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Snowpiercer


Curtis hat das Leben am Ende des Zuges satt.
© Snowpiercer LLC
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»Ich gehöre nach vorn. Ihr gehört nach hinten.«
Mason

Wir schreiben das Jahr 2013. Die globale Erderwärmung heizt die Gemüter der Menschen auf. Wissenschaftler entwickelten eine Substanz, die, in der Stratosphäre freigelassen, die Temperatur der Erde generell senken sollte. Doch statt nur ein paar Grad senkte sich die Temperatur weltweit auf weit unter 0 Grad Celsius. Eisenbahner und Visionär Wilson kontruierte daraufhin einen Zug, der als moderne Arche die Menschheit beherbergen soll - den „Schneestecher“, ein High-Tech-Zug, der ununterbrochen ein Mal im Jahr die Erde umrundet und seine Energie aus dem Schnee zieht, den die Maschine an der Zugspitze einsammelt.

17 Jahre später befinden sich die Menschen im Zug in einer Klassengesellschaft. Während die Privilegierten im vorderen Teil des Zuges ihr Leben in Saus und Braus leben, fristen die Elenden im hinteren, fensterlosen Teil ein erbittertes Dasein. Es gibt nur spärlich Wasser und jeder bekommt pro Tag einen Proteinbarren zugeteilt. Als zwei Sprösslinge ausgewählt und von der skurrilen Claude im knallgelben Anzug mitgenommen werden, kommt es zu einem Zwischenfall, der die lang anstehende Revolution auslöst...

Anführer der Elenden ist Curtis, der stets einen kühlen Kopf bewahrt und bereit ist, sein Leben zu riskieren. Er plant die Revolution schon seit langer Zeit und setzt alles daran, dass Gilliam Wilfords Position als Anführer des Zuges einnimmt, denn für die Bewohner der Abteile der dritten Klasse ist Wilford der Ursprung jeglicher Unterdrückung und Ungleichheit innerhalb des Zuges. Nichts kann Curtis von seinem Vorhaben abbringen und so legt er den gefährlichen Weg zu Wilford unbeirrt zurück.

Seit dem Tag, an dem der Zug sich in Bewegung gesetzt hat, ist Gilliam für die Bewohner der Abteile der dritten Klasse ein weiser Anführer, den sie wie einen Heiligen verehren. In den ersten Jahren nach der Katastrophe griffen die Passagiere dieser Abteile zu extremen Mitteln, um ihr Überleben zu sichern. Alle Hoffnung und Menschlichkeit schien verloren, doch durch ein gewaltiges Opfer schaffte es Gilliam, die Menschlichkeit zurück zu bringen.

Edgar ist ein stürmischer, rebellischer Jugendlicher, der früh seine Eltern verlor und von Curtis aufgezogen wurde. Er brennt darauf, die Weltordnung umzustürzen und kann es, im Gegensatz zu Curtis, kaum erwarten, die Revolution in Gang zu setzen. An die Welt außerhalb des Zuges oder an seine Eltern kann er sich kaum erinnern. Curtis ist für ihn Vater, großer Bruder und ein Anführer, dem er nacheifert.

Niemand hat Wilford je zu Gesicht bekommen, denn er hat die Maschinenräume noch nie verlassen. Er duldet keinerlei Veränderungen, weder innerhalb der Klassen, noch an den Gesetzen des Zuges. Von den wenigen reichen Passagieren der vorderen Abteile wird er verehrt, die Armen und die Unterdrückten der Abteile der dritten Klasse sehen in ihm den Ursprung alles Bösen.

Als Wilfords Ministerin ist Mason die nächste in der Rangfolge der Machstruktur im Zug. Seit 17 Jahren agiert sie als direkte Stellvertreterin für Wilford und herrscht rigoros über die Abteile der dritten Klasse. Sie ist in luxuriösem Fell gekleidet und predigt arrogant über die Maschine und die Wichtigkeit der Weltordnung innerhalb des Zuges.

Namgoong war beim Bau des Zuges für die Sicherheitstüren verantwortlich, und nur er weiß, wie man sie öffnen kann. Deswegen wird er zu einer Schlüsselfigur für die Rebellen, doch zuerst müssen sie ihn aus dem Gefängnisabteil befreien. Er schließt sich den Rebellen an, verfolgt aber seine eigenen Motive, was ihn nicht gerade zu einem verlässlichen Mitstreiter macht.

Yona, Namgoongs Tochter, kam im Zug im ersten Jahr nach der Katastrophe zur Welt und hatte noch nie soliden Boden unter den Füßen. Sie kommt nach ihrem Vater, weswegen sich ihr Denken grundsätzlich von dem der anderen unterscheidet. Regeln oder Ordnungsstrukturen interessieren sie nicht. Zusammen mit ihrem Vater schließt sie sich den Rebellen an.

Zur Jahreswende passiert der Zug die Jekaterinabrücke. Der Zug fährt in sein 18. Jahr und der Zuschauer fragt sich, wie das sein kann. Die Gleise, die Maschinen... alles mechanische Verschleißteile, die gewartet werden müssen. Wie kommt es, dass der Zug immernoch fährt, ohne zu entgleisen? Eine berechtigte Frage, die jedoch schon bald ad acta gelegt werden kann, denn die Reisenden in der rotierenden Arche werden Volljährig. Und mit 18 ist man schließlich erwachsen und will sich austoben - hier im Zug ist das die Revolution. Und diese Revolution (und demzufolge auch der Film) kann nur einen Ausgang haben...

»In diesem engen Zug gibt es kein Zurück. Man muss sich immer weiter nach vorne bewegen, um überhaupt irgendwo anzukommen«, erzählt Regisseur Joon-ho Bong. »Die daraus resultierenden Konflikte gipfeln in Kämpfen, bei denen sich Schweiß mit Blut vermischt. Ich wollte die eindrucksvolle Energie und filmische Erfahrung des Zuges darstellen. Ich will es nicht mit dem Begriff „Action“ vereinfachen, denn innerhalb dieses intensiven Konflikts findet man die verschiedensten Gefühle wie Freude, Traurigkeit, Liebe und Vergnügen, mit denen sich jeder Mensch identifizieren kann.«

So machen sich unsere Helden auf ihren Befreiungsfeldzug zur antreibenden Maschine, um Wilford zu stürzen. Dabei erkennen sie nicht nur, was ihnen vorenthalten wurde, sondern auch, dass der ihnen entgegengebrachte Widerstand der wohlhabenden Armee größer ist als erwartet...

Der Bau und die Gestaltung des Zuges waren für den Regisseur und die Crew von höchster Priorität. Wie soll er aussehen? Wie soll er sich bewegen? Der Zug sollte aus vielen Abteilen bestehen, um die Anstrengungen der Rebellen auf ihrer Hetzjagd aus den Abteilen der dritten Klasse zu den Maschinenräumen realistisch darzustellen. Die Wahl auf den Drehort fiel schnell auf die Barrandov Studios in Tschechien, da sie zu den größten Studios in Europa zählen. Ein riesiger Tragerahmen wurde konstruiert um dem rasenden Zug realistische Bewegungen zu verleihen.

Einen Tragerahmen, der einen 120 Tonnen schweren Zug und seine 30-40 Tonnen schweren Abteile bewegen muss, gab es zuvor noch nie. Das Team für Spezialeffekte in den Barrandov Studios schaffte es, einen massiven Tragerahmen mit sechs Luftfederbälgen zu bauen, mit dem jedes Abteil gezielt gesteuert werden konnte. Somit gelang es, die Bewegungen des Zuges präzise zu kontrollieren. Die Blaupausen, die Joon-ho Bong angefertigt hatte, erwiesen sich ebenfalls als hilfreich, um den Zug wie auf echten Schienen bewegen zu können. Dank dieser Technik fühlten sich die Schauspieler und somit auch die Zuschauer in einen echten, fahrenden Zug versetzt.

Komprimiert man die gesamte Welt in einen 650 Meter langen Zug, so muss man jedem Abteil eine andere Bedeutung zuweisen. Im Snowpiercer gibt es das Gefängnis, die Abteile der dritten Klasse, eine Wasserversorgung, das Gewächshaus, das Schwimmbad, die Schule und die Maschinenräume. Jedes Abteil des Zuges stellt für die Protagonisten und die Zuschauer eine neue Welt dar. Das Produktionsteam zeigte vollen Einsatz bei der Konstruktion des Zuges.

Das Design der einzelnen Abteile stellte eine besondere Herausforderung für Regisseur Joon-ho Bong und Szenenbildner Ondrej Nekvasil dar. Die letzten Abteile sind sozusagen die Slums des Zuges, deren Bewohner widrigen Lebensbedingungen, Überpopulation und einem Mangel an Wasser und Wärme ausgesetzt sind. Im vorderen Zugteil werden im Gewächshaus Pflanzen gezüchtet, es gibt ein Abteil zur Unterhaltung der Reichen und Mächtigen, sowie ein Klassenzimmer, in dem die Kinder indoktriniert werden Wilford zu verehren. Alle Abteile unterscheiden sich grundlegend voneinander, bis man schließlich in den vordersten Maschinenräumen ankommt, in denen eine Atmosphäre der Grenzenlosigkeit vorherrscht.

»Als ich Schneekreuzer zum ersten Mal las, weckte dieser einzigartige filmische Raum des Zuges mein Interesse«, erinnert sich der Regisseur. »Dass die Überlebenden einer Eiszeit in hunderten von Zugabteilen ihr Leben fristen müssen, während der Zug sich wie eine Schlange um die Erde windet, hat mein Herz berührt. Und die Menschen im Zug kämpfen gegeneinander. Nicht einmal in dieser Arche Noah, der letzten Zuflucht der Menschheit, waren sie alle gleichgestellt, sondern als Klassengemeinschaft auf die verschiedenen Abteile aufgeteilt.

Der Bilderroman, auf dem der Film basiert, war großartig und beruht auf einer eigenständigen Idee, deswegen musste ich mir eine komplett neue Geschichte mit neuen Charakteren ausdenken, um einen neuen, dynamischen „Snowpiercer“ zu erschaffen, der den Zuschauer im Kino genauso begeistern kann, wie mich der Bilderroman begeistern konnte. Nach langer Zusammenarbeit mit den verschiedensten Menschen habe ich den Film nun endlich fertigstellen können.«

Frei nach dem Motto „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ kämpfen sich also unsere Helden nach vorn. Ein wenig gewöhnungsbedürftig anzusehen ist nicht nur Chris Evans mit Vollbart, sondern auch die völlig von sich eingenommene Mason, gespielt von Tilda Swinton, die mit der riesigen Brille, der Frisur und dem herausstechenden Gebiss ambivalente Reaktionen beim Zuschauer auslöst - einerseits sieht die Figur total schräg aus (wie Agatha aus Magnum oder Agnes Dipesto aus Das Model und der Schnüffler), fast wie eine Karikatur zum Schreien komisch, andererseits hat diese Figur die Macht, über Leben und Tod zu entscheiden, und weiß, diese Macht mit ihren Handlangern durchzusetzen.

Am grausigsten ist wohl die Szene, in der sie Andrew (Ewen Bremner in gewohnter Höchstform) bestraft, der einen Schuh nach Claude geworfen hat, die seinen Sohn von ihm losgerissen hat. Nicht nur, dass Mason eine gesellschaftliche Moralpredigt hält - sie bestraft ihn sogar mit einer Armamputation! Nach der wissenschaftlichen Bemerkung „In der derzeitigen Höhe brauchen wir nur sieben Minuten.“ wird präzise gezeigt, wie unblutig man einen Arm abtrennen kann - ohne Säge versteht sich!

Und das ist auch der essentielle Dreh- und Angelpunkt des Films: Es ist ein Film um den Kampf ums nackte Überleben und den damit verbundenen Konsequenzen. Der Film ist skrupellos, man fühlt sich an Widerstandsfilme erinnert, genauso wie an Flucht ins 23. Jahrhundert, wenn es ums Thema Population geht. Und am Ende, wenn Curtis Wilford zur Rede stellt, erinnert das schon irgendwie an den Zauberer von Oz.

Snowpiercer ist kleines großes Kino zum Mitfiebern und Mitdenken, mit großartigem Score und wunderbar ästhetischen Kampfbildern, aber auch mit erstklassigen visuellen Effekten. Da brauch sich „Captain America“ auch nicht unbedingt hinter einem Bart zu verstecken! Ach ja, zum Schluß wünsche ich allen ein „Frohes Jekaterina!“ und ziehe mir erst einmal eine Ladung Kronole rein... ■ mz

27. Januar 2014
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OT: Snowpiercer
SciFi/Drama/Action
ROK/USA/F 2013
126 min


mit

Chris Evans (Curtis) Dennis Schmidt-Foß
Jamie Bell (Edgar) Nicolás Artajo
John Hurt (Gilliam)
Tilda Swinton (Mason)
Octavia Spencer (Tanya)
Ewen Bremner (Andrew)
Kang-ho Song (Namgoong Minsu)
Ah-sung Ko (Yona) Jodie Blank
Alison Pill (Lehrerin)
Luke Pasqualino (Grey)
Adnan Haskovic (junger Franco)
Vlad Ivanov (alter Franco)
Ed Harris (Wilford)
Emma Levie (Claude)

drehbuch
Joon-ho Bong
Kelly Masterson
basierend auf dem Bilderroman „Le Transperceneige“ von Jacques Lob, Benjamin Legrand und Jean-Marc Rochette

musik
Marco Beltrami

kamera
Kyung-pyo Hong

regie
Joon-ho Bong

produktion
SnowPiercer LLC
Moho Films
Opus Pictures
Stillking Films
CJ Entertainment

verleih
MFA

Kinostart: 3. April 2014