Zoë Swicord Kazan wurde am 9. September 1983 in Santa Monica geboren. Sie ist die Tochter des Drehbuchautors Nicholas Kazan und der Drehbuchautorin und Regisseurin Robin Swicord. Ihr Großvater war die Hollywoodlegende Elia Kazan, der seinerzeit James Dean und Marlon Brando mit Filmen wie Endstation Sehnsucht, Die Faust im Nacken und Jenseits von Eden zu Stars machte. Zoës Schwester Maya ist ebenfalls Schauspielerin, spielte u.a. in Frances Ha und Martin Scorseses Serie Boardwalk Empire.
Zoë, die griechische, englische und deutsche Wurzeln hat, studierte in Yale Schauspiel. Nach ihrem Abschluss feierte sie 2006 ihr Theaterdebüt in der Off-Broadway-Produktion „The Prime of Miss Jean Brodie“ an der Seite von Cynthia Nixon. Es folgten weitere Bühnenauftritte u.a. in Jonathan Marc Shermans „Things we want“, bei dem Ethan Hawke Regie führte, und der Broadway-Produktion „Come back, little Sheba“ von William Inge. 2008 gewann sie den Clarence Derwent Award als „vielversprechendste Schauspielerin“. Einer der Höhepunkte ihrer Theaterlaufbahn war die Rolle der Mascha in Anton Tschechows „Die Möwe“ (2008) an der Seite von Kristin Scott Thomas und Peter Sarsgaard. 2010 spielte sie an der Seite von Christopher Walken und Sam Rockwell in „A Behanding in Spokane“.
Eine erste kleine Filmrolle erhielt Zoë 2007 in Die Geschwister Savage mit Laura Linney und Philip Seymour Hoffman. Im selben Jahr spielte sie neben Ryan Gosling und Anthony Hopkins in Das perfekte Verbrechen die Rolle der Anwaltsgehilfin Mona. 2008 verkörperte sie die Geliebte von Leonardo DiCaprio in Zeiten des Aufruhrs, 2009 die Tochter von Meryl Streep in Wenn Liebe so einfach wäre. In The exploding Girl von Bradley Rust Gray, der in Deutschland leider nicht ins Kino kam, spielte sie ihre erste Hauptrolle, für die sie auf dem Tribeca Film Festival als „beste Darstellerin“ ausgezeichnet wurde. 2010 spielte sie an der Seite von Michelle Williams und Paul Dano in Kelly Reichardts Western Auf dem Weg nach Oregon. 2015 war Zoë Kazan für ihre Rolle in der HBO-Serie Olive Kitteridge als „Beste Nebendarstellerin“ für einen Emmy® nominiert.
Nachdem sie bereits drei Theaterstücke geschrieben hatte, schrieb sie 2012 mit Ruby Sparks - Meine fabelhafte Freundin ihr erstes Spielfilm-Drehbuch und wurde dafür mit einer Nominierung für den Independent Spirit Award belohnt. In der romantischen Komödie um einen Schriftsteller, dessen literarische Traumfrau plötzlich Wirklichkeit wird, spielt sie auch die titelgebende Hauptrolle – an der Seite von Paul Dano, mit dem sie seit 2007 liiert ist. Beide fungierten bei dem Film auch als ausführende Produzenten.
Mit Paul Dano adaptierte Zoë kürzlich auch den Roman „Wildlife“ von Richard Ford. Wie bereits bei Ruby Sparks werden die Beiden auch den Film produzieren, Paul Dano wird zudem erstmals Regie führen. Als Darsteller sind die beiden dieses Mal allerdings nicht an Board, sondern Jake Gyllenhaal und Zoës beste Freundin Carey Mulligan. Der Film befindet sich derzeit in der Nachproduktion. Zoë Kazan, zu deren Lieblingsfilme All that Jazz, Jean-Luc Godards Die Verachtung, ...und täglich grüßt das Murmeltier und Billy Wilders Das Appartement zählen, lebt in Brooklyn.
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Wie würden Sie die Rolle der Emily mit Ihren eigenen Worten beschreiben?
Emily ist eine junge Frau Ende Zwanzig, die an der Universitäz von Chicago gerade ihren Master in Psychologie macht. Sie hat bereits eine Scheidung hinter sich, denn sie hat schon sehr jung geheiratet. Sie ist nicht besonders scharf darauf, wieder einen festen Freund zu haben – da trifft sie diesen wunderbaren Typen, Kumail. Die beiden verlieben sich, obwohl sie es eigentlich beide nicht möchten.
Was hat Sie an dem Projekt gereizt?
Ich habe noch nie eine solche Geschichte gehört (so verrückt, aber wahr!), erst recht nicht in einem Film. Ich wollte dabei sein, wenn diese Geschichte erzählt wird. Als ich dann zum Vorsprechen kam und alle kennenlernte, spürte ich diese besondere Chemie im Raum. Es hat einfach gepasst.
Obwohl Sie eine der Hauptrollen spielen, liegen Sie einen Großteil des Films im Koma. War das eine Herausforderung für Sie?
Es bedeutete, dass die Liebesgeschichte von Kumail und Emily in sehr viel weniger Szenen erzählt werden musste als normalerweise üblich. Es fehlt quasi der ganze zweite Akt, wir haben nur den ersten und dritten Akt. Also mussten die wenigen Szenen, die übrig blieben, wirklich funktionieren. Wir haben sehr lange mit Improvisationen geübt, die dann teilweise in das Drehbuch Eingang fanden. Während dieser Improvisationsübungen fragte ich mich immer: „Was bewirkt diese Szene? Zeigt sie wirklich in der Essenz, wie nahe sich die beiden sind und ihren gemeinsamen Humor?“ Solche Fragen habe ich die ganze Zeit gestellt, und Kumail und Emily (als Autoren) sind dankbar darauf eingegangen.
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte – der von Kumail und Emily. Kumail war ja als Darsteller sowieso direkt im Dreh involviert. Wie war das mit Emily Gordon?
Emily war fast jeden Tag am Set. Als ich sie zum ersten Mal traf, war ich bereits für die Rolle besetzt. Ich spürte sofort, dass wir uns sehr ähnlich sind, und fühlte mich sehr wohl mit ihr - wie jemand, mit dem man schon lange befreundet ist. Das hat das Ganze viel einfacher für mich gemacht, denn ich hatte nicht das Gefühl, jemanden imitieren zu müssen, sondern dass ich mich selbst in den Stoff einbringen konnte. Außerdem hat Emily das schönste, ansteckendste Lachen, das ich je gehört habe. Und sie lacht sehr viel! Das macht ihren Charme aus und das wollte ich auch im Film darstellen.
Auf der Leinwand besteht zwischen Ihnen und Kumail eine tolle Chemie. Kannten Sie ihn oder seine Arbeit schon vorher?
Ich habe ihn in Silicon Valley gesehen und mir einige seiner Stegreif-Auftritte online angeschaut. Persönlich kannte ich ihn aber nicht. Als ich ihn beim Vorsprechen traf, merkte ich gleich, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.
Was sind Kumails Stärken als Darsteller?
Er fühlt die Dinge sehr stark und ist sehr intelligent. In seinen Sets ist er weder sentimental noch sanft, aber auch nicht hart. Trotzdem ist da etwas sehr Empathisches, Liebevolles. Eine sehr kraftvolle Kombination! Ich glaube, das ist sehr ungewöhnlich.
Ray Romano und Holly Hunter spielen Ihre Eltern. In ihrer Beziehung steckt so viel Offenheit und Wärme, eine tiefe Verbundenheit...
Es war toll, mit ihnen zu arbeiten! Niemand, der an diesem Film mitgearbeitet hat, war noch vollkommen grün hinter den Ohren. Alle waren schon alte Hasen. Auch wenn Ray weniger dramatische Sachen macht und Holly weniger komödiantische Sachen, sind es alles Vollprofis. Da war diese enthusiastische Zupack-Mentalität am Set, alle sind übereifrig an die Herausforderungen gegangen, die jeder Tag mit sich brachte. Das war toll. Holly ist eine meiner Heldinnen. Mit ihr zu arbeiten war ein großes Privileg, das werde ich nie vergessen. Und Ray hat mich im Fernsehen quasi meine ganze Kindheit begleitet. Es ist irgendwie surreal, mit so jemandem im gleichen Raum zu sein! Aber die beiden tragen Gott sei Dank kein riesiges Ego mit sich rum, das macht es sehr viel einfacher.
Sie selbst sind auch Drehbuchautorin. Was hat Sie an diesem Drehbuch gereizt?
Die Einzigartigkeit der Geschichte fühlte sich so kraftvoll an. So etwas hatte ich vorher noch nie gelesen. Ich liebe die unterschiedlichen Töne, die jeder Charakter transportiert. Sie stecken in einer sehr ernsten Lage und trotzdem ist es eine Komödie! Und es ist keine schwarze Komödie, sondern eine leichte und liebevolle. Das fand ich einfach einzigartig und besonders – und es steckte alles bereits im Drehbuch. Außerdem mochte ich den Einblick in eine pakistanisch-amerikanische Familie. Die Liebe zwischen ihnen und wie sie sich um gegenseitiges Verständnis bemühen, fand ich sehr bewegend. Und ich finde es sehr bewegend, dass sich sehr viele Menschen damit identifizieren können. ■ mz | Quelle: Weltkino | Interview: Andrew Bailey
19. November 2017