Ich bin dann mal weg - Interview mit Hape Kerkeling
Wie haben Sie auf den Vorschlag, Ihr Buch zu verfilmen, reagiert?
Die Idee der Verfilmung gefiel mir auf Anhieb. Nico Hofmann und sein Team sind Könner. Deshalb habe ich mich überhaupt auf das Abenteuer eingelassen. Deutsche Autoren sind ja in der Regel eher unglücklich mit der Verfilmung ihrer Stoffe. Ich hingegen bin glücklich mit dem Ergebnis.
Was lag Ihnen bei der Filmversion besonders am Herzen?
Natürlich lässt sich kein Stoff eins zu eins für die Leinwand adaptieren. Wie soll man auch zwölf volle Lesestunden in 90 Minuten Film packen? Man muss den Drehbuchautoren also gestatten, die Geschichte ein wenig zu verändern und zu verknappen. Mir ging es in erster Linie darum, den Geist des Buchs für den Film zu bewahren.
Wie haben Sie mit den Filmemachern zusammengearbeitet?
Am Anfang war das eine sehr enge und direkte Zusammenarbeit. Je weiter das Projekt jedoch fortschritt, desto mehr habe ich mich wieder entfernt, um einen gesunden Abstand zu bewahren. Aus der Ferne habe ich dann immer wieder meinen Senf dazugegeben.
Was für ein Gefühl ist es, sich selbst von einem Schauspieler auf der Leinwand „interpretiert“ zu sehen?
Wenn die Darstellung so gut ist wie im Fall von Devid Striesow, ist das eine sehr, sehr gespenstische Erfahrung. Zu Beginn des Films spricht Devid einen kurzen Off-Text zum Bild. Ich war völlig irritiert, weil ich dachte: „Wieso packen die meine Stimme auf das Bild? Und wann und wo bitte habe ich diesen Text eigentlich aufgenommen? Daran erinnere ich mich gar nicht.“
Meine Managerin Elke stupste mich völlig irritiert während der Vorführung an und meinte: »Wann hast du das denn eingesprochen? Davon wusste ich ja gar nichts!?« Wir haben beide geglaubt, dass es unverkennbar meine Stimme ist. Dabei imitiert Devid mich gar nicht. Er parodiert mich auch nicht. Aber er trifft meinen Ton und meine Art mit Präzision, ungeheurer Lässigkeit und Spielfreude. Es macht ihm sichtlich Freude, „ich“ zu sein. Ehrlich gesagt, ich fühlte mich ertappt. So wie Devid mich darstellt, bin ich tatsächlich.
Wie finden Sie die Kinoversion?
Julia von Heinz hat das Stück mit viel Liebe inszeniert. Alle Schauspieler sind großartig. Ich weiß, es ist blöd von mir, die Kinoversion des eigenen Buchs zu loben und zu lieben. Es wäre cooler und spannender, den Film jetzt völlig zu zerreißen. Das geht aber nicht. Der Film ist wirklich wundervoll!
Mit welchen Gefühlen schauen Sie heute auf Ihre Erlebnisse von 2001 zurück?
Dafür bin ich sehr dankbar. Meine Erlebnisse werden für mich nicht an Bedeutung verlieren. Es freut mich, dass weltweit inzwischen über fünf Millionen Menschen das Buch gelesen und viele davon auch geliebt haben. Dieser Pilgerweg war das Verrückteste und Vernünftigste gleichzeitig, was ich bisher in meinem Leben unternommen habe. ■ mz | Quelle: Warner