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04 | 11 | 18 | 25
City of McFarland
McFarland, USA
McFarland ist ein kleiner US-amerikanischer Ort, der au�er der Landwirtschaft nicht viel zu bieten hat. Die Arbeit auf dem Feld wird meist von s�damerikanischen Einwanderern getan, deren S�hne ebenfalls mit anpacken, wenn sie nicht gerade auf den Stra�en des Kaffs einen auf dicke Hose machen. Nur der Sportlehrer der lokalen High-School sieht das Potenzial der Jungs. Gegen viele Widerst�nde baut er mit ihnen eine Mannschaft aus Cross-Country-L�ufern auf, die nach einigen R�ckschl�gen endlich Erfolge feiern kann.
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Ich wei�, was Sie jetzt denken. Und Sie haben recht. Disney schickt auch in diesem Jahr Sportfilme ins Rennen. Was an diesem Film anders ist? Ganz einfach - die Sportart! �Cross-Country� hei�t es in den USA, hierzulande kennt man es eher unter Querfeldein - das schnelle Durchlaufen von profiliertem Gel�nde abseits befestigter Wege, auch Crosslauf oder Gel�ndelauf genannt.

Die Strecke muss in einem offenen oder waldreichen Gebiet liegen, m�glichst mit Gras bedeckt und mit nat�rlichen Hindernissen versehen sein, die allerdings den L�ufer nicht gef�hrden sollen (also keine tiefen Gr�ben, steile Auf- und Abstiege oder hohe Mauern). Die L�ufe finden in der Regel auf einem Rundkurs von 1750 m bis 2000 m L�nge statt. Querfeldeinlauf war von 1912 bis 1924 olympische Disziplin und ist es als Teildisziplin des Modernen F�nfkampfs noch bis heute.

American-Football-Trainer Jim White hat es nicht einfach mit seinen Spielern. Einer der Gr�nde ist seine Frustration, nicht in deren K�pfen anzukommen, weshalb er schon mal einen Schuh wirft. Doch immer wieder eckt er an und wird gefeuert - so auch diesmal. Also hei�t es f�r ihn, seine Frau und seinen zwei T�chtern erneut: Umziehen. Den einzigen Job, den er noch finden konnte, war der des Assistenztrainers in dem kleinen Ort McFarland, irgendwo im S�den Kaliforniens in der N�he von Bakersfield.

Das Anbaugebiet von Baumwolle, Mandeln, Zitrusfr�chten, Weintrauben und mehr bot in den 1930er Jahren Zuflucht f�r Fl�chtende der gro�en Sandst�rme in jener Zeit. Die familienorientierte, Kircheng�nger-Kleinstadt mauserte sich damals zur Quelle des �Bakersfield Sounds� - einer Mischung aus Western-Swing und Honky-Tonk, vorgef�hrt von Lokalmatador Buck Owens. Doch 1987, als White in die Stadt zog, hatte sich die Musik dort in Ranchera ge�ndert, denn mittlerweile war der Ort von Mexikanern unterwandert. Daher besteht auch die Filmmusik aus diesen Kl�ngen.

Als die Whites in den Ort kommen, fragt die gro�e Tochter: �Sind wir �berhaupt noch in den USA?� Die herrlich miesepetrige Miene der mittlerweile 20-j�hrigen Morgan Saylor, die hier die 14/15-j�hrige Julie spielt, kennen Seriengucker noch aus Homeland, worin sie Brodys suizidgef�hrdete Tochter spielte. Gleich nach ihrer Ankunft bekommen sie den vollen Culture-Clash ins Gesicht, denn im Restaurant bekommt man auf die Frage, ob sie auch Burger im Angebot haben, lediglich die Wiederholung der aush�ngenden Speisekarte: Nachos, Tacos, Tortas, Burritos, Tostadas, Quesadillas...

Gleich nach dem Abendessen f�hrt auch schon eine Kolonne von Lowriders vor, mit denen die �rtlichen Jugendlichen einen auf dicke Hose machen. Auch nach dem Zubettgehen sind von drau�en noch die Autos zu h�ren. Und wenn die Sonne aufgeht kr�ht der Hahn vom Zaun! Die Nachbarin begr��t sie mit einem geschenkten Huhn, und auch sonst haben die Whites es anfangs schwer, mit den Latino-Gebr�uchen klarzukommen. Nicht nur das, auch der �rtliche Football-Trainer ist nicht gerade von seinem neuen Assistenten begeistert, der einen Spieler vom Feld nahm, der ordentlich zu Boden getacklet wurde.

Auf der Heimfahrt entdeckt White eine seiner Sportskanonen - Thomas Valles, der mit einem ordentlichen Zahn querfeldein nach hause rennt. Nach und nach kommt ihm die Idee, ein Cross-Country-Team zusammenzustellen, denn von seiner Football-Trainer-Karriere hat er sich mittlerweile verabschiedet. Um jedoch das mindestens 7-k�pfige Team zusammenzuhalten, muss sich White zun�chst jedoch erst mit der Latino-Gemeinde vertraut machen...

�In solchen Filmen geht es nie nur um Sport�, r�soniert Produzent Gordon Gray. �Sport ist nur die Grundierung, auf der die Reise der Figuren erz�hlt wird. Es geht hier eigentlich um einen Mann, der f�r sich und seine Familie ein Zuhause finden will, und er findet es in McFarland. Das bietet auch die Gelegenheit, die inspirierende Geschichte um die Bindung mit seinem Team zu erz�hlen. Ich denke, er wollte ihnen wirklich etwas geben, das es ihnen gestattete, ihre Lebenswege zu verbessern. Aber er war auch ein Trainer, er wollte gewinnen. Und sie taten es.�

Und der Film gewinnt auch, n�mlich wenn er im Kino gesehen wird. Allein die weitr�umigen Aufnahmen des Australiers Adam Alkapaw, die man auch u.a. in Serien wie Top of the Lake und True Detective bewundern konnte, machen den Film zu etwas Besonderem. Auch in seinem neuesten Werk, Macbeth, mit Michael Fassbender und Marion Cotillard, das im Herbst in die Kinos kommt, kann man sich gro�r�umigen Einstellungen sicher sein.

�Produktionsdesigner Richard Hoover, Kameraregisseur Adam Alkapaw sowie Kost�mdesignerin Sophie de Rakoff finden zusammen eine visuelle Sprache, das Gef�hl daf�r, die richtige Form, die richtigen Farben�, sagt die neuseel�ndische Regisseurin Niki Caro. �Was den Look des Films betrifft versuchen wir, 1987 so treu wie m�glich zu werden - eine weitere Art, nicht wie das gl�nzend-digitale 2014 zu wirken. Er wurde auf Film gedreht. Die Gegend ist voll von Dreck und Staub, daher gibt es auch jede Menge hinterbelichteten Staub, was auch gleichzeitig authentisch und spezifisch ist, aber auch sehr sch�n und filmisch.�

Ein Steckenpferd der Regisseurin musste nat�rlich auch eingebunden werden - Lowrider-Autos. Den Irrglauben, dem auch die Whites verfallen sind, dass man das Schlimmste bef�rchten muss, wenn man auf diese wippenden Gef�hrte trifft, teilt Niki Caro nicht: �Lowriding war in den 80ern im Central Valley eine gro�e Sache. Bakersfield war eines der Lowrider-Epizentren jener Gegend und des Landes.

Ich habe eine starke Verbindung dazu, denn mein Ehemann ist Teil jener Kultur. Daher wei� ich auch eine Menge mehr �ber Lowriding als die durchschnittliche wei�e Mittelklasse-Frau aus Neuseeland. Und wenn man die irgendwie gr�ssliche Sch�nheit der Landwirtschaft im gro�en Ausma� au�en vor l�sst, gibt es nur wenig Glanz in McFarland. Die Autos im Film gaben ihn uns, nicht zu vergessen, dass Lowriding ein solch kultiges mexikanisches Ph�nomen ist, das ich im Film haben wollte.

Aus pers�nlicher Erfahrung wei� ich, dass im zeitgen�ssischen Filmschaffen Lowriding als K�rzel f�r die Gangsterkultur steht. Und daher nimmt es auch ein Gro�teil der Bev�lkerung so wahr. Die Wahrheit ist jedoch, dass Lowriding und Autoclubs im Grunde genommen f�r Familie und Gemeinschaft stehen.�

Der ganze Film ist voll von Lokalcolorit und quasi eine Umarmung der immigrierten Mexikaner u.a. Latinos - ganz im Sinne von Disney. McFarland, USA kl�rt auf, r�umt Vorurteile aus dem Weg oder best�tigt sie. Klar ist jedoch, dass Gewalt und Fremdenhass aus dem Mangel an Perspektiven resultieren. Und Jim White gab (und gibt immernoch) den Jugendlichen, die vor und nach der Schule sowie an den Wochenenden auf den Feldern ihrer Familie beim Unterhalt helfen, eine solche - sich ein besseres Leben zu gestalten, indem man durch sportliche Leistung an Stipendien kommt.

Und wie man im Abspann des Films sehen kann, hat White die Stadt nachhaltig ver�ndert, Leben beeinflusst und etwas Gro�artiges bewirkt. Das McFarland-Querfeldein-Team von 1987 erz�hlt die klassische Underdog-Sportgeschichte und repr�sentiert auf konstruktive Weise den (latein)amerikanischen Traum. Insgesamt 9 Mal in 14 Jahren gewann das Team die kalifornischen Staatsmeisterschaften. Die Mitglieder des 1987er Teams sind inzwischen promoviert und geben ihre Erfahrungen an den Nachwuchs McFarlands weiter.

Zur lehrreichen Unterst�tzung hat Niki Caro nun den furiosen Sieben, deren Trainer und der Stadt ein Denkmal gesetzt. Es war mit Sicherheit nicht einfach, einen Film �ber (noch lebende) echte Personen in deren Heimatstadt zu drehen. Doch Niki Caros Mission ist es, der Gemeinde von McFarland, die ihr und dem Film so viel erm�glichte, Tribut zu zollen, wie sie abschlie�end erz�hlt:

�Es hat f�r mich etwas Pers�nliches, doch den Film zum ersten Mal zusammen mit den Menschen aus McFarland zu sehen, genauso wie ich es mit den Menschen an der Ostk�ste Neuseelands mit Whale Rider und mit den Menschen aus der Iron Range in Minnesota mit North Country tat, ist ein Erlebnis, das ich in keinem anderen Bereich meines Lebens reproduzieren kann.

Es ist etwas Besonderes, den Menschen beizuwohnen, wie sie sich dort oben im Rampenlicht betrachten und hoffentlich die Sch�nheit und die Wirklichkeit und den Humor und das Herzst�ck ihrer eigenen Existenz sehen. Was McFarland, USA angeht, sind das die Menschen, die im Kontext mit Amerika oft ein Schattendasein f�hren und doch so viel dazu beitragen. Es ist ein unterhaltsamer Film mit viel Herz und viel Seele, aber er ehrt auch einen gro�en Teil dieses Landes, der nicht genug geehrt wird.�

Verpackt mit Kevin Costner in der Hauptrolle (und in der Ehefrau-Nebenrolle: Maria Bello) sowie gro�artig sympathischen Jungs und der richtigen Chemie gelang Niki Caro ein kleiner Film f�r die gro�e Leinwand, ein kleiner Beitrag f�r ein gro�es Land, ein gro�artiger Film, der hier, wie auch die Menschen von McFarland, im Kino ein Schattendasein f�hren wird. Das ist schade, denn der Film ber�hrt nachhaltig. Man wird zun�chst wie Jim White in ein neues Ambiente geworfen, doch nach und nach entwickelt man, wie White, eine Beziehung zu den Figuren, und man freut sich am Ende f�r diese Jungs, die aus ihrem Leben etwas gemacht haben, machen konnten! Man f�hlt sich fast wie ein Sozialarbeiter, dem ein Projekt gegl�ckt ist. Und vielleicht nimmt man etwas mit, wenn man man das n�chste Mal bim Mexikaner um die Ecke essen geht... ■ mz

Drama/Sport
USA 2014
129 min


mit
Kevin Costner (Jim White)
Carlos Pratts (Thomas Valles)
Ramiro Rodriguez (Danny Diaz)
Rafael Martinez (David Diaz)
Michael Aguero (Damacio Diaz)
Johnny Ortiz (Jose Cardenas)
Hector Duran (Johnny Sameniego)
Sergio Avelar (Victor Puentes)
Maria Bello (Cheryl White)
Morgan Saylor (Julie White)
Elsie Fisher (Jamie White)
Diana Maria Riva (Se�ora Diaz)
Omar Leyva (Se�or Diaz)
u.a.

drehbuch
Grant Thompson
Bettina Gilois
Christopher Cleveland
William Broyles jr.

musik
Antonio Pinto

kamera
Adam Arkapaw
Terry Stacey

regie
Niki Caro

verleih
Disney

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