Kinostarts Dezember 2015
Für den „besten animierten Film“ wurde das irische Märchen bereits für den Oscar® nominiert. Auf dem diesjährigen Kinderfilmfest „Schlingel“ in Chemnitz [Sachsen], neben der Berlinale-Sektion „Generation“ ein A-Festival für Kinder-und Jugendfilme, war Die Melodie des Meeres eine echte Entdeckung. Viel zu selten entstehen Filme, die sich auch an ein junges Publikum wenden. Den üblichen, amerikanischen Produktionen merkt man nur zu deutlich den Druck an, die Zielgruppe möglichst groß zu halten, damit die Zuschauerzahlen und somit die Einnahmen stimmen.
Dem irischen Animationskünstler Toom Moore liegt der Film als Gesamtkunstwerk am Herzen. Der Regisseur und sein Team schufen bereits 2008 den außergewöhnlichen Animationsfilm Das Geheimnis von Kells. Auch dieser Film handelte von irischen Sagen und war ebenfalls aufgrund seiner außergewöhnlichen Bildgestaltung für den Oscar® nominiert. Während es in Das Geheimnis von Kells eher um Erwachsenenthemen geht, eröffnet Moores neuer Film Die Melodie des Meeres auch jüngerem Publikum, ab 4 Jahren, Einsicht in die märchenhafte, irische Mythologie.
In handgemalten Zeichnungen erzählt der Film, voller poetischer Bilder, mit viel Humor und Empathie, wie sich der vierjährige Ben vornimmt, der beste Bruder der Welt zu werden. Doch die guten Absichten werden überschattet, als die Mutter bei der Geburt der Schwester stirbt. Sie hinterlässt Ben eine magische Muschel, der die kleine Schwester eine zauberhafte Melodie entlockt - die Melodie des Meeres.
Überhaupt ist die kleine Schwester seltsam. Sie kann nicht sprechen und erfüllt so gar nicht die Erwartungen, die Ben an ein Geschwisterkind gestellt hatte. Die Großmutter beschließt, dass die Abgeschiedenheit auf einer einsamen Leuchtturminsel die Ursache für das Schweigen des Mädchen sein muss, und holt die beiden Kinder zu sich in die Stadt. Doch die Sehnsucht nach dem Vater und der Insel lassen Ben und Saoirse, die kleine Schwester, schnell wieder heimwärts flüchten. Die Flucht nach Hause wird zum Abenteuer.
Es stellt sich heraus, dass die mythologische Zwischenwelt durch die Melodie des Meeres gerettet werden muss, die allein Saoirse der magischen Muschel entlocken kann. Die Geschichte hört sich komplizierter an, als sie wirklich ist. Letztendlich geht es um Geschwisterliebe, Vertrauen und Freundschaft und darum, dass Erwartungen selten in Erfüllung gehen und jeder Mensch mit all seinen Unwägbarkeiten besonders wertvoll ist - alles Dinge, die den Erwachsenen längst abhandengekommen sind, und die in Kinderfilmen immer wieder gerne zur Sprache kommen.
Die Melodie des Meeres ist so facettenreich, dass man diesen Film gleich mehrmals anschauen mag - ein Kinoerlebnis in seiner gesamten Buntheit und Opulenz der Bilder, wie man sich einen Familienfilm wünscht. Dabei begleitet das Kinopublikum die eingängige Musik des Films noch lange auf dem Nachhauseweg. Selbst der 15-jährige Junge kam summend aus dem Kinosaal. Wer sich feierliche Weihnachtsstimmung wünscht, wird sich über diesen Film besonders freuen. ■ bh