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Jack Ryan: Shadow Recruit


Jack Ryan muss in Moskau untertauchen.
© Paramount Pictures/Anatolij Worobjew
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Seitdem der meisterhafte Spionageromanautor Tom Clancy ihn erstmals in seinem packenden Unterseeboot-Thriller „Jagd auf Roter Oktober“ vorstellte und ihn danach in „Stunde der Patrioten“ im Alleingang einen tödlichen Plan der IRA vereiteln ließ, ist Jack Ryan gleichbedeutend geworden mit einer ganz besonderen Art von Held – vital und präsent und gleichzeitig doch unsichtbar.

Man muss Jack Ryan nur einem Fan gegenüber erwähnen und er wird ganz von selbst bestimmte Bilder heraufbeschwören: Verstand im Kreuzfeuer, unerschrockener, aber fokussierter Einsatz angesichts globaler Machenschaften, ein sehr menschlicher Mann, der außergewöhnlichen Bedrohungen die Stirn bietet. In der Welt der Spionage fällt Jack Ryan aus dem Rahmen.

Er ist als Agent zwar weitgehend unausgebildet, besitzt dafür aber einen messerscharfen Verstand, der sich mit seinem Wagemut jederzeit messen kann. Weil er sich weniger auf Gadgets und Muskelkraft verlässt, sondern auf seinen Intellekt und sein Bauchgefühl, ist er für die amerikanischen Geheimdienste von unschätzbarem Wert: Ihm gelingt es, denen, die dem Land Schaden zufügen wollen, immer einen Schritt voraus zu sein.

Nach 13 Romanen, 4 davon bereits verfilmt, strickte nun David Koepp, der im vergangenen Jahr mit Premium Rush Erfolge feierte, eine neue Geschichte um den Analysten der CIA. Dabei nimmt er die beliebte Roman- und Filmfigur und erzählt dessen Anfänge, wie und warum er zu dem wurde, was wir bereits kennen. Wie schon beim Neustart der Star Trek-Geschichte fiel die Wahl für den jungen Jack Ryan auf Chris Pine.

Pine hatte viel Respekt vor all den positiven Eigenschaften, die Tom Clancy der Figur zugeschrieben hatte: »Was ihn zu so einer interessanten und bleibenden Figur gemacht, ist die einfache Tatsache, dass Jack Ryan ein durch und durch anständiger Mann ist. Er hat eine gute Seele – er ist ein Mann, dem man dabei zusehen will, wie er lernt, die Zügel zu übernehmen.«

In einer gewissen Weise, sagt Chris Pine, ist Ryan ein regelrechtes Spiegelbild der anderen berühmten Leinwandfigur, die er spielt: Captain James T. Kirk, eine Figur, die größer ist als das Leben. »Kirk ist dreist und arrogant – durch diese Makel lernt er, was Selbstlosigkeit bedeutet. Jack dagegen ist ein geerdeter, geradeaus blickender Mann, als er seine Mission antritt.« Er überlegt: »Nur eines weiß Jack nicht, wie wir alle: Wenn es in einer brenzligen Situation wirklich darauf ankommt – hat er’s wirklich drauf? Bringt er wirklich mit, was zählt?«

Ähnlich wie bei James Bond wurde der Held für die Neuerzählung in die heutige Zeit katapultiert. Die Autoren David Koepp und Neuling Adam Cozad erstellten ein Drehbuch, das die Idee vom ganz gewöhnlichen Mann, der dazu getrieben wird, alles an Mut und Hingabe aus sich herauszuholen, wie Clancy es in seinen Büchern so gelungen beschrieben hatte, noch einmal zusätzlich unterstreicht. Gleichzeitig schmiedeten sie aber auch eine originelle, überaus spannende Geschichte, die sich mit einer der erschreckendsten Gefahren unserer Zeit befasst: Terrorismus, der sich in die Welt der Hochfinanz einschleicht und das Potenzial für weltweites Chaos ohne Beispiel besitzt.

Kenneth Branagh hatte große Lust, sich nach Thor an einem weiteren Actionstoff zu versuchen. Branaghs vielfältiger Hintergrund als einer der führenden Shakespeare-Experten unserer Zeit und seine Vorliebe für rasante, smarte Thriller schien perfekt für die Geschichte zu sein. Doch vielleicht hätte er nicht noch die Bösewichtrolle mit sich selbst besetzen sollen. Dafür wirkt er eigentlich viel zu charismatisch.

Der Film ist rigoros rasant inszeniert und besitzt um einiges mehr an Action als die bisherigen Ryan-Filme. Das konnte man jetzt schließlich machen, da es auch der erste Jack-Ryan-Film ist, der nicht auf einer Romanvorlage Clancys basiert. Man hätte vielleicht die Figur ganz anders nennen sollen, dann hätte man sich nicht so sehr an die Charaktervorlage der Romanserie halten brauchen.

Dadurch verliert der Film auch irgendwie an Originalität. Es steht außer Frage, dass der Film von vorn bis hinten spannend ist und die Dramaturgie von einem bombastisch passend platzierten Filmscore von Patrick Doyle untermahlt wurde, der übrigens bereits seit 25 Jahren für Branagh komponiert.

Auch Branaghs erprobter Kameramann Haris Zambarloukos trug zum besonderen Look des Films bei, indem er die glatte, glamouröse Fantasywelt der meisten Filme über fiktionale Geheimagenten zu vermeiden versuchte. Vielmehr arbeitete er eng mit Kenneth Branagh daran, einen etwas raueren Realismus zu erzielen. Dafür drehte er mit anamorphen 35-mm-Objektiven, um sich dem unmittelbaren, fotojournalistischen Look der Thriller aus den Siebzigerjahren anzunähern.

Auch Szenenbildner Andrew Laws trug sein Scherflein zum Heraufbeschwören einer unheilvollen Atmosphäre für Jack Ryan bei. Er setzte dabei renovierte Gebäude ein und errichtete in den legendären Pinewood Studios in London, wo unter anderem auf der berühmten „007 Stage“ gedreht wurde, auch eigene Kulissen.

Der Prequel-Jack-Ryan entspricht im Wesentlichen der Tom-Clancy-Folklore: Es geht um einen sehr menschlichen Mann, der in den kritischsten globalen Situationen an seine Grenzen getrieben wird. Gleichzeitig war es wichtig, die Figur fest in der Arbeit der CIA in der Welt von heute zu verankern.

»Chris Pine ist ein Schauspieler mit Köpfchen, der eine ausgesprochen analytische Qualität besitzt«, merkt Branagh an. »Er ist jemand, dem man abnimmt, dass er von Moment zu Moment abwägt, was wahr und wahrhaftig und zutreffend ist. Für das Gelingen war die Beteiligung eines Schauspielers wie Chris entscheidend. Er fühlt sich absolut wohl in seiner Haut, strahlt mühelos Smartness und Intelligenz aus, ist aber auch genauso sexy und charismatisch. Chris hat auch Spaß daran, über sich selbst zu lachen (und bringt diese Seite wunderbar in den Film ein), gerade in den manchmal humorvoll verwirrenden Situationen, in denen Jack sich wiederfindet. Das macht ihn noch sympathischer und gewinnender, als er ohnehin schon ist.«

Um sich auf die Rolle des Jack Ryan vorzubereiten, ging Pine all den Fährten nach, die seine Geschichte ausmachen. Er verbrachte viel Zeit damit, sich ausführlich mit Militärveteranen zu unterhalten, er besuchte die London School of Economics, er beschäftigte sich mit den Grundlagen des Bankhandels, des Geschäftsverkehrs und der Derivate, und er machte die Bekanntschaft eines echten Richtlinienbeauftragten – jener Job, den Ryan zur Tarnung ausübt.

Für seine Darstellung war es außerdem wichtig, sich intensiv mit der stürmischen Beziehung mit der Frau zu beschäftigen, die er heiraten will, der er aber nicht die Wahrheit über seine Beschäftigung sagen darf – seine Verlobte Cathy. »Jack ist im Grunde ein Einzelgänger, nur mit Cathy verbindet ihn eine starke Beziehung«, meint Pine. »Ich glaube, dass er in Cathy eine Seelenverwandte gefunden hat. Und im Verlauf der Geschichte beweist sie, dass sie ebenso viel Rückgrat und Mut besitzt wie er.«

Keira Knightley gefiel es, dass Cathy anfangs vielleicht aussehen mag wie ein typisches Liebchen am Rande, aber sehr schnell einen wichtigen Platz im Mittelpunkt der Geschichte einnimmt und eine wichtige Rolle in Jacks Strategie spielt, Tscherewins Pläne zu unterwandern: »Auf einmal befindet sie sich im Mittelpunkt der gesamten Operation. Ihr geht es ähnlich wie Jack, weil sie sich völlig unerwartet in einer völlig neuen Situation wiederfindet und einem Mann gegenübersitzt, der das Ende der Welt, wie wir sie kennen, herbeiführen will.«

Am Drehort stellte Knightley außerdem fest, dass sich aus dem Zusammenspiel mit Chris Pine wie von selbst reizvolle Möglichkeiten ergaben: »Chris erfüllt Jack mit einer starken Menschlichkeit, indem er ihn als Mann spielt, der mit seiner doppelten Identität zu ringen hat. Und er ringt damit, dass er dem einen Menschen, den er mehr liebt als alles andere, nicht erzählen kann, was er macht und warum er es macht. Das macht die Figur und ihre Interaktion mit mir sehr spannend.«

Als Cathy sich bereit erklärt, Tscherewin während eines formellen Abendessens abzulenken, wird es schnell gleich noch spannender. Knightley berichtet, dass es ihr ein diebisches Vergnügen bereitete mit anzusehen, wie Branagh als Tscherewin versucht, ihre Figur zu verführen, nur um mit einem Schlag eiskalt und bösartig mit ihr umzuspringen. »Ken ist ein wunderbarer Schauspieler«, findet Knightley. »Aber er ist auch ein sehr böser Bösewicht, und Cathy muss sich Mühe geben, ihm die Stirn zu bieten.«

Ein mächtiger, privat agierender Bankier steht kurz davor, einen erschreckenden globalen Plan in Bewegung zu setzen, um seinen ganz persönlichen Durst nach Rache zu stillen. Die Rolle des ebenso genialen wie ruchlosen Viktor Tscherewin wurde vom Regisseur des Films selbst gespielt: Zum letzten Mal hatte Kenneth Branagh vor 13 Jahren einen Part in einer seiner Regiearbeiten übernommen. Hier konnte er einfach nicht anders, als sich voller Enthusiasmus in die Rolle zu stürzen und sich dem überwältigenden Intellekt Tscherewins zu stellen.

»Es ergab sich irgendwie ganz natürlich, dass ich die Rolle des Viktor Tscherewin übernahm«, berichtet Branagh. »Die Figur faszinierte mich, und sie war nicht so groß, dass sie mich in einer Form fordern würde, wie es Hamlet tat, als ich gleichzeitig Regie führte. Ich dachte, dass es wunderbar viel Spaß machen würde, diese düstere Figur zu spielen. Er ist eine Art Einzelgänger und wird angetrieben von einer persönlichen Tragödie. Er ist einer dieser verschlossenen Typen, den man nicht als Feind haben will. Das ist sehr interessant zu spielen.«

Der Mann, der Jack Ryan an Bord der CIA holt und ihn bei der ersten Prüfung, die ihm das Letzte abverlangen wird, betreut, ist selbst ein mit allen Wassern gewaschener Agent, der das Spiel in- und auswendig kennt. Sein Name ist William Harper, mit dem sich Kevin Costner im Action-Thriller-Genre zurückmeldet. Dabei fühlt man sich ein wenig an No Way out erinnert, wo Costner im Pentagon ermittelte und am Ende sich selbst im Fadenkreuz wiederfand.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ursprünglich Costner die Rolle des Jack Ryan in Jagd auf Roter Oktober angeboten worden war. Er hatte den Part damals abgelehnt, um sich voll und ganz auf seinen schließlich mit 7 Academy Awards belohnten Film Der mit dem Wolf tanzt konzentrieren zu können.

»Es ist eine Figur, die Kevin förmlich auf den Leib geschneidert scheint«, sagt der Regisseur. »Harper ist ein erfahrener Mann beim CIA, und Kevin spielt ihn mit müheloser Anmut. Es ist, als würde er die angesammelte Autorität all seiner bisherigen Rollen in diese eine Figur einfließen lassen. Er strahlt etwas essenziell Uramerikanisches aus, das sich in Worten (oder in einem Drehbuch) unmöglich beschreiben lässt. Außerdem ist er einfach ein wahnsinnig toller Schauspieler.«

Harper spielt eine wichtige Rolle für Ryans Ursprung, aber Costner sieht ihn so, dass Harper diese Beziehung für den Schutz seines Landes einfach nur als ein Puzzlestück in einem viel größeren Zusammenhang sieht: »Man könnte ihn als Jacks Mentor bezeichnen, aber ich denke, dass Harper sich selbst nicht so sieht. Für Harper ist Jack ein Mann, der seinem Befehl untersteht. Er weiß, was Jack kann, was seine Talente sind, und es ist absolut entscheidend für ihn, dass Jack erfolgreich ist. Jack ist anfangs eher ein Typ, der sich gut im Finanzsektor auskennt, er ist ein Akademiker. Ich meine, er hat nicht einmal eine eigene Waffe, als er nach Moskau geschickt wird. Aber Harper weiß auch, dass in Jack ungeahnte Fähigkeiten schlummern, die erst einmal geweckt werden wollen.«

Die 4 Gesichter der Ryans: Jack Ryans äußere Verwandlung ist schon recht haarsträubend - und gleichzeitig tödlich für einen Wiedererkennungswert. Von Alec Baldwin über Harrison Ford und Ben Affleck zu Chris Pine - das ist eine ähnliche Metamorphose, wie man sie von James Bond her kennt. Doch Bond hatte einen höheren Wiedererkennungswert als der Schattenrekrut Ryan. Natürlich musste auch die Frau an seiner Seite ausgetauscht werden - von Gates McFadden (als Caroline Ryan) über Anne Archer und Bridget Moynahan zu Keira Knightley als Cathy Ryan. Die einzige Konstante der ersten drei Filme war James Earl Jones als Admiral Greer, der dort Ryans Vorgesetzter war.

Jetzt also die Jack-Ryan-Reihe neu zu starten, könnte etwas werden, wenn die derzeitige Besetzung mehr als 3 Filme übersteht. Ob der Film das Publikum findet, wie es die ersten drei Filme taten, wird sich zeigen. Doch auch wenn der Film in der heutigen Zeit spielt, so kann er, figurenbedingt, nicht so ganz das Kalte-Krieg-Szenario abschütteln, weil Clancy Jack Ryan eben genau dort platzierte. So ganz passt das neue Jack-Ryan-Bild jedenfalls nicht. Man hätte, wie bei den Jason-Bourne-Filmen eher eine neue Figur einführen sollen...

Wie dem auch sei, sollte der Film eine oder mehrere Fortsetzungen finden, hätte Chris Pine mit Hauptrollen in zwei Franchises ausgesorgt! Jack Ryan: Shadow Recruit ist ein fesselnder Actionthriller, der nicht so ganz überzeugt, vor allem, wenn Ryan am Ende im Weißen Haus auf den Präsidenten trifft und man das Gefühl nicht los wird, er bekäme das Kommando der Enterprise zugesprochen... ■ mz

2. März 2014
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OT: Jack Ryan: Shadow Recruit
Drama/Thriller/Action
USA/RUS 2013
105 min


mit

Chris Pine (Jack Ryan) Nico Sablik
Keira Knightley (Cathy Muller) Giuliana Jakobeit
Kevin Costner (Thomas Harper) Frank Glaubrecht
Kenneth Branagh (Viktor Tscherewin) Martin Umbach
Lenn Kudrjawizki (Constantin)
Alec Utgoff (Aleksandr Borowski)
Peter Andersson (Dimitri Lemkow)
Elena Velikanova (Katja)
Nonso Anozie (Embee Deng)
Colm Feore (Rob Behringer)
u.a.
drehbuch
Adam Cozad
David Koepp
basierend auf den Figuren von Tom Clancy

musik
Patrick Doyle

kamera
Haris Zambarloukos

regie
Kenneth Branagh

produktion
Paramount Pictures
Skydance Productions
Mace Neufeld Productions
Di Bonaventura Pictures
Buckaroo Entertainment
Etalon Film

verleih
Paramount

Kinostart: 27. Februar 2014