Meine Welt ist die Musik
Der Komponist Christian Bruhn
Jeder kennt seine Musik. Er begeisterte Generationen. In diesem Jahr feiert er 85. Geburtstag - Zeit, um den Komponisten von über 2.500 Titeln aus Funk und Fernsehen zu würdigen. Christian Bruhn, der Mozart verehrt und im Herzen ein Jazzer ist, ist einer der erfolgreichsten, deutschen Unterhaltungsmusikkomponisten.
Jeder kennt seine Hits, aber ihr Macher hat sich im Hintergrund gehalten. Seine populärsten Kompositionen wie „Liebeskummer lohnt sich nicht“, „Wunder gibt es immer wieder“, „Ein bisschen Spaß muß sein“ oder „Marmor, Stein und Eisen bricht“ haben generationenübergreifend die Menschen begleitet. Nach wie vor werden diese Lieder gehört und geliebt.
»Mir liegt nicht daran, auf der Straße erkannt zu werden, ich will auf der Straße gepfiffen werden.«
Zudem hat Professor Christian Bruhn Generationen von film- und fernsehbegeisterten Kindern und Familien mit seinen Titelmelodien und Filmmusiken zu TV-Serien wie Timm Thaler, Silas, Captain Future, Jack Holborn, Wicki und die starken Männer, Heidi, Sindbad, Manni der Libero und Die rote Zora unvergessliche Ohrwürmer geschenkt. Er hat es geschafft, den Geist seiner Zeit zu erspüren, aufzugreifen und in Musik zu verwandeln.
Er hat Deutschlands populäre Musik geprägt wie wenig andere vor ihm, auch durch seine Kompositionen für die Fernseh- und Rundfunkwerbung. Christian Bruhn ist die zarteste Versuchung, einfach gut, mit Perwoll gewaschen, bringt Spannkraft ins Haar und macht Kinder froh. Die feine Milde gibt Ihrer Melodiensammlung ein Zuhause. Über drei Jahre hinweg haben die Filmemacher Marie Reich und Constantin Ried den sehr eloquenten und mit viel Humor ausgestatteten Komponisten begleitet.
1934 in Wentdorf bei Hamburg geboren, wuchs Christian Bruhn in einem bürgerlichen, intellektuellen Hause auf. Seine Eltern waren sehr kunst- und musikinteressiert - Thomas Mann, Erich Kästner, Emil Nolde oder August Macke gehörten zum Freundeskreis. So studierte der junge Christian auch erst einmal Klavier und Klarinette und lernte dabei ganz solide sein Handwerk als klassischer Musiker.
Doch von Anfang an war er der leichten Unterhaltungsmusik verfallen, wie er selbst sagt - sehr zum Leidwesen seines Vaters. Seine Mutter unterstützte ihn dagegen immer. Nach seiner Ausbildung, begann er sofort, als Musiker zu arbeiten und tourte mit verschiedenen Jazz-Combos durch Deutschland, bis er schließlich 1956 in München landete.
Von nun an ging es langsam, aber stetig bergauf. In der lebendigen, wilden Münchener Live-Musik-Szene fasste er schnell Fuß, wurde Arrangeur bei der Plattenfirma Tempo und begann, eigene Lieder zu produzieren. Sein erster großer Hit, „Zwei kleine Italiener“, gewann 1962 die Deutschen Schlagerfestspiele in Baden-Baden. Danach lief alles fast wie von selbst. Ein Lied folgte auf das nächste, Christian Bruhn arbeitete mit allen Größen aus dem Showgeschäft - Conny Froboess, Katja Ebstein, Jack White, Roy Black, Udo Jürgens, Ralph Siegel, Mireille Mathieu, Drafi Deutscher, Manuela und viele, viele andere gehörten und gehören zu seinem Freundeskreis, seiner Familie oder zu seinen Kollegen.
Es war eine wilde Zeit, in der sich ausprobiert, experimentiert, gefeiert und gelebt wurde. Trotzdem schrieb Christian Bruhn ohne Pause Hits. 1970 belegte Katja Ebstein den 3. Platz beim Grand Prix Eurovision de la Chanson mit „Wunder gibt es immer wieder“, für Mireille Mathieu schrieb er ab Ende der 60er Jahre über 100 Lieder, wovon einige in den Top Ten landeten.
Ende der 70er Jahre begann dann vermehrt die Arbeit an Filmmusiken und Werbejingels. Neben den Titelmusiken für Heidi und Wicki und die starken Männer entstanden Tonspuren zu Captain Future, Timm Thaler, Jack Holborn, Silas, Nesthäkchen und vielen anderen. Gleichzeitig vertonte er aber auch Gedichte von Heinrich Heine (Katja Ebstein ist bis heute damit erfolgreich auf Bühnen unterwegs), komponierte Liederzyklen zu vielen Werken von Wilhelm Busch und James Krüss, schrieb Musicals, Lieder für Kinder, spielte sein Leben lang immer wieder in verschiedenen Jazz-Bands, liebt die Klassik, die Literatur und die Malerei.
1991 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender der GEMA, was er für 18 Jahre blieb und später auch Professor an der Hochschule für Musik Nürnberg/Augsburg. Er bekam unzählige Preise und Auszeichnungen, darunter den Paul-Lincke-Ring, die Goldene Stimmgabel für sein Lebenswerk, die Richard-Strauss-Medaille und viele mehr.
Christian Bruhn hat 5 Ehen geschlossen und ist Vater zweier Kinder. 1972 heiratete er Katja Ebstein, 1976 Erika Götz, die erfolgreichsten Sängerinnen unter seinen Frauen. Auch wenn es heute leiser um ihn geworden ist, strotzt er dennoch weiterhin vor Tatendrang. Er schreibt immer noch Musik, arbeitet an verschiedenen Musical-Ideen und verbringt am liebsten nach wie vor seine Tage im hauseigenen Musikstudio. Mit seinem Sohn Johannes am Schlagzeug spielt er regelmäßig in einer Band zusammen. Er selbst sitzt dabei am Keyboard.
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»Christian Bruhn ist ein sehr unterhaltsamer Erzähler. In einer Zeit, in der dem deutschen Schlager einen großen medialen Präsenz zuteil wird, wollten wir noch einmal auf die Anfänge dieser Musik zurücksehen und das musikalische Schaffen von Christian Bruhn in seiner Vielfältigkeit aufzeigen«, sagen die Filmemacher. »So entstand das Porträt eines großen deutschen zeitgenössischen Komponisten der Unterhaltungsbranche. Seine Filmmusiken sind heute Kult. Am bekanntesten ist sein Filmmusikalbum „Captain Future“, das heute in Elektro-Clubs oft aufgelegt wird. Die LP erzielt in Sammlerkreisen hohe Preise. Viele namhafte DJs haben davon Remixe gemacht.«
Da die Filmemacher von den Musikverlagen, Labels und Künstlern unterstützt wurden, konnten Sie mehr als 50 Titel im Film verwenden und so einen großen Umfang des Werks zeigen. Wir bekommen einen Einblick in sein Haus samt Indoor-Swimmingpool und Musikstudio. Er zeigt uns seinen Arbeitsplatz, seine Schränke voll von Partituren, zeigt uns seine neue Heimat, fährt mit uns mit der Hungerburgbahn und erzählt ein paar Schläge aus seinem Leben. Das ist alles sehr wissenswert und unterhaltsam. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Zudem geben u.a. Katja Ebstein, Ralph Siegel oder Harold Faltermeyer ein paar Anekdoten und Kommentare von sich. Meine Welt ist die Musik ist ein Muss für Fans der Musik von Christian Bruhn und eigentlich auch für alle anderen. ■ mz
7. Januar 2019
Doku/Biografie/Musik
D 2017
80 min


drehbuch
Marie Reich, Constantin Ried
nach einer Idee von Markus Götzfried und Constantin Ried

musik
Christian Bruhn

kamera
Salomé Lou Römer, Markus Götzfried

regie
Marie Reich

produktion
MFR Filmproduktion
FFF Bayern

verleih
Filmperlen


vorspann
Produktionsfirmen, Titeleinblendung

abspann
Rücklaufender Vorspann mit Samples seiner Werke, Zusatzszene, Abspann

erwähnung
keine