Samuel lebt in Südfrankreich und genießt sein Singleleben in vollen Zügen - jeden Tag Sonne, Strand und Spaß, und bloß keine Verpflichtungen, bitte! Eines Tages jedoch taucht eine verflossene Liebschaft namens Kristin mit einer süßen Überraschung im Arm bei ihm auf: Gloria, seine Tochter, von deren Existenz er bislang nichts wusste. Ehe Samuel sich versieht, ist Kristin auch schon wieder verschwunden, hat Gloria allerdings bei ihm zurückgelassen. Er soll sich allein um dieses Kind kümmern? No way! Panisch reist Samuel Kristin nach London hinterher, um sie zu suchen – aber ohne Erfolg. Acht Jahre später: Samuel und Gloria leben in London und sind längst unzertrennlich. Dank seiner Tochter ist Samuel erwachsen geworden und macht als Stuntman Karriere. Doch da taucht Kristin erneut auf und fordert ihr Kind zurück...
Der französische Originaltitel zitiert Samuels letzten Satz: „Morgen fängt alles an...“ Von heute auf morgen ist Samuel plötzlich Papa und muss sich um Baby Gloria kümmern. Für den Playboy, der auf dem Boot haust, mit dem er tagsüber Touristen die Côte d’Azur zeigt und auf das er abends Mädels einlädt, beginnt damit das größte Abenteuer seines Lebens. Trotz seiner Körpergröße ist er jedoch noch recht kindlich verspielt. Als er Hals über Kopf in London ankommt, ohne die Sprache zu sprechen, begegnet er zufällig dem Agenten Bernie, der ihm zunächst Orientierungshilfe gibt und die beiden später bei sich vorübergehend aufnimmt.
Sam bekommt durch Bernie einen Job als Stuntman, da er sonst nichts gelernt hat. Sie werden beste Freunde, und Jahre später finden wir Vater und Tochter in einer Wohnung wieder, die ihresgleichen sucht - Glorias Zimmer oben ist geschmückt mit „Hakuna matata“-Leuchtschrift und einer Lego®-Weltkarte, auf der sie die Orte sucht, an denen ihre Mutter als Geheimagentin unterwegs ist - so behauptet zumindest ihr Vater. Immer wieder schreibt sie ihr E-Mails, und wenn ihre Mutter antwortet, ertönt eine Sirene samt Rundumleuchte! Natürlich ist es Samuel, der die Post im Namen Kristins verfasst, damit er Glorias Herz nicht bricht.
Ihr Zimmer ist mit einer Rutsche versehen, mit der man in einem Bassin voller bunter kleiner Bälle landet! In der Wohnung befindet sich auch noch ein 1:1-Plüschelefant, und die Wohnung hat eine große Tür für Papa und eine kleine Tür für Gloria! Samuel lebt seinen Spieltrieb nach wie vor voll aus und überträgt ihn auf seine Tochter. Er lässt sie die Schule schwänzen, um sie zur Arbeit mitzunehmen. Sie ist sein Maskottchen, und immer, wenn Sam bei einem Stunt das Bewusstsein verliert, ist es Gloria, die ihm dann ins Ohr flüstert: „Papa, komm, du bist unsterblich!“ und er dann wieder aufwacht.
Ein Bonbon gibt es dabei auch noch für alle 24-Fans: Samuel doubelt einen Serienhelden namens Jack Bates, und mit dem fiktiven Trailer zur achten Staffel der Serie heißt es: „Jack is back!“ Das ist dann aber auch der Höhepunkt des Unsinns. Zwischendurch geht Samuel mit seiner Tochter immer wieder zum Arzt, und man spürt förmlich, dass da etwas nicht stimmt. Als dann auch noch Mutter Kristin plötzlich auftaucht und Gloria zu sich und ihrem neuen Lebensgefährten nach New York mitnehmen will, fängt das Drama an.
Den ganzen Film über fragt man sich, wie er es geschafft hat, acht Jahre in einer fremden Stadt in einem fremden Land eine Tochter großzuziehen, ohne auch nur ein bisschen die Sprache zu lernen! Omar Sy, der hier in einer Paraderolle zu sehen ist, macht irgendwie zu viel Welle, ist stets gut gelaunt und hyperaktiv, dass man Kopfschmerzen bekommt. Da bekommt man praktisch Mitleid mit dem ebenso quirligen Lockenkopf Gloria, gespielt von Gloria Colston, die mit ihren jungen Jahren bereits als Miss DJ Glo unterwegs ist.
Als es dann auch noch zu einer Gerichtsverhandlung um das Sorgerecht kommt, geht der Spaß vollends flöten. Aber immerhin ist man als Zuschauer dann auf Samuels Seite. Am Ende des Films klärt sich schließlich alles auf, und wenn Samuel auf der Düne in Südfrankreich sitzt und seinen inneren Monolog den Zuschauenden offenbart, bleibt kein Auge mehr trocken. Trotz alledem ist der Film recht zäh und weiß oft nicht, ob er mehr Komödie oder Drama sein will. Er hätte eine halbe Stunde kürzer sein müssen, das hätte auch gereicht, um diese tragische Geschichte zu erzählen. Plötzlich Papa! ist kein Kinderfilm und für Erwachsene wiederum zu verspielt und nervig, besonders Omar Sy, der hier leider sämtliche Vorurteile gegen ungebildete (und zudem noch französische) Schwarze bestätigt. Wer eine knallige Komödie erwartet, bekommt eine knallbunte und quirlige Tragödie geliefert, die letztlich einen Funken Hoffnung versprüht, damit man nicht ganz so wütend den Kinosaal verlässt. ■ mz