Kinostarts November 2015
Die noch recht junge US-amerikanische Schauspielerin Marielle Heller ging mit ihrem Regiedebüt neben Sundance auch als Berlinale-Beitrag im diesjährigen Generation-14plus-Programm an den Start. Der Film traf bei beiden Festivals auf gute Resonanz und wurde weltweit mit diversen Preisen ausgezeichnet.
„I had sex today - holy shit!“ - Minnie Goetze
Mit dieser Erkenntnis stellt sich die 15-jährige Minnie Goetze (sehr überzeugend dargestellt von der Newcomerin Bel Powley) im Film vor. Nach einem autobiografischen Bilderroman von Phoebe Gloeckner, erzählt The Diary of a Teenage Girl vom Erwachsenwerden im San Francisco der 70er Jahre. So ist die Filmausstattung eine einzige Augenweide, ebenso die Musikauswahl. In bunten Comiczeichnungen und Tonbandaufnahmen des Tagebuchs der Protagonistin, wird die Achterbahnfahrt der Gefühle zum gezeichneten Drogentrip.
In einer bunten Welt, in der sich die Hippies zum gefühlten Klassentreffen in San Francisco einfinden, lebt Minnie mit ihrer Hippie-Mutter Charlotte und ihrem dauerbekifften Lebensabschnittsgefährten Monroe. Die „Eltern“ sind mit sich selbst viel zu beschäftigt, um die Streifzüge der Tochter durch das Flower-Power-San-Francisco mitzuschneiden. Ausgerechnet mit Monroe, dem Freund der Mutter, hat Minnie ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Dass sich daraus haushohe Probleme ergeben, ist vorprogrammiert. Über ihre Erfahrungen zeichnet Minnie Comics in den schönsten Farben, die ihr buchstäblich aus dem Kopf wachsen.
In England verschafften die erfrischenden, gezeichneten Sexszenen dem Film ein Ab-18-Rating - wirklich sehr schade, denn der Film trifft das emotionale Wildwasser eines pubertierenden Mädchens wie der Hammer den Nagel auf den Kopf. Im Berlinale-Programm lief der Film immerhin in der 14+ Sektion.
Dabei verfolgt Regisseurin Marielle Heller, die den autobiografischen Bilderroman von Phoebe Gloeckner bereits für das Theater adaptiert hatte, eine sehr unkonventionelle und interessante Dramaturgie. Durch wilde Kameraeinstellungen, mit Comic-Sequenzen aufgelockert, untermahlt von einer smarten Musikauswahl, wird The Diary of a Teenage Girl zum äußerst unterhaltsamen und nachwirkenden Kinovergnügen. Man darf gespannt sein, was Marielle Hellers Filmdebüt folgen wird. ■ bh