Mittwoch, 24. April 2024

Upside down


Begegnung zwischen den Welten: Adam und Eden
© Concorde
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Mit seinem Sozialdrama Nordeste machte sich der Exil-Argentinier Juan Solanas 2005 bei den Filmfestspielen in Cannes einen Namen, als sein Langfilmdebüt in der Rubrik Un certain Regard gezeigt und vom Publikum gefeiert wurde. Bereits 2003 wurde dort sein Kurzfilm Der Mann ohne Kopf für die Goldene Palme nominiert.

Jetzt greift Solanas mächtig in die Trickkiste und zeigt uns ein Fantasyabenteuer mit jeder Menge Spezialeffekten und in 3D! Was den Film von den anderen Sommerblockbusern aus dem All unterscheidet? Es ist eine Liebesgeschichte! Von der Thematik her ist der Film ähnlich wie Der Plan, wo Matt Damon Emily Blunt vor ihrem tödlichen Schicksal errettet und sich in sie verliebt, vermischt mit der 2-Planeten-Konstellation von Another World.

In dieser noch epischeren Romanze geht es um ein fiktives Universum, in dem zwei Planeten parallel existieren, deren Gravitationsfelder sich direkt gegenüber stehen. Dass das, so wie es im Film dargestellt wird, völliger Mumpitz ist, scheint die Filmemacher nicht weiter zu stören. Für Solanas jedenfalls ist der Film im wahrsten Sinne die buchstäbliche Erfüllung seiner Träume.

»Ich sah diesen Mann auf einem Berggipfel, der aufsah und eine Frau erblickte, die ebenfalls auf einem Berggipfel stand, nur eben auf den Kopf gestellt«, erzählt der Regisseur von seinem Traumerlebnis. »Das hinterließ einen starken Eindruck in mir.« Fast sofort fing er an, eine Geschichte daraus zu spinnen - eine Geschichte um zwei Verliebte, die durch die Gravitationsfelder ihrer jeweiligen Planeten getrennt sind.

Auch seine vorigen Werke sind ähnlich entstanden: »Tief in mir drin bin ich nun mal Fotograf, und daher bin ich total visuell eingestellt. Das ist vermutlich das Ergebnis eines unterbewussten Prozesses. Wenn mich einmal ein Bild ruft, sehe ich es mir an und verstehe die Geschichte, die es erzählt. Das war bisher jedesmal so.«

Aber Solanas ist nicht der Einzige, der bei diesem Bild ein wiederkehrendes Erlebnis hat. Auch Kirsten Dunst hatte ein Déjà-vu, als sie ihren Filmpartner Jim Sturgess über Kopf küssen musste: »Ich hätte nie gedacht, dass ich das ein zweites Mal in meiner Karriere hinlegen muss!« Film- und Genrefreunde kennen sicher noch den inzwischen in die Filmgeschichte eingegangenen Kuss von Mary Jane Watson und Spider-Man, auf der Feuertreppe über Kopf hängend...

Ausgehend davon erzählt der Film von den sozial völlig unterschiedlichen Jugendlichen Adam und Eden - er aufgewachsen auf dem von Armut gebeutelten unteren Planeten, sie auf dem wohlhabenden, ausbeuterischen oberen. Die Planeten stehen so dicht bei einander, dass sich deren höchste Berggipfel direkt gegenüber liegen.

Dort trafen sie sich zunächst als Kinder, dann wieder als Teenager, wo sie sich ineinander verliebten und, nachdem Adam seine Freundin mit einem Seil auf seine Welt zog, in doppel-gravitationaler Glückseligkeit herumtollten. Dazu muss man verstehen, dass man unlogischerweise die eigene Gravitation auf dem anderen Planeten beibehält! Als die Agenten der interplanetaren Grenzpatrouille auf sie aufmerksam wurden, wurde Adam verletzt und konnte Eden nicht bis zum festen Boden zurück abseilen, woraufhin sie fiel und er dachte, sie sei dabei ums Leben gekommen.

10 Jahre später arbeitet er in einer Werkstatt an einer Gesichtsstraffungscreme, die auf ein gravitätsneutralisierendes Rezept aufbaut, das sich seit Generationen im Besitz seiner Familie befindet. Nachdem er Eden eines Tages im Fernsehen wiedersieht, setzt er alles daran, sie wiederzusehen.

So bewirbt er sich mit seinem Forschungsprojekt bei der Firma TransWorld, bei der auch Eden arbeitet. Wie der Name schon andeutet, ist die Firma, dessen Türme auf beiden Planeten die einzige (legale) Verbindung zwischen den zwei Welten herstellen, das Schnittstellenmonopol, das die Welten organisiert von einander trennt.

Schon bald infiltriert er mit Hilfe seines freundlichen Kollegen von oben, Bob Boruchowitz, die obere Welt, um mit Eden in Verbindung zu treten. Doch diese hat nach ihrem Sturz auf dem Berggipfel ihr Gedächtnis verloren und kann sich an nichts mehr erinnern, was davor geschehen war. Jetzt muss der arme Held erneut um sie werben, indem er sich Eisenplatten umschnallt und schon fast slapstickartig zwischen Oben und Unten hin und her pendelt. Immer wieder muss er der Grenzpolizei entfliehen, wodurch dem Zuschauer die Frage gestellt wird: Was wäre, wenn die Liebe stärker ist als die Anziehungskraft?

So aberwitzig das Ganze auch umgesetzt ist, zerren auch in den Hirnwindungen der Zuschauer zwei signifikante Gravitationsfelder: Einerseits ist es eine spannend und amüsant umgesetzte Liebesgeschichte mit einem atemberaubenden Szenario, andererseits ist es die völlig hirnverbrannte Physik dieses Universums, die einerseits die Geschichte spannender und lustiger macht, andererseits jedoch auf Grund der Ungereimtheiten Kopfschmerzen verursacht.

Man merkt, dass sich der Regisseur und Drehbuchautor so gar nicht mit der Materie auskennt, sondern lediglich die Geschichte zum Traumbild zusammengeschustert hat. Das ist irgendwie schade, denn optisch ist der Film ein Hammer! Groß angelegte, schöne Bilder wie diese sollte man schon auf der großen Leinwand ansehen, zudem ist der Film auch noch in 3D!

An manchen Stellen fühlt man sich zwar genötigt, den Kopf zu verrenken, doch bei den atemberaubenden externen Szenarien, wenn Adam von Welt zu Welt fällt, verliert man sowieso den Sinn für Oben und Unten - zumindest kurzzeitig. Aber das ist nunmal erlaubt in einer Traumwelt. Da können auch physikalische Gesetze ausfallen. Wenigstens muss man am Ende des Films nicht auch noch geweckt werden... ■ mz

22. August 2013
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OT: Upside down
Fantasy/Drama
CAN/F 2012
107 min
3D
FSK 12


mit

Kirsten Dunst (Eden)
Jim Sturgess (Adam)
Timothy Spall (Bob Boruchowitz)
Jayne Heitmeyer (Executive #2)
Blu Mankuma (Albert)
Kate Trotter (Becky)
James Kidnie (Lagavullan)
u.a.

drehbuch
Juan Diego Solanas

musik
Benoît Charest

kamera
Pierre Gill

regie
Juan Diego Solanas

produktion
Jouror Productions
Onyx Films
Studio 37
Transfilm

verleih
Concorde

Kinostart: 22. August 2013