Freitag, 29. März 2024
Vaiana - Das Paradies hat einen Haken
Moana
Maui und Vaiana
© Disney

Im 56. Animationsabenteuer zeigt Disney nun einen mitreißenden Animationsfilm über eine abenteuerlustige Teenagerin, die sich in ein gefährliches Segelabenteuer stürzt, um ihr Volk zu retten. »Moana ist die 16-jährige Tochter des Häuptlings der Bewohner von Motunui«, erklärt Regisseur Ron Clements. »Sie ist sportlich, flink, temperamentvoll und unglaublich smart. Sie handelt stets nach ihrem Motto „geht nicht gibt’s nicht“, außerdem ist sie mit einer einzigartigen Verbindung zum Ozean gesegnet.«

Um Verwirrungen vorzubeugen: Moana heißt die junge Frau im Original, Vaiana in den europäischen Ländern, denn wieder einmal hat es Disney geschafft, einen Film herauszubringen, dessen Titel (und in diesem Fall sogar der Name der Hauptfigur) in Europa Verwirrung stiften könnte! Moaña ist eine Gemeinde und Badekurort im spanischen Galicien und eingetragenes Warenzeichen des Kosmetikherstellers Casa Margot, und Moana Pozzi der Name eines italienischen Pornostars der 80er bzw. auch der Titel einer Miniserie über Besagte. In Italien wurde der Film sogar in Oceania umbenannt, was aber gar nicht so schlimm ist, da „moana“ übersetzt „Ozean“ bedeutet. Und „Vai“ steht in vielen pazifischen Sprachen für „Wasser“.

Die Geschichte ist von den Mythen und Legenden der Völker Ozeaniens inspiriert. Vor dreitausend Jahren waren die polynesischen Seefahrer die besten der Welt. Sie durchkreuzten den riesigen Pazifik und entdeckten dabei tausende Inseln. Doch dann stoppten sie plötzlich für rund tausend Jahre und kein Experte hat bis heute herausgefunden warum. Es gibt verschiedene Theorien darüber, aber keine liefert eine befriedigende Antwort. Vor 2000 Jahren nahmen sie diese Reisen wieder auf, was zur Entdeckung von Tahiti, Haiwai'i und Aotearoa (Neuseeland) führte.

»There is more beyond the reef!«

Polynesier sind auch große Geschichtenerzähler und am Anfang des Films hören wir gebannt zu, wie Häuptling Tuis Mutter und Vaianas engste Vertraute, ihre Großmutter Gramma Tala, die Legende von der Mutterinsel Te Fiti erzählt. „Ihr Herz hatte die größte Macht, von der man je hörte: Es konnte Leben spenden,“ sagt Gramma Tala. „Und Te Fiti teilte es mit der ganzen Welt.“ Doch dann taucht Maui auf, Halbgott des Windes und des Wassers, und stiehlt das Herz von Te Fiti, wodurch er eine schreckliche Dunkelheit entfesselt, die die Insulaner und ihren Lebensraum bedroht. Als Maui anschließend von dem Lava-Monster Te Kā angegriffen wird, geht das Herz verloren und versinkt im Ozean...

Der Ozean spielt eine ganz besondere Rolle im Film und in Vaianas Leben. Er ist ein lebendes Wesen und wählt Vaiana aus, damit sie Maui findet und mit ihm gemeinsam das Herz von Te Fiti sucht und zurückbringt, um Vaianas Volk und ihre Heimat zu retten. Während ihrer Reise trifft sie dann auch auf den mächtigen Halbgott Maui, eine überlebensgroße Figur, über die in Ozeanien eine Fülle an verschiedenen Mythen und Legenden kursieren, die als Inspirationsquelle dienten. Maui schließt sich Vaiana etwas widerwillig an und befindet sich auf seinem ganz eigenen Selbstfindungstrip. Ihre faszinierende Entdeckungsreise über den offenen Ozean birgt jede Menge sagenhafte Abenteuer, Begegnungen mit furchterregenden Kreaturen und führt Vaiana letztlich nicht nur auf die Spuren ihrer Vorfahren, sondern auch zu sich selbst.

»Wir waren fasziniert von den Geschichten, die wir über ihn lasen und die uns Experten aus der Region erzählten«, sagt Regisseur John Musker. »Maui war wirklich überlebensgroß, ein Betrüger und Gestaltwandler. Er konnte mit seinem magischen Fischhaken mühelos ganze Inseln aus dem Ozean hieven. Er hatte die Macht, den Sonnenuntergang zu verlangsamen. Er ist einfach unglaublich.«

»If you're a girl and have an animal sidekick, you're aprincess!«

Weil Vaiana zwischen ihrem Herzenswunsch und der Verpflichtung gegenüber ihrem Volk und ihrer Kultur hin- und her gerissen ist, erinnert die Figur des rebellischen, jungen Mädchens mit dem traditionsbewussten, strengen Vater an den 1989 erschienenen Disney-Klassiker Arielle, die Meerjungfrau. Im Gegensatz zu Arielle ist Vaiana nicht auf der Suche nach einem unerreichbaren Prinzen und der großen Liebe, sondern ist getrieben von dem Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Dorfgemeinschaft.

Die Regisseure, die auch für jenen Film verantwortlich zeichnen, werfen hier ihr Resümee zusammen - die Prinzessin (diesmal) auf dem Wasser, Aladdin und Hercules standen für Maui Pate, und ein Schatzatoll spielt auch noch eine Rolle. Vaiana ist all das, aber auch wieder ganz anders. Er ist manchmal sogar selbstironisch, und die Heldin eine starke junge Frau, die mittlerweile nicht mehr so dünn und zerbrechlich aussieht wie die Prinzesschens des vorigen Jahrhunderts, auch wenn die gezeichnete Figur mit den stämmigen Beinen und dem nicht zu dürren, aber dennoch im Verhältnis zu den Beinen eher schmächtigen Oberkörper ein wenig unförmig aussieht.

Vaiana ist zwar von der Erzählweise her ein recht altmodisch erzählter Film, doch mit rasend schnellen und aufregenden Actionszenen aufgemotzt, weshalb wohl auch die Baymax-Macher Don Hall und Chris Williams als Mitregisseure aufgeführt werden. Ron Clements und John Musker sorgten dafür für Flair und mühten sich um die Figurengestaltung, was sich auch darin niederschlägt, dass es sich zwar um einen computeranimierten Film handelt, die beweglichen Tätowierungen auf dem Körper Mauis allerdings mit der Hand gezeichnet und anschließend eingefügt wurden.

Besonders die Nebenfiguren sind so ganz anders als die bisherigen Disney-Sidekicks. Da wäre zunächst der Dorftrottel - der dämliche Hahn Heihei. Der Steine pickende Hahn gerät als blinder Passagier mitten in Vaianas Segelabenteuer. Als Maui den Gockel in die Pfanne hauen will, unternimmt die gutherzige Vaiana alles, damit Heihei nicht auf Mauis Teller landet.

Ursprünglich hatte der Hahn einen höheren IQ und war wertfreier, aber die Filmemacher fanden ihn nicht originell genug – und verdrehten Heihei kurzerhand den Kopf, weshalb er auch zumeist wie ein Zombiehahn wirkt. Handlungsverfeinererin Sunmee Joh führt aus: »Dabei reichte es nicht, aus ihm nur einen dämlichen Hahn zu machen. Er sollte Vaianas Reise in Gefahr bringen. Schwierigkeiten machen eine Geschichte schließlich erst interessant.« Da stellt sich die Frage, ob Alan Tudyk, die Originalstimme des Hahns, bereits vor der Änderung besetzt wurde, oder ob es Absicht war. Immerhin ist Tudyk oft in Animationsfilmen anzutreffen. Von seinen Sprachtalenten kann man sich derzeit auch bei Rogue One überzeugen. Dort spricht er den Androiden K-2SO.

Pua ist Vaianas treuer Begleiter, ein putziges Hausschweinchen, unbändig und unschuldig wie ein Ferkel. Er ist arglos und niedlich – und unternimmt alles, damit Vaiana glücklich ist. Handlungschef David Pimentel sagt über Vaianas Begleiter: »Pua bringt Vaiana immer wieder zum Nachdenken. Als sie beispielsweise im wahrsten Sinne des Wortes das Meer untersuchen will, begleitet er sie und prompt werden beide von einer Welle erwischt. Puas Ängstlichkeit zwingt sie, zweimal nachzudenken, bevor sie sich zu etwas überwindet. Das ist wichtig für ihre Entwicklung.«

Und dann sind da noch die Feinde - zum Einen Tamatoa, ein egozentrischer, 15m großer Krebs, der in Lalotai lebt, dem Reich der Monster. Das eitle Krustentier wäre gern mehr als nur der Bodensatz der Nahrungskette und kompensiert dieses tiefempfundene Manko, indem er sich mit allem umgibt, was schimmert und glänzt. Der eifrige Sammler hält krampfhaft an seinem ständig wachsenden Schatz fest und hegt einen fürchterlichen Groll gegen Maui.

Und dann sind da noch die knuffig-fiesen Kokomora - kleine, wilde Piraten mit Rüstungen aus Kokosschalen. Sie leben auf einem Floß voller Müll und Treibgut, das durch den Ozean treibt. Die Kokomora mögen klein sein, aber sie sind skrupellose Krieger, die vor nichts haltmachen, bis sie kriegen, was sie wollen. Bill Schwab, Künstlerischer Leiter der Figuren, gefiel die Idee, Kokosnüsse zu verwenden: »Bei Rüstungen aus Kokosschalen und Helmen aus Kugelfischen ist die Größe der Piraten ja praktisch vorgegeben. Die kleinen Plagegeister treten zudem in einer wahren Schwemme auf. Dann hatten wir die Idee, sie zusätzlich mit allem Möglichen auszustatten. Einer trägt eine Krabbenschere auf dem Kopf, ein anderer einen Seestern. Die Sequenz mit ihnen ist wirklich fantastisch geworden.«

Trotz kontroverser Meinungsäußerungen über Mauis „fettleibige Gestalt“, die man als negativen Stereotyp oder auch als übergroßes Kraftpaket betrachten kann, aber eigentlich wie eine Mischung aus Schwein, Flusspferd und Baymax wirkt, ist Vaiana ein äußerst unterhaltsamer Film, auch wenn das Abspannlied Kopfschmerz verursacht. Aber immerhin kommen diverse Figuren im Abspann vor, unter ihnen auch ein Gastauftritt von Wreck-it-Ralph. Und man sollte auch während des Abspanns sitzenbleiben, denn hinterher kommt noch eine kurze Szene!

Und wie bei Disney üblich kommt auch Vaiana mit einem Vorfilm. In Herz über Kopf geht es um einen Büro-Fließbandarbeiter, der in einem deprimierenden Großraumbüro der Firma Boring, Boring & Glum Daten in den Computer eingeben muss und von einem freigeistigen und abenteuerlichen Lebensstil träumt. Inspiriert von den Anatomieseiten aus der Enzyklopädie seiner Kindheit, zeigt uns Leo Matsuda in einer Mischung aus Computeranimation und Zeichentrick das Innenleben dieses Mannes, der mit seinem Quadratkopf irgendwie an Carl Fredricksen aus Oben erinnert. Kurzum: Auch wenn der Film nicht unbedingt zu Weihnachten passt, hat es Disney doch wieder geschafft, die Leute zu verwirren, zu erzürnen, und natürlich vordergründig zu unterhalten. ■ mz

10. Januar 2017

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Vaiana
Herz oder Kopf
Arielle, die Meerjungfrau
Aladdin
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