Tron: Legacy
© Disney
Wir schreiben das Jahr 1982. Mit für die damalige Zeit bahnbrechenden Trickeffekten inszenierte Steven Lisberger sein imposantes Fantasywerk Tron über eine reale Person, die in ein Computerspiel transferiert wurde. Kevin Flynn hieß der junge Spieleprogrammierer, der sich damals mit Hilfe seines Freundes Alan Bradley in die Welt von Bits und Bytes katapultierte, um das neue Sicherheitsprogramm des Konzerns Encom zu hacken, den er mit seinem Freund Alan gegründet hatte, und somit die Kontrolle über die Firma wiederzuerlangen.
Nachdem Kevin Flynn das Master Control Programm bezwungen hatte und lebend aus „Tron“ herausgekommen war, war jeder davon ausgegangen, dass sich Kevin fortan damit begnügen würde, populäre Computerspiele zu entwickeln und zu produzieren. Von außen betrachtet, schien sich das auch zu bestätigen. Flynn heiratete und wurde Vater seines Sohns Sam, während er und Alan Bradley Encom zum mächtigen Marktführer in der Entwicklung von Computerspielen machten.
Ohne das Wissen von Außenstehenden experimentierte Kevin jedoch noch immer mit Teleportation und kehrte von seinem unter der Spielhalle verborgenen Geheimlabor aus regelmäßig zurück in den Raster. Aber eines Tages verschwand Kevin einfach und ließ Sam zurück – allein, ohne Vater und ohne Antworten.
Die Hauptrollen spielten damals Jeff Bridges, Bruce Boxleitner und David Warner. Knapp 20 Jahre später lockt ein Pagersignal den jetzt erwachsenen Sam, der rebellisch um das Erbe seines Vaters kämpft, in die stillgelegte Spielhalle seines Vaters. Als er dort nach Hinweisen sucht, wird er in die digitale Welt, das „Raster“, transferiert und soll dort das Abenteuer seines Lebens erleben...
Wie damals sein Vater muss auch er zunächst erstmal begreifen, wo er ist, wer die anderen sind und die digitalen Spielregeln lernen. Er trifft auf die furchtlose Kriegerin Quorra, die ihn schließlich nach ihrer Flucht aus der Arena zu jemandem führt, den Sam seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat - seinen Vater.
Unterstützt von Quorra begeben sich Vater und Sohn auf eine Reise, die beide in Lebensgefahr bringt und sie durch eine visuell verblüffende digitale Welt führt - eine Welt, die von Kevin Flynn selbst erschaffen wurde und sich enorm weiterentwickelt hat: mit bisher unvorstellbaren Fahrzeugen, Waffen, Landschaften und einem skrupellosen Bösewicht, der nichts unversucht lässt, um ihre Flucht zu verhindern...
Im Dunkeln des Kinos fangen Bildpunkte zu blitzen an. Linien werden gezeichnet. Die Musik wirkt geheimnisvoll, episch, düster... und doch irgendwie bekannt. Schließlich erscheint aus dem Zusammenziehen der Linien das bekannte Disney-Logo im Stil des kommenden Films Tron: Legacy. Allein das ist schon sehenswert und lässt den Zuschauer eine Gänsehaut bekommen.
Dann folgt das Intro, gesprochen von Jeff Bridges/Kevin Flynn: „Das Raster. Ein Ort der unbegrenzten Möglichkeiten...“ Untermahlt von dem bombastisch epischen Filmscore von Daft Punk beginnt eines der größten Filmabenteuer der letzten Zeit...
Die französischen DJs Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter wurden von ihrer ersten Single an, die 1993 erschien, als Innovatoren der elektronischen Musik gefeiert. Der Sound von Daft Punk ist eine kühne Dancefloor-orientierte Mischung verschiedener Musikstile. Ein Mix aus Progressive House, Funk, Electro und Techno, versetzt mit Breakbeatelementen, wie man sie vom Hip Hop kennt, sowie exzessiven Samples, mit denen sie ihre Fans bei Auftritten anheizen.
Und so heizen sie auch den Zuschauern ein, um dem Film die passende Atmosphäre zu geben. Die elektronischen „Bläser“ erinnern teilweise an die Filmmusik des letztjährigen Blockbusters Inception, und untermahlen damit die bedrohliche Stimmung dieses epischen Abenteuers.
Als Sam auf das herrschende Programm Clu trifft, das einst von Kevin Flynn erstellt wurde, kommt man nicht drum herum, einfach mal zu schmunzeln, wenn Clu zu Sam sagt: „Ich bin nicht dein Vater, Sam.“ Das ist so ein Moment im Film, wo man sich an eine andere Saga erinnert, die in einer fernen Galaxie spielt. Auch später im Film gibt es noch ein, zwei Momente, in denen man sich wie in Star Wars vorkommt.
Aber nichtsdestotrotz muss man bei dem Film auch Abstriche machen. Da wäre die Story, die 1982 bereits erzählt wurde, die nun im Prinzip fast wiederholt wird, für die nächste Generation sozusagen. Ein wenig aufpoliert wurde die Story von Edward Kitsis und Adam Horowitz, die zuletzt für die Serie Lost geschrieben hatten, und den Drehbuchneulingen Brian Klugman (der Neffe von Schauspieler Jack Klugman) und Lee Sternthal. Viele Köche verderben den Brei...ein paar Hänger hat der Film jedenfalls.
Noch ein Kritikpunkt, über den man nur bedingt hinweg sehen kann, ist der computeranimierte junge Kevin Flynn/Clu, der irgendwie ein wenig in die „Kamera“ schielt. Das wirkt peinlich und mindert die Stimmung des Films ein wenig. Sonst ist der Film jedoch grandios inszeniert, auch wenn viele den Film floppen sehen wollen.
Auf jeden Fall spaltet er das Publikum. Die Einen werden ihn lieben, die Anderen werden ihn hassen. Ob er gefällt, muss jeder für sich entscheiden. Aber man sollte ihn sich schon im Kino ansehen, denn er läuft in Disneys Digital 3D und im IMAX® 3D Format! Für 2012 ist bereits eine Serie angekündigt, die allerdings vollständig animiert sein wird... ■ mz