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Cuban Fury


Aller Anfang ist schwer: Bruce beim Training mit Tänzerin Alicia
© StudioCanal

Fast alle Filmprojekte beginnen ähnlich: Autoren und Produzenten senden eine Idee oder auch ein fertiges Drehbuch an die Studios, deren Führungskräfte dann darüber beraten und irgendwann grünes Licht geben. Oder auch nicht. Bei Cuban Fury war das anders. Der Film begann mit einer E-Mail, die unter Einfluss von Alkohol geschrieben und mitten in der Nacht abgeschickt wurde.

»Es war halb drei«, sagt Nick Frost, Hauptdarsteller, ausführender Produzent und zugleich Verfasser jener E-Mail. »Ich hatte die Idee schon knapp drei Jahre im Kopf, bis ich in jener Nacht ein bisschen angeheitert war und mir dachte: ,Scheiß drauf!' Das sind diese Momente, in denen man am nächsten Morgen aufwacht, seine Mail noch einmal mit klarem Verstand liest und sich denkt: ,Was habe ich da bloß getan?'«

Die Empfängerin der E-Mail war seine langjährige Produzentin Nira Park, die die Zeilen las und sofort antwortete: »Diesen Film will ich sehen. Die Idee ist großartig.« In der Tat war der Gedanke, den Frost in leicht angeschickerter Verfassung formuliert hatte, so schlicht wie genial: „Würdest Du einen Film produzieren, in dem ich tanze... sehr viel tanze? Stell' dir vor, wie ich in enger Kleidung und in Zeitlupe aussehe!“ Damit war Cuban Fury geboren - eine romantische Komödie mit hohem Salsa-Anteil.

Großbritannien, 1987: Bei den Juniorenmeisterschaften im Salsa liegt dem 13-jährigen Bruce die Weit zu Füßen. Das Tanzparkett ist seine Bühne, der Salsa ist seine Passion. - 25 Jahre später: Bruce fristet ein trostloses Dasein als ebenso beleibter wie unauffälliger Angestellter. Jede Erinnerung an frühere Tanzerfolge ist verblasst. Außer seinem Pub und seinen Golffreunden bleibt ihm nur die öde Arbeit, die durch den mobbenden Kollegen Drew auch nicht unbedingt schöner wird.

Erst als die Firma eine attraktive, smarte und humorvolle neue Chefin bekommt, die Amerikanerin Julia, geht ein Ruck durch Bruces Glieder. Allerdings spielt Julia in einer viel höheren Liga als Bruce („Sie ist eine 10, ich bin eine 2!“), was seine Selbstzweifel nur noch größer macht. Zum Glück teilen die Traumfrau und der Moppel aber eine geheime Leidenschaft: Salsa! Sind lateinamerikanische Tänze also der Schlüssel zu ihrem Herzen?

Neben seiner begrenzten Kondition muss Bruce so manches andere Hindernis überwinden. Eines davon ist sein schleimiger Kollege Drew, der sich als stolzes Alphamännchen präsentiert, weil auch er ein Auge auf die schöne Chefin geworfen hat.

Bruce fällt in ein tiefes Loch, aus dem ihm allenfalls seine Schwester Sam helfen kann, die früher seine Tanzpartnerin war. Auch sein strenger ehemaliger Mentor Ron und der durchgedrehte neue Salsa-Partner Bejan helfen Bruce mit allen Mitteln, seinen inneren Schweinehund zu überwinden, sein erloschenes Salsa-Fieber neu zu entfachen und für die größte Liebe seines Lebens zu kämpfen...und das alles auf der Tanzfläche!

Nick Frost und Nira Park waren sich einig, dass Cuban Fury das Tanzen auf keinen Fall veralbern, sondern mit Respekt behandeln sollte. »Wir zeigen Salsa als Kunst und Sport«, sagt Frost. »Wir wären zu Recht gelyncht worden, wenn wir nur eine Parodie gedreht hätten. Mir geht das auch immer so: Wenn etwas, das ich liebe, halbgar für ein paar billige Gags verkauft wird, macht mich das wütend.«

Also musste Frost lernen, wie ein ehemaliger Salsa-Champion zu tanzen. Für diese Herausforderung hatte er lediglich sechs Monate Zeit! Er absolvierte ein hartes Training, zu dem auch Unterricht in den berühmten Pineapple Dance Studios in London gehörte - unter strenger Aufsicht durch Choreograph Richard Marcel und Tanzlehrerin Susana Montero.

»Ich war mein Leben lang nur Gelegenheitstänzer, der sich zum Rhythmus der Musik bewegte, was ja die schlichteste Form des Tanzens ist«, sagt Nick Frost schmunzelnd. »Ich glaube, ich habe vor diesem Film überhaupt nur bei drei Gelegenheiten getanzt - einmal auf einer Hochzeit, einmal in Las Vegas, bevor Simon Pegg und ich mit den Dreharbeiten zu Paul begannen, und einmal auf einer Aftershowparty von Coldplay vor acht Jahren. Allein das Budget für mein Training belief sich vermutlich auf fünf Millionen Dollar, damit ich die wichtigsten Tanzschritte lernen konnte.«

Frost wusste, dass er sich keiner leichten Aufgabe stellte. Aber er hatte die notwendigen Strapazen völlig unterschätzt. »Die ersten zwei Monate waren der blanke Horror. Ich habe das Training gehasst und bin zweimal abgehauen. Einmal habe ich sogar geheult. Es gibt zu viele Spiegel im Studio. Als ich mich darin beobachtete, wurde mir bewusst, dass ich gerade eine Nation und ihr kulturelles Erbe zerstörte wie ein Schimpanse, der auf eine Torte eindrischt.

Ich konnte einfach nicht tanzen. Und dann sah ich diesen Kubaner, der 26 Jahre jung ist, das schönste Lächeln der Welt hat und ganz wunderbar tanzt, indem er einfach nur einen Fuß vor den anderen setzt. Ich fragte mich: Warum sieht das bei mir nicht genauso schön aus? Das macht einen wütend und irgendwann auch verrückt.«

Am Ende brachten Richard Marcel und Susana Montero ihren Schützling aber ans Ziel. »Wir haben sechs Stunden trainiert, jeden Tag, über Monate«, sagt Montero, die im Film auch in der Rolle der Gloria zu sehen ist. »Wenn man so viel Zeit mit einem Menschen verbringt, gibt es natürlich immer Momente, in denen man ihn am liebsten umbringen würde. Aber von Anfang an spürte ich, dass ich mit Nick gut arbeiten konnte. Er ist jemand, der zuhört und alles perfekt machen möchte. Ich denke, wir haben in der gegebenen Zeit das Maximum aus seinem Körper herausgeholt.«

Erst eine Woche vor Drehbeginn bekam Frost zu spüren, was es heißt, als Tänzer vor Publikum bestehen zu müssen. »Wir hatten einen Kameratest anberaumt, und Nira sagte mir, dass niemand außer uns dort sein werde«, erinnert sich Frost. »Als ich eintraf, warteten da 50 Zuschauer, darunter 20 kubanische Tänzer! Also gaben Susana und ich alles. Hinterher kamen die Kubaner auf mich zu, klopften mir auf die Schulter und bestätigten ganz offiziell, dass ich jetzt ein echter Salsero bin. Ich hätte in diesem Moment am liebsten losgeheult. Wir waren nach sechs harten Monaten endlich am Ziel. Ich begriff, dass Tanzen eine Sprache ist, und dass ich diese Sprache nun endlich gelernt hatte.«

Richard Marcel, der die Tänze in Cuban Fury choreographierte, und Susana Montero nahmen auch Rashida Jones, Olivia Colman und (in Ansätzen) Chris O'Dowd unter ihre Fittiche. Außerdem besetzten sie viele Salsa-Tänzer für den Film. Dazu gehören wahre Salsa-Legenden wie Robert Charlemagne. »Er ist quasi der Pate des Salsa in Großbritannien«, erklärt Marcel.

»Er ist ein ziemlich großer Mann, was Nick die beruhigende Erkenntnis brachte, dass man zum Salsa-Tanzen nicht den Körper eines Nureyew braucht. Jeder kann Salsa tanzen, egal wie groß oder wie schwer er ist, oder aus welchem Land er kommt. Es geht einzig und allein darum, sich mit Hilfe der Musik und der Bewegung auszudrücken.«

Den Filmemachern war wichtig, den Segen aller wichtigen Vertreter der britischen Salsa-Szene zu bekommen. Denen fiel das umso leichter, weil Marcel und Montero an dem Projekt beteiligt waren. »Dass im Film professionelle Salsa-Tänzer mitspielen, gibt Cuban Fury eine ganz besondere Note«, sagt Montero. So verkörpert zum Beispiel Yanet Fuentes, die durch die britische Fernsehshow So you think you can dance? bekannt wurde, im Film Alicia, die einen recht eigenwilligen Tanz mit Bruce aufs Parkett legt.

Die beiden markanten Haupttanzszenen, die kaum unterschiedlicher sein könnten, hebt sich der Film für sein Ende auf. Die erste ist eine obskure Tanzschlacht zwischen Drew und Bruce. Sie wurde von Stuntman Brad Allen choreographiert und fand auf dem Dach eines Parkhauses im Industriegebiet von Hayes statt. »Die Szene erinnert an Superman, der in Superman III gegen sich selbst kämpft«, sagt Regisseur James Griffiths, bekennender Superheldenfan. »Eine solch extrem übertriebene Szene darf nur mit größter Vorsicht in eine romantische Komödie eingebaut werden, aber ich war mir sicher, dass die Zuschauer zu diesem Zeitpunkt des Films längst auf Bruces Seite sind und sehen wollen, wie er seinen Erzfeind besiegt.«

Für Chris O'Dowd, der Frost 2013 während der BAFTA-Verleihung gestand, er würde gerade Salsa-Unterricht nehmen, war die Parkhausszene die einzige Gelegenheit, sich vor der Kamera als Tänzer zu behaupten. »Ein Teil der Choreographie geht nicht mal als echtes Tanzen durch«, sagt O'Dowd, der sich kurz vor Beginn der Dreharbeiten einer Knieoperation unterziehen musste.

Die mit Abstand größte Salsa-Szene ist im Finale zu sehen, wenn Bruce und seine Schwester Sam an einem Tanzwettbewerb teilnehmen. Gedreht wurde im Club „Koko“, dem ehemaligen Stadttheater von Camden, das zum Rockclub umfunktioniert wurde und Konzerte von The Clash, den Sex Pistols, The Eurythmics, Madness und Madonna erlebte. Genau hier mussten nun Nick Frost und Olivia Colman bei mehreren Tänzen vor 500 Komparsen zeigen, was sie in den Monaten zuvor gelernt hatten.

»Das große Finale mit so vielen Leuten, darunter zahlreiche professionelle Tänzer, ist schlichtweg fantastisch«, sagt Nick Frost. »Ich kann mir für eine romantische Komödie kein Ende vorstellen, das aufregender, lustiger und berührender sein könnte als unseres.« Susana Montero stimmt ihm zu: »Ich denke, die Tanzszenen im „Koko“ waren für Nick etwas ganz Besonderes, weil er eine echte Beziehung zur großen Salsa-Gemeinschaft aufbauen konnte. Sie ließen ihn spüren, dass sie ihn lieben. Wir waren unglaublich stolz auf seine Leistung - und ich habe wahnsinnig viel geheult.«

Und genau das kommt auch genauso herüber. Als Zuschauer fiebert man mit Bruce mit und möchte den von Chris O'Dowd herrlich abartig schleimig gespielten Drew auf den Mond schießen. Rashida Jones trifft den Humor genauso unterschwellig, wie er geplant war, und Ian McShane gibt einen perfekt kauzigen Tanzrentner, der nie verstehen konnte, warum Bruce damals zum Finale nicht erschienen war und einfach seine Karriere in den Mülleimer verfrachtete.

Immer wieder gern gesehen: Olivia Colman als Bruces Schwester und Ratgeber, die zuletzt in Hyde Park am Hudson die Queen spielen durfte. Ein besonderes komödiantisches Highlight ist Bruces neuer Freund Bejan, der ihm Tips gibt, den inneren Schweinehund zu besiegen. Kayvan Novak, bekannt aus Syriana und Four Lions, und demnächst in Paddington zu sehen, spielt den schwulen Salsa-Tänzer mit herrlicher Inbrunst.

Cuban Fury ist nicht nur ein erneuter Beitrag zum klein-großen britischen Komödienkino, sondern besitzt auch Sommerhit-Potenzial, das vielleicht den einen oder anderen Zuschauer (oder wohl eher Zuschauerin) dazu verleitet, Tanzunterricht zu nehmen. Und in Nick Frost hat jetzt auch der Unmotivierteste ein großes Vorbild bekommen. Und natürlich darf Frosts Buddy Simon Pegg nicht fehlen! Dieser hat einen Gastauftritt beim Parkhaus-Dance-Off... ■ mz

24. Juni 2014
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OT: Cuban Fury
Komödie
GB 2014
98 min


mit

Nick Frost (Bruce) Olaf Reichmann
Rashida Jones (Julia)
Chris O'Dowd (Drew)
Olivia Colman (Sam)
Ian McShane (Ron Parfitt)
Kayvan Novak (Bejan)
Alexandra Roach (Helen) Nicole Hannak
Rory Kinnear (Gary) Frank Schaff
Tim Plester (Mickey)
Susana Montero (Gloria)
Yanet Fuentes (Alicia)
u.a.

drehbuch
Jon Brown
nach einer Idee von Nick Frost

musik
Daniel Pemberton

kamera
Dick Pope

regie
James Griffiths

produktion
Big Talk Pictures

verleih
StudioCanal

Kinostart: 19. Juni 2014