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Schönefeld Boulevard


Danny und Cindy am Flughafen
© credo:film/Claudia Rorarius

Abwarten und auf die nächste Katastrophe warten war gestern. Was sich in Cindys letztem Abiturjahr abspielt, könnte nicht besser im Schönefelder Flughafen passieren. Wer ist hier überhaupt noch Freund oder Feind? Die Umstände sind mies, die Aussicht auf Veränderung gleich null, Familie und Freunde erstarrt in ihren Rollen, und dann kommt sie, die Chance des scheinbar belanglosen Augenblicks.

Abwarten war gestern - das Glück am Schopf packen ist heute. Ein rotes Kleid, geschenkt und vom Vater zerschnitten, wird zum Dreh- und Angelpunkt eines Aufbegehrens gegen eine Rolle, die einem irgendwie zugewiesen wurde, die man aber überhaupt nicht spielen möchte. Mit viel Humor und Ironie stellt uns Sylke Enders, die uns zuvor mit ihrem preisgekrönten Film Kroko überraschte, eine Cindy vor, die es in sich hat. Schönefeld Boulevard - ein Traum in rotem Satin.

Sylke Enders, verantwortlich für Buch und Regie, durchlief eine besondere Berufskarriere. Zunächst studierte sie Soziologie, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, arbeitete daraufhin mehrere Jahre als Regieassistentin beim Film, bevor sie 1996 in Berlin an der deutschen Film- und Fernsehakademie ein Regiestudium absolvierte.

Im Gespräch mit der Regisseurin Sylke Enders ist meine erste Frage: »Muss Cindy, ihre Protagonistin, dick sein?« Frau Enders zögert mit der Antwort, aber dann kommt ein klares »Ja«. Cindy steht als übergewichtige Abiturientin im Drehbuch. Das Drehbuch ist wesentliche Grundlage des Films. Der Text muss von den Schauspielern genauso gelernt werden. Kein anarchistisches Jakob-und-Tom-Lass-Szenen-Skelettmodell, wo das Filmteam morgens noch nicht weiß, was gedreht wird, geschweige denn die Schauspieler eingeweiht werden in welche Richtung sich der Plot des Films entwickeln soll.

Schönefeld Boulevard drückt aber genau diese Leichtigkeit des Filmemachens aus. Sylke Enders weiß genau, was sie will, und wir als Zuschauer nehmen ihr die Authentizität ihrer Protagonisten ab. Der Film wirkt in keiner Minute konstruiert oder mit der Brechtstange meinungsbildend. Diese Cindy könnte die Tochter unserer Nachbarn sein, der Großflughafen Schönefeld ein Märchen von der internationalen Drehscheibe Berlin-Brandenburgs. Genau das überzeugt an diesem Film.

In der Produktionsnotiz von credo:film [Susann Schimk, Jörg Trentmann, Mai 2014] heißt es: „Die persönliche Entwicklung der verletzlichen Außenseiterin Cindy und ihr unbändiger Wille, sich aus ihrer aussichtslos erscheinenden Situation zu befreien, haben uns von Anfang an überzeugt und berührt. Cindy ist (im wahrsten Sinne des Wortes) das Pfund von Schönefeld Boulevard. Wo andere ihre Schwächen sorgfältig hinter Make-up, hohen Schuhen und coolen Outfits verbergen, ist Cindy ihr Manko auf den Leib gebrannt.

In einer Mischung aus Verletzlichkeit und Willensstärke, schafft es Cindy allmählich, ihren Status als Opfer abzulegen und zu neuem Leben zu erwachen. Wir sehen darin die unverkennbar eigene Handschrift von Sylke Enders. Sie traut sich, Ambivalenzen zuzulassen und das Leben in all seinen Facetten und Widersprüchlichkeiten zu zeigen. Dadurch erhalten die Figuren eine hohe Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit. Ohne gefällig zu wirken, wird der wahre Charakter spürbar.

Durch den realistischen Stil und die authentische Figurenzeichnung hat sich Sylke Enders ganz der europäischen Erzählweise verpflichtet. Das hat uns interessiert. Im Zusammenwirken mit ihrem frischen Stil und ironischen Blick und dem kinematographischen Auge des Kameramanns Benedict Neuenfels, wird die besondere Atmosphäre erlebbar. Von Anfang an haben wir auf die eigene Handschrift der Künstlerin vertraut. Es hat uns Spaß gemacht, Sylke Enders in ihrer kontrastreichen und kreativen Arbeit zu unterstützen.“

Schönefeld Boulevard funktioniert sowohl auf der großen Kinoleinwand als auch im Fernsehformat. Kino ist natürlich immer schöner, und so weise ich mit wohlwollender Kritikerempfehlung auf diesen großartigen Flughafen-Cindy-Superstar-Film hin. Schönefeld Boulevard - warten war gestern. ■ bh

20. September 2014
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OT: Schönefeld Boulevard
Drama/Komödie
D 2014
101 min


mit

Julia Jendroßek (Cindy)
Daniel Sträßer (Danny)
Uwe Preuss (Cindys Vater)
Ramona Kunze-Libnow (Cindys Mutter)
Jani Volanen (Leif)
Kyra Sophia Kahre (Cindy One)
Yung Ngo (Park)
Judith Engel (Sigrun)
u.a.

drehbuch
Sylke Enders

musik
Bert Wrede

kamera
Benedict Neuenfels

regie
Sylke Enders

produktion
Ester.Reglin.Film
RBB
WDR
Initiative LEUCHTSTOFF

verleih
farbfilm

Kinostart: 18. September 2014