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Kleine wahre Lügen
Les petits Mouchoirs
Eine Clique von Freunden Ende 30 macht mit ihren Frauen in Cap Ferrat Urlaub - mit ein bisschen schlechtem Gewissen, denn ein Freund liegt gerade im Krankenhaus. Doch alsbald lassen sie es krachen beim Feiern im Haus eines reichen Freundes. Dabei gibt es auch Reibereien. So sind die Herren eifersüchtig aufeinander, sei es ob des beruflichen Erfolgs oder der Frauen. Der brave Familienvater Vincent kämpft mit seinen homosexuellen Neigungen, die sexuell hungrige Marie will nicht treu sein.
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Freunde stärken sich gegenseitig den Rücken, helfen einander, wo sie können und schenken sich immer reinen Wein ein? Nun ja, theoretisch jedenfalls. Mit viel Witz, Ironie und französischem Charme schildert Regisseur Guillaume Canet nach eigenem Drehbuch das sommerliche, aber keinesfalls konfliktfreie Wiedersehen einer Gruppe von Freunden.

»Kleine wahre Lügen ist meine dritte Regiearbeit und der persönlichste meiner Filme. Deshalb war es so wichtig, ihn allein zu schreiben – eine Erfahrung, die ich als ungeheuer intensiv beschreiben möchte«, so Canet. Letzteres ist der Film auch! Man braucht schon ein großes Nervenkostüm und genug Sitzfleisch, um die 155 Minuten Geflirte und Gemecker durchzustehen.

Sommer am Cap Ferret. Wie jedes Jahr hat der erfolgreiche Restaurantbesitzer Max seine Freunde in sein Strandhaus eingeladen. Freunde, von denen er vieles weiß, aber einiges nicht wahrhaben will: Da ist zum Beispiel der Chiropraktiker Vincent, der vor kurzem festgestellt hat, dass er heimlich in Max verliebt ist; oder Antoine, der unermüdlich von seiner Ex redet und allen damit ganz schön auf die Nerven geht; oder Éric, der auch mit Mitte 30 noch immer meint, jede ins Bett kriegen zu können; und Marie, die hofft, sich hier vor einem hartnäckigen Pariser Verehrer verstecken zu können; sowie Max‘ Ehefrau Vero, die sich für alle verantwortlich fühlt – vor allem wenn es um die biodynamisch richtige Ernährung geht.

Das ist ein Urlaub unter Freunden mit Gruppendynamik pur. Doch die Fassade, hinter der sich jeder einzelne zu verstecken sucht, beginnt zu bröckeln, als sie die Realität einholt: Denn ein Freund fehlt - Ludo. Nach einem schweren Unfall liegt er im Krankenhaus und die anderen müssen nun überlegen, wie sie mit dieser außergewöhnlichen Situation umgehen sollen...

»Viele Dinge im Leben verpassen wir aus den immer gleichen Gründen: Weil wir entweder überarbeitet sind oder zulassen, dass uns der stressige Alltag vereinnahmt«, erläutert Canet. »Wir vernachlässigen die Familie, unsere Freunde, unsere Partner – und tun trotzdem so, als wären wir stets präsent!

Man ahnt, dass man dringend eine Pause einlegen und sich Zeit zum Nachdenken nehmen müsste, um sich über seine Prioritäten klar zu werden, um zu formulieren, was man wirklich möchte. Aber diese Zeit nimmt man sich eigentlich nie, und wenn doch, ist es häufig zu spät.

Innerhalb einer Clique fürchtet man sich natürlich auch davor, die Stimmung zu verderben, wenn man gewisse Themen anspricht, die etwas heikel sind. Also sagt man lieber nichts und verdirbt die Stimmung erst recht! Aber man ignoriert das und redet sich ein, dass die Dinge sich schon richten werden.

Kleine Lebenslügen sind der Teppich, unter den man den ganzen Seelenmüll kehrt, und zwar so lange, bis es nicht mehr zu übersehen ist. Das anschließende Aufräumen kann fürchterlich werden. Wie sehr, ist im Film zu sehen, wenn die einzelnen Figuren plötzlich mit der Wahrheit konfrontiert werden.«

Kleine wahre Lügen ist eher Drama als Komödie. Es gibt zwar hier und dort ein paar komische Momente, doch überwiegt der Konflikt, der innere wie auch der äußere. François Cluzet als Max ist der wahre Tyrann in dem Film. Nichts kann man ihm recht machen, er hat an allem etwas zu nörgeln. Alles soll perfekt laufen - der Rasen ist nicht richtig gemäht, nachts ist Krach im Gebälk und dann ist da auch noch Vincents Outing, das ihn nicht zur Ruhe kommen lässt...

Marion Cotillards Marie ist da auch nicht besser. Die Männerhungrige versteckt sich vor einem Verehrer, der dann schließlich doch noch im Camp auftaucht und die Meute mit seinem Gitarrenspiel unterhält. Gilles Lellouche als Éric spielt den Prahlehans, doch später wird ihm klar, dass er nur eine Frau liebt. Er macht sich heimlich auf den Weg nach Paris, um der Angebeteten seine Liebe zu gestehen, doch diese will nichts von ihm wissen.

Das ist alles ein großes Drama um die wahren Gefühle, die man hinter kleinen Lügen versteckt. Alle sind emotionell geladen, und wenn sich diese angestaute Frustration entlädt, fliegen die Fetzen. Und das kommt auch hervorragend herüber, nicht zuletzt durch die überzeugenden Schauspieler, sondern auch durch das psychologisch ausgefeilte Drehbuch Canets. Allerdings kann man sich den Film auch sparen und an Weihnachten oder Silvester das Familiengezeter durchmachen. Anstrengend ist beides. Nur hier hat man wenigstens eine schöne Kulisse. ■ mz

Drama
F 2010
155 min


mit
François Cluzet (Max Cantara) Joachim Tennstedt
Marion Cotillard (Marie) Natascha Geisler
Benoît Magimel (Vincent Ribaud) Viktor Neumann
Gilles Lellouche (Éric) Michael Lott
Laurent Lafitte (Antoine)
Valérie Bonneton (Véronique Cantara) Christin Marquitan
Pascale Arbillot (Isabelle Ribaud)
Joël Dupuch (Jean-Louis)
Jean Dujardin (Ludo)
Anne Marivin (Juliette)
Louise Monot (Léa)
Hocine Mérabet (Nassim)

kamera
Christophe Offenstein

drehbuch
Guillaume Canet

regie
Guillaume Canet

produktion
Les Productions du Trésor
Europa Corp.
Caneo Films
M6 Films
Canal+
CinéCinéma
W9
M6
Cofinova 6
La Compagnie Cinématographique Européenne
Panache Productions

verleih
Tobis

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