Miss Sixty
© Edition Senator/Bavaria Pictures
Zwei Frauen sind verantwortlich für diese Romantikkomödie über eine 60-jährige Biologin, die beschließt, ihre eingefrorenen Eier wieder zu beleben, um eine sehr späte Mutter zu werden. Die Regiedebütantin Sigrid Hoerner hat sich mit der Drehbuchautorin Jane Ainscough (Der fast perfekte Mann) zusammengesetzt und die Hauptrolle der „Miss Sixty“ an Iris Berben vergeben. Herausgekommen ist eine rasante Komödie, die mit Wortwitz und Slapstick durch die Themen Alters- und Jugendwahn, Männer- und Frauenklischees, Kinder- und Elternsorgen, Wissenschaft und Ethik galoppiert.
Luise Jansen legt keinen Wert auf schöne Worte, um es ihrer Umwelt leicht zu machen. Als erfolgreiche Molekularbiologin, Ex Geliebte des Chefs, Singlefrau und gerade 60 Jahre alt geworden, scheint für Luise die Welt in Ordnung zu sein. Erst als es zum offenen Streit im Labor kommt, nutzt der Chef die Gunst der Stunde, die anstrengende, von den Kollegen verhasste, Luise an ihrem 60. Geburtstag in den Vorruhestand zu entlassen.
Konfrontiert mit einem Leben daheim, neben Mutti auf dem Sofa, bei Quizshow und Schnittchen, kommt ihr die zündende Idee. Im Selbstversuch lagern noch im Labor ihre 20 Jahre alten, unbefruchteten Eier. Ein Kandidat bei einer Samenbank ist schnell gefunden. Warum eigentlich nicht mit 60 Mutter werden, wenn die Wissenschaft die Natur überlisten kann?
Um sicherzugehen, auf was sie sich da einlässt, muss nur noch über die Qualität des Samenspenders recherchiert und die Belastbarkeit ihrer eigenen Nerven mittels dauerschreiender Babypuppe geprüft werden. Ersteres führt Louise zu dem jungen Journalisten Max Winter, der mit seinem Vater, dem Galeristen Frans, eine gemeinsame Wohnung teilt. Max' Vater interessiert sich, zum Entsetzen seines Sohnes, für wesentlich jüngere Frauen.
Das Verhältnis mit der jungen, polygamen Galerieassistentin Romy gestaltet sich als äußerst schmerzvoll. Iris Berben, alias Miss Sixty, alias Luise, sieht sich schnell mit der Lächerlichkeit des gleichaltrigen, jedoch keineswegs sein Alter akzeptierenden, Edgar Selge, alias Max’ Vater, alias Frans, konfrontiert. Mit hitzigen Worten wird hier ordentlich ausgeteilt, wobei das shakespearesche Filmende alles zusammenführt, was zusammen gehört.
Und da wären wir wieder, beim heiklen Thema: Deutsche Komödien. Im ersten Drittel des Films punktet noch die charismatische Protagonistin, Luise Jansen, mit ihrer schön ausformulierten Schrulligkeit. Dank scharfzüngiger Dialoge gibt es genug Momente für herzliche Lacher. Das zweite Drittel, mit dem Auftritt des Galeristen Frans, der mit seinem Jugendwahn für eher platten Slapstick sorgt, hält sich der gute Wortwitz eher bedeckt. Leider sorgen im letzten Drittel die zu Anfang eingespielten Absurditäten, wie der Kinderwunsch mit 60, nicht für ein gelungenes Ende der Geschichte.
Iris Berben, als Wiederentdeckung für die Kinoleinwand, ist großartig! Ihre schauspielerische Leistung trägt den Film über so manche erzählerische Defizite hinweg. Es reicht jedoch nicht, um Miss Sixty als wirklich gelungene deutsche Filmkomödie anzupreisen. Besser abwarten, was die Regiedebütantin Sigrid Hoerner uns als Folgewerk präsentieren wird... ■ bh