Kinostarts Juli 2011


Kaum ist der Film in Frankreich gestartet, schon wird das Thema wieder aktuell, als Dänemark seine Grenzkontrollen vor kurzem wieder eingeführt hat. Doch weder Nationalstolz noch politische Gründe führten zu diesem Entschluss. Einzig und allein dem Schmuggel von illegalen Waren wollen die Dänen einen Riegel vorschieben.
Und mit genau solchen Ganoven haben es auch unsere beiden Hauptprotagonisten in dieser französisch-belgischen Koproduktion zu tun. Sie versuchen alles, um Drogen über die Grenze zu schmuggeln. Da kommt ihnen die Grenzöffnung zwischen Frankreich und Belgien im Jahr 1993 sehr entgegen...
Das französisch-belgische Grenzörtchen Courquain blickt schweren Zeiten entgegen, seit in Europa so kriminelle Beschlüsse wie das Schengener Abkommen in Kraft treten: die Abschaffung der stationären Grenzkontrollen. Das jedenfalls findet der belgische Grenzbeamte Ruben. Sein französischer Gegenspieler Mathias Ducatel steht nur wenige Meter entfernt.
Die Bedrohung durch den Franzosen ist um einiges gravierender als all die drogenschmuggelnden Ganoven, die sich hier ebenfalls regelmäßig tummeln. Rubens schlimmste Befürchtungen werden wahr, als er zum mobilen französisch-belgischen Patrouillendienst antreten soll - und das ausgerechnet mit Mathias, der noch dazu mit seiner hübschen Schwester liiert ist...
Frankreichs liebster „Sch’ti“ und Multitalent Dany Boon lässt auch bei Nichts zu verzollen Gegensätze aufeinanderprallen, dass die Funken nur so sprühen. Mit seinem untrüglichen Gespür für Timing und Situationskomik und dem für ihn typischen liebevollen Blick auf menschliche Schwächen zeichnet Boon auch hier sowohl für das Drehbuch als auch die Regie verantwortlich – und hat, wie bei Willkommen bei den Sch'tis, eine der Hauptrollen übernommen.
Neben Boon liefert der belgische Komiker Benoît Poelvoorde eine furiose schauspielerische Leistung ab. Ihm gelingt es, noch die aberwitzigsten cholerischen Einlagen des frankophoben Zollbeamten so zu gestalten, dass hinter all seiner blinden Wut eine hilflose Angst und eine Unbedarftheit durchscheinen, die der Figur trotz allem etwas Anrührendes verleihen.
Kein Wunder also, dass Boon Benoît Poelvoorde die Rolle auf den Leib geschrieben hat. Begleitet werden die beiden Hauptdarsteller von einem glänzenden Ensemble, bestehend aus Karin Viard, dem auch hier wieder herrlich schrägen François Damiens, Bouli Lanners, Zinedine Soualem sowie der Neuentdeckung Julie Bernard.
Es geht ganz schön haarig zu in dieser grenzüberschreitenden Komödie - Fremdenhass, Vorurteile, Spionage und mehr oder minder organisiertes Verbrechen. Da gibt es hitzige Debatten über Belgierwitze und Franzköppe, wird scharf geschossen und ab und an bleibt auch mal der Witz abrupt im Hals stecken. So genial die Figuren auch ausgearbeitet sind und gespielt werden, umso mehr stört es, dass die relativ vergnügliche Komödie durch den Realitätsbezug in Sachen Diplomatie und Kriminalität einen bitteren Beigeschmack bekommt. Daher gilt die FSK-Freigabe ab 12 Jahren als Minimum. ■ mz