Ralph breaks the Internet
2012 haben sie sich gefunden - Ralph und Vanellope - der Haudegen, der keine Lust mehr hat, alles kaputtzumachen, und die rotzfreche Prinzessin mit Störung, die Autorennen fährt. »Ralph und Vanellope sind Figuren mit Schwächen«, sagt Regisseur Rich Moore, der auch Ralph reicht's und Zoomania inszenierte, »aber wir lieben sie gerade wegen ihrer Fehler. Ihre Freundschaft ist so aufrichtig und die Chemie zwischen den beiden so mitreißend, dass wir wohl mehr über sie erfahren wollten.«
Phil Johnston, der diesmal auch mit als Regisseur geführt wird, stimmt zu: »Obwohl sich Ralph und Vanellope noch nicht lange kannten, wurden sie beste Freunde. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ihre Geschichte zu Ende ist. Sie könnten noch weitere Abenteuer zusammen erleben. Und vor allem: Vanellope konnte noch gar nicht zeigen, was sie alles drauf hat!«
Die Handlung setzt erneut in der Spielhalle von Mr. Litwak ein, wo Ralph und Vanellope pflichtbewusst jeden Tag durch ihre Spiele toben und nach Feierabend mit ihren Nachbarn aus den anderen Spielautomaten abhängen. »Vanellope wird ihr Spiel „Sugar Rush“ aber allmählich zu langweilig«, erklärt Phil Johnston. »Also sorgt Ralph für etwas Abwechslung, was jedoch nicht ganz nach Plan läuft.«
»I haven't seen so many homeless games since „Space Invaders“ went off.«
Ralphs Aktion setzt eine Kettenreaktion in Gang, bis schließlich das Lenkrad von „Sugar Rush“ kaputtgeht. Das Ersatzteil soll allerdings mehr kosten, als das Spiel in einem ganzen Jahr einbringt. Also bleibt Mr. Litwak nichts anderes übrig, als den Automaten abzuschalten. »Die neue Steuerung wäre nur an einem Ort namens Internet zu bekommen, bei einem gewissen eBay«, erklärt Mit-Autorin Pamela Ribon.
»Davon haben Ralph und Vanellope noch nie gehört. Praktischerweise hat Litwak gerade einen Router installiert, die Spielhalle ist also neuerdings online. Und so beschließen die beiden, in dieses Internet zu reisen, das Ersatzteil aufzutreiben und Vanellopes Spiel zu retten. Das Internet ist für die beiden überwältigend: laut, schnell, irre und völlig unberechenbar. Ralph macht das sehr nervös, aber Vanellope ist natürlich total begeistert.«
Währenddessen müssen die Nicelander samt Felix und Sgt. Calhoun die verwöhnten Gören aus „Sugar Rush“ unterbringen, was keine leichte Aufgabe ist. Die aktuell weltpolitische Flüchtlingsthematik lässt grüßen! »Felix und Calhoun hatten schon länger über Kinder nachgedacht. Jetzt adoptieren sie eben 15 Tweens auf einmal«, erläutert der Leiter der Handlung Jim Reardon. »Wird schon schiefgehen!« Oder? Doch schon bald verschiebt sich der Fokus auf Ralph und Vanellope und die unendlichen Weiten und Möglichkeiten des Internets.
»We are certainly not at Litwak's anymore.«
Als sich die Filmemacher in ihre Helden hineinversetzten, wurde ihnen klar, dass Ralph und Vanellope das Internet ganz unterschiedlich wahrnehmen würden. »Die Beiden sind wie zwei Dorfkinder, die in die Großstadt kommen«, erläutert Rich Moore. »Eins ist hin und weg, das andere möchte möglichst schnell wieder nach Hause.« Phil Johnston fügt hinzu: »Ralph möchte, dass alles bleibt, wie es ist. Vanellope dagegen ist bereit für eine Veränderung. Sie will etwas erleben und Neues ausprobieren. Können die beiden trotzdem Freunde bleiben? Diese Frage ist das Herz der Geschichte.«
Nach der nostalgischen Spielhalle in Ralph reicht's sollte das zweite Abenteuer von Ralph und Vanellope in eine neue Welt entführen. Dass es sich im Internet abspielt, stand von Anfang an fest, sagt Produzent Clark Spencer: »Es gab keine zweite Option. Die ultramoderne Welt des Internets bietet nicht nur einen schönen Gegensatz zum Retro-Charme des ersten Films, sondern auch endlose Möglichkeiten. Wir können Websites, soziale Medien und Suchmaschinen als Figuren darstellen und den Zuschauern das Innenleben ihrer Computer präsentieren.«
Die grenzenlosen Möglichkeiten waren allerdings auch überwältigend. »Wir sind ziemlich naiv an das Ganze herangegangen«, gibt Regisseur Rich Moore zu. »Das Netz war der perfekte Schauplatz für die Geschichte, die wir erzählen wollten. Allerdings mussten wir erst mal herausfinden, wie es dort überhaupt aussieht, wer dort lebt und arbeitet. Das unermessliche Web im Dienst unserer Story auf eine überschaubare, geschlossene Welt herunterzubrechen, fiel mir wirklich schwer.«
Das ist den Filmemachern aber hervorragend gelungen! Während sich Ralph und Vanellope durch das Internet bewegen, kann man im Hintergrund immer wieder digitale Reklametafeln bekannter oder fiktiver Internetriesen oder andere Relikte entdecken, wie z.B. eine am Boden liegende Reklame von GeoCities oder ein Reklameplatzhalter „1.jpg“ in einem Bereich, der schlecht gewartet und selten besucht wird.
Ohne Hunderte von Netzseiten wäre das Internet nicht vollständig, und die Seiten im Film sollten einen gewissen Wiedererkennungswert haben. »Also nahmen wir echte Netzseiten unter die Lupe: Grafiken, Schriftarten, sogar Werbebanner«, berichtet Matthias Lechner (Künstlerischer Leiter Lebensumfeld). »Was wir daraus gemacht haben, sind keine Kopien, aber absolut von unseren Recherchen inspiriert.«
Aber wie sollen die Zuschauer erkennen, wo sie sich gerade befinden? »Wir haben schon früh entschieden, eigene Netzseiten wie BuzzzTube zu kreieren, eigene Online-Spiele und unsere Suchmaschine Alleswisser«, erzählt Rich Moore. »Dennoch sollte alles vertraut wirken und sich zuordnen lassen. Also bauten wir eBay ein, wo Ralph und Vanellope das Ersatzteil für „Sugar Rush“ kaufen.«
Das hyperaktive Internet wimmelt vor Figuren. Dabei wird zwischen zwei Kategorien unterschieden - die Netznutzer und die Netzbürger. Netznutzer sind die Avatare, die für uns Menschen im Netz unterwegs sind. Sobald eine Person den Cursor auf dem Bildschirm bewegt, läuft sein Avatar los. Frühe Tests ergaben, dass in einigen Einstellungen über 100.000 Nutzer auf der Jagd nach den besten Deals und dem neusten Klatsch durchs Netz wuseln. Allerdings achten sie dabei nicht weiter aufeinander. Ein ausgeklügeltes Transportsystem bringt sie von Ziel zu Ziel. »Die Netznutzer sind sozusagen der Strom, der diese Welt am Laufen hält«, sagt Moe El-Ali, der die Hintergrundfiguren beaufsichtigt. »Ohne sie wäre das Internet ein dunkler Ort.«
Netzbürger sind die Einwohner des Internets, sie leben und arbeiten hier – so wie Yesss und Alleswisser. Viele sind Angestellte der diversen Netzseiten, die von den Nutzern besucht werden, und assistieren bei deren Einkäufen und Suchanfragen. »Im Gegensatz zu den Nutzern sind die Netzbürger empfindsame Wesen«, erläutert er weiter. »Ihnen ist bewusst, was um sie herum vorgeht.«
Obwohl sie eigentlich keine Figuren sind, wurden die Transportmittel im Film wie Statisten behandelt. Wenn ein Netznutzer eine Suchmaschine aufsucht und einen Link anklickt, bildet sich eine Art Kapsel um seinen Avatar und flitzt mit ihm direkt zur gewünschten Netzseite. Die Nutzer bewegen sich flugs auf einem ausgefeilten Schienensystem durchs Netz, das sämtliche Internetseiten verbindet. »Es gibt im Film Einstellungen mit sage und schreibe 200.000 Vehikeln«, erzählt Moe El-Ali. »Alle bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit fort und kommen nicht miteinander in Berührung, weil sie nicht starr, sondern flexibel sind, fast organisch.«
Netzbürger verfügen über sechs eigene Fahrzeuge, die nicht auf die Schienen angewiesen sind. »Sie können sich also frei bewegen und in jede beliebige Richtung fahren bzw. fliegen«, erläutert Matthias Lechner. »Deshalb sind sie auch genervt, wenn die Nutzer mal wieder für einen Höllenverkehr sorgen.«
»This girl can drive!«
»Als ihr Spiel kaputtgeht, steht Vanellope vor der Frage, welche Daseinsberechtigung sie ohne „Sugar Rush“ noch hat«, erläutert Josie Trinidad, Leiterin der Handlung. »Die Suche nach einem neuen Lenkrad führt sie ins Internet. Sie will eigentlich nur ihr Spiel retten und ahnt nicht, was sie in der großen weiten Welt erwartet.«
»Vanellope sehnt sich nach Abenteuern«, sagt Sarah Silverman, die Vanellope erneut ihre Stimme leiht. »Und das Internet haut sie um. Sie findet das alles wahnsinnig aufregend, Ralph ist eher überfordert. Dann lernt Vanellope auch noch Shank kennen, Star des Action-Rennspiels „Slaughter Race“. Shank wird ihre Mentorin und nimmt die Kleine unter ihre Fittiche - was Ralph überhaupt nicht witzig findet.«
»Shank ist die coolste Figur in der „Slaughter Race“-Welt«, betont Rich Moore. »Shank hat schon viel erlebt und ist entsprechend abgehärtet, hat aber trotzdem ein weiches Herz. Das ist die spannende Dualität dieser Figur.« - »Sie fährt wie der Teufel und wirkt wie ein Bad Girl«, sagt Gal Gadot, die Shank spricht. »Aber im Verlauf des Films lernen wir sie als witzige, vernünftige und warmherzige Person kennen. Diese Eigenschaften gefallen mir am besten an ihr.«
Der Leiter der Figuren, Dave Komorowski, unterstreicht, dass Shank trotz ihrer Coolness technisch wie visuell ganz schön „aufgedonnert“ wurde: »Ihr Outfit (T-Shirt, Hoodie, Lederjacke, große Kreolen) macht jede Bewegung mit. Und sobald sie im Wagen sitzt, lassen wir den Wind durch ihre Haare wirbeln.«
Tatsächlich spiegelt sich die Seelenverwandtschaft von Shank und Vanellope auch optisch, verrät Kira Lehtomaki (Mit-Leiterin der Animation): »Wir wollten eine gewisse Ähnlichkeit – zum Beispiel tragen beide Kapuzenpullis. Aber Shank stammt aus einer völlig anderen Welt. Sie ist sehr souverän und muss nicht erst Vollgas geben oder sich in Pose werfen, um sich Respekt zu verschaffen. Die stärkste Ausstrahlung hat sie in den stillen Momenten.«
Übrigens ging es bei „Slaughter Race“ nie darum, die neuste Videospiel-Technologie aufzufahren, wie Robert Huth (Abteilungsleiter Animation) klarstellt: »Auch bei der Animation steigt das Niveau im Games-Bereich stetig. So up-to-date sollte „Slaughter Race“ aber gar nicht aussehen. Wir haben uns an Rennspielen aus den frühen 2000er-Jahren orientiert, als die Animation noch simpler war.« In diesem Stil wurde auch die „Slaughter Race“-Crew animiert.
»Shank ist dabei die ausgefeilteste Figur. Ihr Team ist nicht ganz so raffiniert ausgearbeitet, und die Figuren im Hintergrund noch weniger. Denn so ist es in den älteren Rennspielen, die wir uns angesehen haben, auch.«
Für die Sequenzen des Autorennens lud Nathan Detroit Warner (Chef für's Kameralayout) Hollywood-Stuntman Jeremy Fry ein, der bei Baby Driver als Stuntman und Choreograf am Start war. »Ich zeigte ihm meine Präsentation und wollte wissen, was davon in der Realität möglich wäre und was nicht«, sagt Narthan Warner, der 22 Minuten aus 18 Stunden Autorennen zusammengeschnitten hatte. »Er meinte nur: „Aber ihr könnt doch sowieso machen, was ihr wollt, weil doch alles im Computer entsteht, richtig?“ Ich erklärte ihm, dass es trotzdem möglichst realistisch sein sollte.«
»Die Autos wurden mit GoPros ausgestattet, dann engagierten wir einen Experten, der uns alles über's Stuntfahren beibrachte«, berichtet Scott Kersavage, Abteilungsleiter Visuelle Effekte. »Tatsächlich zu fühlen, wie der Wagen ins Schleudern gerät, hat viel ausgemacht. Ich glaube, das zeigt sich jetzt in der Darstellung. Die Sequenz macht wirklich was her, das gilt für die komplexe Animation wie auch für die Effekte.«
Letzten Endes platzierten Nathan Warner und sein Layout-Team hundert Kameras am Set, filmten das Rennen Vanellope gegen Shank aus jedem erdenklichen Winkel und lieferten Cutter Jeremy Milton tausend Aufnahmen. »Was daraus letztlich entstanden ist – so etwas hat es in der Animation noch nicht gegeben«, schwärmt Produzent Clark Spencer.
»We can't understand her. She's from another studio.«
Ein Höhepunkt im Film ist sicherlich die Selbstbeweihräucherung des Disney-Universums. Natürlich hat Disney ein großes Filmuniversum, zu dem inzwischen auch Star Wars und die Marvel-Geschichten zählen. So gelangen unsere Helden natürlich auch auf die Seite ohmydisney.comn, auf der wir nicht nur auf Sturmtruppler, C-3PO oder FN-3181 treffen, nicht nur Buzz Lightyear, Baby Groot und einen digitalen Stan Lee sehen, sondern erstmals auch alle Disney-Prinzessinnen in einem Raum versammelt vorfinden!
»Die Insider-Gags und die charmanten Anspielungen bringen mich jedes Mal wieder zum Lachen«, sagt Linda Larkin, die hier erneut Prinzessin Jasmin aus Aladdin ihre Stimme verleiht. Auch sonst werden bis auf die ganz alten Filmfiguren alle von ihren Originalstimmen gesprochen! Pamela Ribon war zunächst jedoch unsicher, ob es überhaupt erlaubt wäre, die klassischen Figuren in eine moderne Umgebung zu versetzen. Aber für Vanellope setzte sie alles auf eine Karte: »Vanellope ist im Grunde auch eine Prinzessin, gehört aber nicht offiziell zum Club. Mal ehrlich, wer würde die Hoodie-Prinzessin nicht dabeihaben wollen? Ich möchte sie auf jeden Fall!«
Auch bei den Dialogen setzte sie auf einen Mix aus Wiedererkennungswert und Humor. Aurora alias Dornröschen etwa nickt regelmäßig ein. Die Szene blieb trotzdem ein Wagnis. »Alle sahen mich an: „Meinst du, das könnte funktionieren?“«, erinnert sich Clark Spencer. »Nun, es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Also ließ ich die Szene schreiben und Storyboards anfertigen, um sie bei der ersten Testvorführung zu zeigen. Entweder, sagte ich mir, finden alle die Idee toll und lachen sich kaputt. Dann bleiben die Prinzessinnen drin. Oder sie finden es nicht halb so komisch wie wir – dann haben wir es aber wenigstens versucht. Bis zu dieser ersten Präsentation wusste niemand außer dem Handlungs-Team davon.«
Die Szene war der Hit! »Die freche, lässige Vanellope mit den Disney-Prinzessinnen zusammenzubringen, ist ein Knüller«, findet auch Regisseur Phil Johnston. »Als wir das Drehbuch weiterentwickelten, wurde auch das Prinzessinnen-Szenario überarbeitet. Es musste ja zu unserer Geschichte passen. Letztlich geht es im Film darum, dass Vanellope erwachsener und selbständiger wird. Und ihre Begegnung mit den Prinzessinnen ist ein Meilenstein auf diesem Weg.«
Vanellope macht durchaus Eindruck auf die Prinzessinnen und bringt ihnen die Vorzüge bequemer Kleidung nahe. Ami Thompson (Künstlerische Leitung Figuren) durfte die Damen neu einkleiden: »Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich den Freizeit-Look der Disney-Prinzessinnen entworfen habe! Ihre modernen Outfits sollten Elemente aus ihren Geschichten aufgreifen. Cinderella beispielsweise trägt ein T-Shirt mit einer Kürbis-Kutsche drauf. Auf Schneewittchens Jeans sind Äpfel gedruckt, auf Meridas Top prangt ein Bär und das Wort „Mum“ - alles sehr ausgefallen und überraschend.«
Auf dem Shirt von Schlafmütze Aurora steht „Nap Queen“, auf dem von Elsa „Just let it go“ und auf Schneewittchens T-Shirt ein Apfel mit der Unterschrift „Poison“, wobei das P in Form von Blutstropfen verläuft – ganz im Horror-Stil der 50er Jahre. »Was für ein Kontrast zu den edlen Roben, in denen wir die Prinzessinnen sonst kennen«, schwärmt sie weiter. »Da hat sich jeder von uns gefragt: Bin ich eher der Prinzessinnen- oder der coole Vanellope-Typ?«
Das royale Gipfeltreffen setzte sich im Studio fort: Die Filmemacher konnten (fast) alle Originalsprecherinnen der Disney-Prinzessinnen gewinnen - von Auli'i Cravalho (Vaiana) und Kristen Bell (Anna) über Mandy Moore (Rapunzel) bis zu Ming-Na Wen (Mulan). »Es war faszinierend zu sehen, wie sehr sich die Schauspielerinnen mit ihren Figuren identifizieren«, sagt Rich Moore. »Ihre sehr persönlichen Interpretationen im Studio mitzuerleben, war wirklich bewegend.«
Mal abgesehen von der modernen Garderobe sollten die berühmten Prinzessinnen genauso aussehen wie früher - für den Figurenchef Dave Komorowski und sein Team eine weitere Herausforderung: »Bei jeder Kleinigkeit mussten wir Experten hinzuziehen, damit wirklich alles stimmte. Das Haar von Pocahontas etwa wird permanent von magischem Wind verweht, und Rapunzel sitzt in einem Stuhl, der aus ihrem eigenen Haar besteht – um nur zwei Beispiele zu nennen.« Im Studio wurde sogar ein Prinzessinnen-Megalabor eingerichtet, in dem vor allem die Damen aus der Zeichentrick-Ära als CG-Figuren reanimiert wurden.
»Die Prinzessinnen sind immer noch dieselben, nur dass sie hier eine andere Seite zeigen«, sagt Mark Henn, der bei Chaos im Netz die handgezeichnete Animation beaufsichtigte. »Wir erleben sie backstage, wo sie ganz normale Mädels sein können. Sie durften dabei nur nicht ihre Persönlichkeit verlieren.«
Aber Spaß war erlaubt. »Jede einzelne gesteht den anderen ihre Fehler und Schwächen«, fährt er fort. »Aurora schläft ständig ein, Arielle kann nicht an sich halten und schmettert bei jeder Gelegenheit ein Lied. Aber keine versteht ein Wort von dem, was Merida sagt: „Die kommt aus dem anderen Studio“, flüstern sie Vanellope zu.«
»In this place called „Slaughter Race“«
Natürlich musste es dazu kommen, dass auch Prinzessin Vanellope von Schweetz in alter Disney-Tradition ein Liedlein singt. »Wir haben überlegt, wie sich im Fall von Vanellope der Kreis am besten schließen könnte«, erzählt Phil Johnston, der auch am Liedtext mitwirkte. »Jede Disney-Prinzessin weiß: Wenn du weißt, was du willst, und deinen Traum verfolgst – dann kannst du ein Lied davon singen.«
»Von den Disney-Prinzessinnen lernt Vanellope, dass sie einen Herzenswunsch, ein Ziel braucht und diese Sehnsucht in einem Lied zum Ausdruck bringen muss«, erläutert Sarah Silverman. »Vanellope startet einen Versuch, aber das Lied will nicht kommen – bis es dann doch klappt.« Sie singt das Lied selbstverständlich mit Vanellopes markanter Stimme. »Das ist definitiv nicht meine Tonlage. Aber das Verrückte ist: Anscheinend hat Vanellope von uns beiden den größeren Stimmumfang. Ich frage mich selbst, wie das sein kann, aber so war's!«
Ganz im Stil klassischer Disney-Sehnsuchts-Songs geht es in „A Place called Slaughter Race“ um Vanellopes Wunsch, in der Welt außerhalb von „Sugar Rush“ dazuzugehören und sich als Rennfahrerin wie auch als Person weiterzuentwickeln. »Dass Vanellope überhaupt singt, ist erst mal putzig. Und der Text überrascht«, sagt Tom MacDougall, Disneys Geschäftsführender Vizepräsident Musik, der gemeinsam mit Phil Johnston den Text des Lieds verfasste. »Diese musikalische Einlage war jedoch nie als Gag gedacht. Sie ist völlig ernst gemeint und soll die Zuschauer berühren.«
Deshalb holten die Macher den preisgekrönten Songwriter und Komponisten Alan Menken dazu. »Dass ich mit Alan Menken zusammenarbeiten durfte, der abgesehen von den fabelhaften Disney-Liedern auch noch mein Lieblings-Musical „Little Shop of Horrors“ geschrieben hat – das war ein Höhepunkt meiner Karriere«, schwärmt Sarah Silverman.
»In dem Lied geht es im Grunde um Vanellope, die eine schwere Entscheidung treffen muss«, ergänzt Gal Gadot, die ebenfalls in das Lied einstimmt. »Sie hat sich in „Slaughter Race“ verliebt und in Shank eine Art große Schwester gefunden. Die beiden haben ein ganz anderes Verhältnis als Vanellope und Ralph. Als sie diesen Ort entdeckt, stellt Vanellope ihr ganzes Leben in Frage.«
Aber auch die Filmmusik von Henry Jackman lässt sich hören! »Henrys Ansatz ist sehr modern. Er kombiniert elektronische Klänge und Synthesizer mit traditioneller Orchestermusik«, führt Phil Johnston aus. »Ihm war wichtig, dass die Filmmusik wuchtiger und eindringlicher klingt als im ersten Film, aber auch nicht zu stark abweicht. So hat ein neues Stück durchaus Anklänge an Wreck-it-Ralph. Es gibt sicher nicht viele Komponisten, die eine frühere Arbeit so souverän variieren und ausbauen können wie Henry.«
Der Komponist arrangierte so diverse Instrumente wie die Tuba für Ralph, Club-Musik und Orchesterklänge für Yesss sowie Saxophon, Trompete und Funk-Gitarre für das Spiel „Slaughter Race“. »Hinzu kommen etwas härtere Beats«, erläutert er. »„Slaughter Race“ ist eine eigene Welt, deshalb haben wir nicht mit einem Orchester, sondern mit einem Pop-Brass-Ensemble gearbeitet.« Und Star Wars-Fans können sich auf Vanellopes ganz eigene Marsch-Version freuen, wenn sie auf die Sturmtruppler trifft.
💪 👸 🎮 🌐 💵 🏙️ 🏎️
Chaos im Netz kann locker mit dem ersten Film mithalten, auch wenn die beliebten Nebenfiguren des ersten Films nur am Rande auftauchen, da sich der Handlungsort verlagert. Den Regisseuren gelingt nicht nur ein äußerst unterhaltsamer Film für Jung und Alt (auch wenn manche Szenen mit Anleihen aus World War Z oder King Kong nicht gerade für die Jüngsten geeignet sind), sondern auch eine gelungene visuelle Adaption des Internets mit all dessen Facetten. Um alle Anspielungen und detaillierte Kleinigkeitenaufnehmen zu können, müsste man den Film mehr als nur einmal sehen. Auch wenn man der Presse die 3D-Version vorenthalten hat, sollte dieser auf Grund der zahlreichen visuellen Effekte der Vorrang geboten werden, obwohl man auch in der 2D-Version seinen Spaß hat. Interessant ist auch die Werbestrategie, eine Szene in den Trailer zu packen, die erst nach dem Film zu sehen ist - was witzigerweise dann auch erwähnt wird. Übrigens: Im Gegensatz zu Ralph reicht's gibt es diesmal jedoch keinen Vorfilm zu sehen. ■ mz
29. Januar 2019
Komödie/Fantasy/Animation/Kinderfilm
USA 2018
112 min
3D

mit den Stimmen von
John C. Reilly (Ralph)
Sarah Silverman (Vanellope von Schweetz)
Gal Gadot (Shank)
Taraji P. Henson (Yesss)
Flula Borg (Maybe)
Bill Hader (J.P. Spamley)
Alfred Molina (Double Dan)
Jack McBrayer (Felix)
Jane Lynch (Tammy Calhoun)
Alan Tudyk (KnowsMore/Alleswisser)
Ed O'Neill (Mr. Litwak)
Sean Giambrone (Eboy)
Timothy Simons (Butcher Boy)
Ali Wong (Felony)
Hamish Blake (Pyro)
u.a.

drehbuch
Phil Johnston, Pamela Ribon
Rich Moore, Jim Reardon, Josie Trinidad
Kelly Younger

musik
Henry Jackman

layout
Nathan Warner

regie
Phil Johnston, Rich Moore

produktion
Walt Disney Animation Studios
Walt Disney Pictures

verleih
Disney


vorspann
Logos

abspann
Titeleinblendung,
rücklaufender Vorspann mit Bildern der Internet-Stadt,
Zusatzszene,
rollender Abspann mit App-Knöpfen, Botschaften diverser Figuren und Rollbalken am rechten Seitenrand,
Vorschau auf Frozen 2 entpuppt sich als Ralph & Freunde, die zu Rick Astleys „Never gonna give you up“ tanzen,
Disney-Logo, dann wird der Stecker gezogen

erwähnung
keine