrauben. Nicht nur, dass diese Banken alte Überwachungsstandards (VHS-Kassetten) besitzen, sie gehören außerdem zu der Kette, bei der ihre Mutter damals eine Hypothek in Anspruch genommen hat. Somit klauen sie das Geld von der Bank, der sie den Kredit zurückzahlen müssen.

Der Stichtag rückt immer näher. Komme was wolle, oder wie die Amerikaner sagen: Hölle oder Hochwasser, bis Freitagmittag Punkt 12 muss die Hypothek zurückgezahlt sein. Bei ihren Überfällen benutzen sie jedesmal ein anderes Auto, das sie hinterher unter der Erde verbuddeln. Dann gehen sie mit dem Geld in ein Casino und „waschen“ es, denn Casino-Geld kann nicht zurückverfolgt werden. Während Toby der kühle und clevere Kopf der beiden ist und nach einem strikten Plan vorgehen will, sieht es bei seinem Bruder Tanner nicht ganz so rosig aus. Er war erst vor kurzem aus dem Knast entlassen worden und will das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er weiß, dass er kein normales Leben mehr führen kann, aber er tut alles für seinen kleinen Bruder.

Als sie nach einem nicht ganz so ergiebigen Raub in einem Diner frühstücken (sie begehen die Überfälle stets zur Banköffnung), sieht Tanner eine Bank gegenüber und „geht mal kurz aufs Klo“, während Toby mit der Kellnerin flirtet (ist ja schließlich Chris Pine alias Captain Kirk!). Kurze Zeit später kommt Tanner aus der Bank gerannt und kann die Geldscheine kaum unter seinem Hemd halten. Sofort wird Toby klar: Das kann nicht gut enden. Es kommt zum Streit - nicht nur, weil der jähzornige Tanner eine Bank einer anderen Kette allein überfallen hat, auch, weil Toby frustriert ist, alles allein hatte bewältigen zu müssen. Immerhin hat er ihre Mutter bis zu ihrem Tod am Krankenbett gepflegt. Allein, denn deswegen ging auch die Beziehung zu seiner Frau flöten.

Aber sie schließen auch wieder Frieden, denn Tanner hat spätestens jetzt nichts mehr zu verlieren. Also ziehen die beiden ihren Plan gnadenlos durch, denn sie wollen, dass sich die Familie um nichts mehr Sorgen machen muss. Allerdings setzt Tanners Ausrutscher die Texas Ranger Hamilton und Parker unmittelbar auf ihre Spur. Diese beiden Gesetzeshüter vom alten Schlag sind ein eingespieltes Team und kauzig wie ein altes Ehepaar. Besonders Jeff Bridges als Ranger Marcus Hamilton ist der Kauz in Person, macht sich über seinen Partner lustig und hat einen sechsten Sinn, wenn es darum geht, Verbrecher aufzuspüren. Doch es kommt, wie es kommen musste: Beide Teams müssen sich trennen und es kommt zum großen, unausweichlichen Schusswechsel...

»I've been working here for 44 years. Ain't nobody ever ordered nothing but a T-Bone steak and baked potato. Except one time, this asshole from New York ordered a trout, back in 1987. We ain't got no goddamned trout.«

Die Filmbrüder sind auch privat dicke Freunde und spielen hier bereits zum zweiten Mal zusammen. Bereits im vorigen Jahr waren die beiden in dem Katastrofenfilm The finest Hours gemeinsam auf der Leinwand zu sehen. »Es fühlte sich ganz einfach und natürlich an, wieder zusammen zu spielen«, sagt Ben Foster über seinen Kollegen. Beide haben auch diese leicht widerspenstige Chemie, die sie in ihre Rollen einfließen lassen.

Auch die Chemie zwischen Jeff Bridges und Gil Birmingham, wie auch die zu Chris Pine im wunderbaren Schlussdialog, stimmt, und es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen. »Ich habe mich so sehr darüber gefreut, besetzt worden zu sein, denn ich dachte mir: Das könnte wirklich gute Arbeit sein, Mann! Und dann hast du da noch Chris Pine und Ben Foster...«, sagt der Oscar®-Gewinner, der in diesem Jahr für diese Rolle ebenfalls nominiert wurde.

Der schottische Regisseur David Mackenzie, der sich mit Young Adam und Hallam Foe einen Namen gemacht hat, gibt mit Hell or High Water sein fulminantes US-Debüt, für das er dreimal für den Golden Globe® nominiert war, aber leider leer ausging. Vielleicht kann der Film bei den Oscars® eine Trophäe gewinnen? Dort ist der Film viermal nominiert - als Bester Film des Jahres, Jeff Bridges als bester Nebendarsteller, Taylor Sheridan für das beste originale Drehbuch und Jake Roberts für den Filmschnitt. Doch stehen die Chancen gegen die Favoriten La La Land und Manchester by the Sea eher schlecht. Auf jeden Fall ist der Film sehenswert, vor allem wegen des erhobenen Mittelfingers des kleinen Mannes. ■ mz

25. Januar 2017

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