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Interview mit Alison Lohman

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Drag me to Hell

Sie ist eine der aufregendsten und vielseitigsten jungen Schauspielerinnen in Amerika. Aufmerksamkeit erregte sie zuerst mit ihrer hoch gelobten Darstellung als Astrid in Weißer Oleander neben Michelle Pfeiffer, Renée Zellweger und Robin Wright Penn. Andere kennen sie vielleicht als Nicolas Cages Tochter in der Hochstaplerkomödie Tricks.

Schon als Neunjährige sang und tanzte sie und begann ihre Bühnenkarriere als Gretl von Trapp in „The Sound of Music“. In ihrem letzten Highschooljahr erhielt sie eine Förderung der National Foundation for the Advancement of the Arts (Stiftung zur Förderung der Künste). Zudem bekam sie ein Stipendium für die berühmte Tisch School of the Arts an der New York University angeboten, entschied sich aber dagegen und zog nach ihrem Highschoolabschluss nach Los Angeles, um dort ihrer Film- und Fernsehkarriere nachzugehen.

Alison Lohman spielte u.a. neben Ewan McGregor in Tim Burtons Big Fish, neben Giovanni Ribisi in The Big White – Immer Ärger mit Raymond, eine junge aufstrebende Reporterin an der Seite von Kevin Bacon und Colin Firth in Atom Egoyans Wahre Lügen und war als photorealistisches Abbild in Robert Zemeckis' Die Legende von Beowulf zu sehen. Jetzt hat sie ihren ersten Horrorfilm gedreht. Was sie davon hält und wie ihre Zusammenarbeit mit Sam Raimi war, das erzählt sie jetzt:

Drag me to Hell ist für Sie ein Richtungswechsel - Ihr erster Horrorfilm. Was hat Sie zu dieser Rolle hingezogen?

Sam Raimi. Ich erinnere mich noch, wie ich das erste mal mit ihm telefoniert hatte. Ich glaube das Gespräch ging drei Stunden, vielleicht auch länger. Er ging dermaßen ins Detail wie ein kleiner Junge, der eine Geschichte am Lagerfeuer erzählt. Und da wusste ich, ich musste diesen Film mit ihm machen. Das Dumme ist nur, ich bin kein Horrorfan. Es braucht schon eine ganze Menge, um mir Angst einzujagen. Bevor ich mit Sam gesprochen hatte, fand ich, dass es nicht das Richtige für mich gewesen wär. Ich hatte einfach keine Ahnung davon, oder von jeglicher Art von Horrorfilm.

Zum Glück lernte ich, was die besten Horrorfilme so gut sein lässt und was Sam so großartig macht. Wenn man umfassende Charaktere und Umstände kreiert, die für das Publikum interessant genug sind, dass es sich darauf einlässt, selbst ohne den Horrorteil, nur dann hat man die Bestandteile eines großartigen Films. Unglücklicherweise lassen dies eine Menge zeitgenössischer Horrorfilme, die ich gesehen habe, vermissen, weshalb ich anfangs nicht daran interessiert war. Mir war immer so, als würden die Figuren in den Filmen immer auf den Horror, die furchterregenden Momente warten, dass diese passieren.

Was hat Sam Raimi Sie über Horrorfilme gelehrt?

Ich liebe Sam, weil es sich bei ihm niemals nur um den Horror dreht. Manchmal geht es um die schaurigen Momente, aber meist geht es eher um die Charaktere. In Drag me to Hell kümmerte er sich wirklich um Christine, ihre Beziehungen, und er hat diese Momente, die sehr real erscheinen, die wir alle nachvollziehen können. Wenn es an der Zeit ist, dass sie sich diesem Dämon stellt, dann ist man mit ihr dort. Der Horror ist irgendwie nur das Sahnehäubchen.

Wie haben Sie sich auf den Film vorbereitet?

Ich traf mich mit Sam, um eine Vorstellung zu bekommen, wie meine Rolle auszusehen hatte. Ich traf mich auch mit einem Kreditsachbearbeiter, was ich ja auf der Leinwand spiele. Ich wusste so gar nichts vom Banking, und ich bin überhaupt nicht gut mit Zahlen. Also brauchte ich eine Vorstellung davon, wie ein solches Leben und die Leute, die es leben, aussehen. Ich hing auch mit Justin Long herum, der meinen Freund spielt, einfach nur um sich näher kennenzulernen, um dieses harmonische Verhältnis auf die Leinwand zu bekommen. Und dann, natürlich, sah ich mir jeden Tag Horrorklassiker an, auf der Suche nach jenen Momenten. Ich achtete bei jedem Film auf den Rhythmus und das Tempo. Ich hab einfach nur dagesessen, das Licht ausgeschaltet und Filme wie Das Shining gesehen. Manchmal hab ich mir auch nur einen einzigen Ausschnitt aus einem Film angesehen, um eine Inspiration dafür zu finden, was ich zu tun habe.

Haben Sie vorher schon einen von Sams Horrorfilmen gesehen?

Nein, nicht die Horrorfilme. Also hab ich mir dann Tanz der Teufel, Armee der Finsternis angesehen. Ich hatte mir aber vorher noch Ein einfacher Plan und The Gift - Die dunkle Gabe angesehen, die ich liebte. Ich hab schon immer Sams Werke geliebt, besonders die Spider-Man-Filme. Man sieht bei allen seine Persönlichkeit. Er hat einen sehr ironischen und trockenen Sinn für Humor. Und der Humor, den Sie in diesem Film sehen, ist ebenso Teil seiner Persönlichkeit.

Wie war das Filmen der Special-Effects- und Actionszenen?

Die Kampfszene im Auto brauchte etwa zwei Wochen. Es war alles sehr choreografiert, sehr präzise, wir mussten unsere Bewegungen mit der Kamera abstimmen. Hauptsächlich ging es darum, Markierungen zu treffen und es dabei so wild, heftig und spontan wie möglich aussehen zu lassen, so zum Beispiel als ich auf dem Vordersitz Mrs. Ganushs Prothese herusschlage.

Das war reizend.

Ich weiß... Es gibt da so einige interessante Momente, Sam Raimi-Momente, wie zum Beispiel mit der alten Frau, Lorna Raver, die an meinem Kinn nuckelt, mit ihrem Speichel auf meinem Gesicht.

...was...

...bizarr und eklig war! Ich habe ihm nicht geglaubt. Ich hätte ihm niemals geglaubt, wenn er mir von den Sachen erzählt hätte, die er geplant hatte. Wenn man das Drehbuch liest, steht dort ja auch: „Sie nuckelt an ihrem Kinn.“ Und ich dachte: Oh ja, sicher, er versucht, es auf der Seite recht blumig auszudrücken. Nein, er meinte wirklich: am Kinn nuckeln! Es ist mir nicht in den Sinn gekommen, dass er es wirklich so machen würde, bis wir es dann taten. [lacht] Ja, wir hatten schon so einige merkwürdig Momente. Sam choreografierte die ganze Sache. Wir mussten es aber dann so spontan aussehen lassen wie wir konnten.

Wie war es, ihrer Filmpartnerin und Gegnerin, Lorna Raver, zum ersten Mal in ihrer Maske zu begegnen?

Lorna in Maske! [lacht] Nun, ich hatte sie schon vorher getroffen, und sie ist total nett. Ich muss aber sagen, dass ich es schwer hatte, Lorna und Mrs. Ganush während des Drehs voneinander zu trennen. Wenn wir uns auf dem Weg zum Wohnwagen oder so begegnet sind, war es schwer, keine Angst vor ihr zu haben. Sie spielte ihre Rolle so gut. Sie ist gut. Sie ist eine gute Schauspielerin! Sie entfachte eine Menge Gefühle in mir. [lacht]

Was war Ihre größte Herausforderung?

Schlaf. Ich hatte so gar keinen Schlaf während des Films. Es braucht eine enorme Menge an Energie, um den Adrenalinpegel hoch zu halten, wenn man Szenen dreht, in denen man die ganze Zeit Angst hat und um sein Leben kämpft. Somit habe ich also wirklich versucht, den Film zu überleben, während meine Figur im Film versucht, dem Dämon zu entkommen. [lacht] Ich komme dann nach hause und weiß dann nicht, wie ich wieder herunterkommen sollte. Aber man lernt da so ein paar Tricks. Oftmals reicht es schon, einen langen Spaziergang zu machen. Und Tequila funktioniert auch. [lacht]

Das war schon ein wilder Film, das sag' ich Ihnen. Nichts, was ich in meinem Leben bislang erlebt habe, kommt dem nahe. Ich fühlte mich oft ausgepowert. Ich bekam hinterher sogar Grieben. Das Einzige, das mich weitermachen ließ, war Sam. Er hat mich nicht nur geschubst und zum Weitermachen gezwungen, sondern auch inspiriert. Trotzdem er mich während des gesamten Films gefoltert hat, ist er ein richtiger Gentleman. Ich meine, er ist wirklich ein Widerspruch in sich. Erst ist er so knuffig und nett und dann lässt er mich buchstäblich von der Decke springen.

Haben Sie Ihre Stunts selbst gemacht?

Ich glaube es gab da ein paar Sachen, die ich einem Stuntman überließ, aber größtenteils war ich das selbst. Diejenige, die durch den Raum fliegt, bin definitiv ich! Und das wollte ich auch! Also um fair zu sein, es war nicht nur Sam. Im Wesentlichen hab ich es gefordert!

Was hat Sie bei diesem Erlebnis am meisten überrascht?

Dass ich, wenn ich darauf zurückblicke, Spaß dabei hatte. Normalerweise würde ich denken: Oh, was für ein Albtraum! Das werde ich nie wieder machen! Warum zum Teufel hab ich das gemacht? Aber jetzt, wenn ich darauf zurückblicke, kann ich mit Leichtigkeit sagen, dass ich eine Menge Spaß hatte, daran zu arbeiten, während ich gleichzeitig gefoltert wurde. [lacht]

Glauben Sie selbst an so etwas wie Flüche? Sind Sie abergläubig?

Nein, nicht wirklich. Obwohl, manchmal schon. Heute zum Beispiel. Ich ging durch mein Schlafzimmer und hatte diese beiläufigen Gedanken, dass jemand mit mir im Raum ist und mich beobachtet. Normalerweise habe ich nicht solche Gefühle. Vielleicht hat es mehr damit zu tun, dass ich diesen Film gedreht habe. [lacht] Und das ist nicht wirklich abergläubig. [lacht]

Würden Sie wieder einen Horrorfilm drehen?

Ich weiß nicht. Ich finde, es verbraucht zu viel Energie. Das tut es wirklich. Aber ich würde wirklich gern in einem anderen Sam Raimi-Film spielen. Das würde ich mit Kusshand tun. ■ mz | Quelle: Universal

Horror
USA 2009
99 min


mit
Alison Lohman (Christine Brown) Manja Doering
Justin Long (Clay Dalton) Julien Haggége
Lorna Raver (Sylvia Ganush) Gisela Fritsch
Dileep Rao (Rham Jas) Uwe Büschken
David Paymer (Mr. Jacks) Bodo Wolf
Reggie Lee (Stu Rubin) Kim Hasper
Adriana Barraza (Shaun San Dena) Monica Bielenstein
Chelcie Ross (Leonard Dalton) Frank-Otto Schenk
Molly Cheek (Trudy Dalton) Liane Rudolph
u.a.

drehbuch
Sam Raimi
Ivan Raimi

musik
Christopher Young

kamera
Peter Deming

regie
Sam Raimi

produktion
Buckaroo Entertainment
Ghost House Pictures
Mandate Pictures

verleih
Universal

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