Lone Ranger
The lone Ranger
Regisseur Gore Verbinski goes West. Zwischen Action, Klamauk und Drama hangelt sich der Lone Ranger als pazifistischer Prince Charming, Anwalt John Reid, durch das ballernde Amerika des Jahres 1869. An seiner Seite, im Laufe der Handlung, ein Indianer namens Tonto, weniger charming, dafür umso bemalter und verrückter.
Amerika im Eisenbahnbauerfieber. Der wilde Westen soll zivilisiert und damit ausgebeutet werden. John Reid, der Anwalt, hatte eigentlich nur vor, seinem Bruder, dem „guten Texas Ranger“ Dan einen Besuch abzustatten. Doch der ist gerade schwer beschäftigt und muss den entflohenen, brutalen Outlaw Butch Cavendish verfolgen. Die Cavendish-Bande hat natürlich nur das Böse im Sinn.
John Reid, der Gute, schliesst sich trotz seiner pazifistischen Überzeugung der Texas-Rangers-Truppe an, und überlebt als einziger den fiesen Hinterhalt der Bande. Wie durch ein Wunder von einem weißen Pferd an der Seite von Tonto, dem Indianer, zum „ewigen“ Leben erweckt, schwört Prince Charming Rache und wird nun zum maskierten Lone Ranger.
Spätestens an dieser Stelle mag man nicht mehr wirklich an die Ernsthaftigkeit der Filmhandlung glauben, obwohl das ein oder andere, blutende Herz roh! gegessen wurde und kleine Kinder im Kinosaal ihre Popkorntüten zu Kotztüten umfunktionieren mussten. Johnny Depp, alias Jack Sparrow, ach ne ... natürlich Tonto, der Indianer, geschminkt wie Alice Cooper, gerade der Gruft entstiegen, reisst die Filmhandlung an sich.
Jetzt, wo der tolle Texas-Rangers-Bruder danieder liegt, auch noch eine bildhübsche Witwe mit Sohn hinterlassend, baut sich der gute Reid zum Erzengel mit Indianerpower auf. Auf der Suche nach dem Bösen rollen natürlich auch die Köpfe der vermeintlich Wohlmeinenden. Damit sind die Herren aus der Industrie und den Verbänden gemeint - amerikanische Selbstironie lässt grüßen.
Die Romanvorlage des Lone Rangers ist eine in den USA, zumindest der älteren Generation, bekannte Figur mit Kultstatus. Zunächst als Radiosendung, danach als TV-Serie (1949-1957) und schließlich in nicht weniger als 4 Kinofilmen gezeigt, ritt der maskierte, gesetzestreue Outlaw durch die Prärie. Disney hat wohl mit seinem Fluch der Karibik von den gigantischen Einnahmen (3,7 Milliarden Dollar) genug Geld übrig, um diesen starbesetzten und nicht minder teuren Film zu produzieren. In aufwändigen Actionszenen rumpelt der Blockbuster-Pony-Express durch die leicht unstimmige Handlung.
Der Lone Ranger soll dabei ein Kinovergnügen für die ganze Familie sein, wenn da nicht ...die Maske der Schurken an verwesende Vampire erinnern würde, ...blutige Herzen herausgerissen, um dann vom Oberschurken sichtbar verspeist zu werden ...das übliche Westerngeballere oder das indianische Skalpieren oder ein Skorpionfressen wäre. Ja, dann könnte der Film geradezu witzig sein, auch für die lieben Kleinen. Immerhin kann sich die Besetzung sehen lassen: Johnny Depp als Frontindianer, der (ebenfalls maskierte) smarte Held Armie Hammer und in einigen Nebenrollen nicht minder bekannte amerikanische Schauspieler würzen den Film.
Wem sich die zweite Ebene der Handlung erschliessen mag, der freut sich an der Gesellschaftskritik, den entblössten, bösen Industriellen und Bänkern in Verbänden versteckt, die sich allesamt hinter wohl gemeinten Projekten verschanzen und doch nur einzig den Profit im Herzen tragen. Diesen Kinogänger überzeugt die Ironie auf ein korruptes Amerika. Ob der Regisseur Gore Verbinski mit seinem tollkühnen Westernklamauk eben jenes wirklich vorhatte, sei dahingestellt. „Fluch der Prärie“ fehlt es dennoch an Größe, an bemerkenswerter Filmmusik (so wie im Fluch der Karibik) und vor allem an überzeugendem Inhalt. Schade um das schöne Filmbudget! ■ bh
15. August 2013
Western/Action/Komödie
USA 2013
149 min
3D

mit
Johnny Depp (Tonto)
Armie Hammer (John Reid/Lone Ranger)
William Fichtner (Butch Cavendish)
Tom Wilkinson (Cole)
Ruth Wilson (Rebecca Reid)
Helena Bonham Carter (Red Harrington)
James Badge Dale (Dan Reid)
James Frain (Barret)
JD Cullum (Wendell)
Bryant Prince (Danny)
Barry Pepper (Captain Jay Fuller)
Mason Cook (Will)
Stephen Root (Habberman)
u.a.

drehbuch
Justin Haythe, Ted Elliott, Terry Rossio

musik
Hans Zimmer

kamera
Bojan Bazelli

regie
Gore Verbinski

produktion
Walt Disney Pictures
Jerry Bruckheimer Films
Blind Wink Productions
Classic Media
Infinitum Nihil
Silver Bullet Productions

verleih
Disney


vorspann
-

abspann
-

erwähnung
-